Vor Beginn der kalten Jahreszeit sind Igel äußerst aktiv. Sie sind eifrig dabei, Laub und verdorrte Pflanzenteile für ihre Winterquartiere zu sammeln. Außerdem sind sie stets auf Futtersuche, um sich den nötigen Winterspeck anzufressen. Gerade in der Abenddämmerung können aufmerksame Spaziergänger derzeit die knuffigen, grunzenden kleinen "Stachelbälle" durch die Gärten, Parks, Friedhöfe und Wälder huschen sehen.
"Igel sehen nicht nur niedlich aus, sondern zählen auch zu den Nutztieren", erklären Daniela und Christian Dotzler aus Großschönbrunn. "Denn auf ihrem Speiseplan stehen zu 70 Prozent große Laufkäfer, Spinnen, andere Insekten und gerne auch mal ein Mäusenest, womit sie in der Natur und insbesondere im Garten für Ordnung sorgen." Die Dotzlers legen in ihrem Naturgarten "Hortus Bios" Wert auf unkontrolliert biologisches Gärtnern und auf ein naturfreundliches Stückchen Erde für Insekten und Kleintiere.
Igel stehen unter Naturschutz und sind vom Aussterben bedroht. Aber gerade Grundstücksbesitzer könnten durch die Schaffung eines Naturgartens dafür sorgen, dass die Igel Lebensräume bekommen.
Unterschlupf und Futter
Laub, Holz, Reisighaufen und Hecken bieten dem Stacheltier nicht nur Unterschlupf, sondern auch ausreichend verlockendes Futter im Gartenboden. In Zeiten von Laubbläsern und Mährobotern werde es allerdings "zunehmend schwerer und auch gefährlicher für unsere Igel", denn alle Gärten würden akkurat gepflegt, sagt Daniela Dotzler. "Es ist geradezu ein Wettlauf unter Nachbarn entbrannt, den saubersten Garten und die saubersten Wege vor dem Haus zu haben. Denn kaum liegen da drei Blätter, muss pedantisch geputzt werden", klagt sie. "Aber zu welchem Preis für unsere Umwelt? Schon in der Bibel steht: Bewahre die Schöpfung. Da steht nicht: Putze den Garten." Ein weiterer Aspekt: Bei vielen Menschen sei derzeit Sparen angesagt. Auch Mähroboter, Rasenmäher, Laubbläser und Co. bräuchten Strom und Benzin, gibt sie zu bedenken.
Vor dem Mähen Igel suchen
"Besonders gefährlich für die nachtaktiven Igel sind Mähroboter, die nachts ihre Runden im Garten drehen", sagt Daniela Dotzler. "Für die Stacheltiere bedeuten sie meist den sicheren Tod, denn schön leise pirschen sie sich heran und - zack - ist das kleine Beinchen ab." Sie will außerdem darauf aufmerksam machen, dass sich Gartenbesitzer vor der Umsetzung eines Komposthaufens, vor dem Mähen mit dem Fadenschneider oder dem Rechen des Rasens vergewissern sollten, dass sich kein Igel im Gras versteckt.
Daniela Dotzler ist Kinder- und Jugendleiterin im örtlichen Obst- und Gartenbauverein. In dieser Funktion wird sie von den Kindern oft gefragt, ob sie nicht ein Igelhaus bauen könnten. "Dem Wunsch stehe ich zwar offen gegenüber", sagt sie. "Dabei bin ich aber überzeugt, dass der Igel kein Haus braucht, sondern nur Bedingungen, wie sie ein Naturgarten bietet."
Was kann also im Garten für Igel getan werden? Im Naturgarten der Dotzlers überwintern die Tiere einfach in Laubhaufen. Dazu wird das Laub per Hand "ganz altmodisch mit einem Laubrechen" zusammengekehrt, auf eine Schubkarre gegeben und in einer Gartenecke platziert. Windgeschützt und bei einigen Büschen bietet der Laubhaufen einen natürlichen Unterschlupf für Igel.
Mauern mit Durchlass
Zäune können mit Löchern in einer Größe von circa 15 mal 15 Zentimeter versehen werden. "Igel können nicht Treppe steigen, darum bitte bei neu angelegten Gärten Öffnungen in den Gartenmauern einplanen", rät Daniela Dotzler. "Auf Treppenstufen zum Kellerabgang fallen manchmal Igel hinunter, hier kann man auf einer Seite eine Igeltreppe mit halbhohen Steinen legen, um den Ausstieg zu ermöglichen." Wichtig sei es zudem, blütenreiche Hecken zu pflanzen. "Nicht nur als Unterschlupf oder Nistmöglichkeit für Igel, sondern auch, um Insekten anzulocken." Obstbäume locken ebenfalls Insekten an.
Igel ernähren sich viel von Larven, Würmern und Co., die sich am Fallobst laben. "Auch hier bitte etwas liegen lassen", sagt sie. Ohrenkneifer sind ebenfalls eine Leibspeise von Igeln. Hier kann der Gartenbesitzer Tontöpfe mit Stroh füllen und umgedreht auf einem Stock befestigt aufstellen. "Das ist besser als aufhängen, denn Ohrwürmer klettern am liebsten von unten nach oben in eine dunkle Behausung." Daniela Dotzler rät außerdem zu einem eigenen Kompost. "Dort finden die Tiere nicht nur Nahrung, sondern auch Unterschlupf. Die selbst gewonnene Erde kann teure Substrate ersetzen."
Wasserschalen aufstellen
Wasserschalen sollten im Garten bereitgestellt und das Wasser täglich erneuert werden. Das sei nicht nur für Igel wichtig. Igelfreunde können Höhlen schaffen beziehungsweise natürliche Höhlen erhalten, beispielsweise in Komposthaufen und hohlen Baumstämmen. "Diese dienen dann nicht nur als Winterquartier, sondern mitunter auch als Nistplatz." Staudenpflanzen sollten erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden, um Tieren einen Unterschlupf zu bieten.
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