Johann Baptist Weigl wurde im Haus mit der Nummer 130, jetzt Mühlstraße 17, am 26. März 1783 geboren. Seine Eltern waren Caspar Weigl, Maurergeselle und Nachtwächter, und Anna Maria Weigl, geborene Käufl, Webermeisterstochter aus dem Haus Nummer 55. Die Eltern waren Besitzer eines kleinen Anwesens, in welches später Georg Trösch hinein heiratete. Bis heute kennt man dort noch den Hausnamen Weigl.
In der Nachbarschaft der Weigls wohnte Benefiziat Meyer. Dieser erkannte schon bald das musikalische Talent des kleinen Johann Baptist und gab ihm bereits mit vier Jahren Gesangsunterricht. Mit sieben Jahren verschaffte er ihm die Aufnahme in das Kloster Prüfening als „Singknabe“. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr war Weigl dort. Sein Firmpate war Rupert Kormann, der damals weithin bekannte Abt des Klosters. Dort und später dann am Gymnasium in Amberg erhielt Weigl seine musikalische Ausbildung. „Gleich wie in allen Gymnasialklassen war er an den beiden Lyceen in allen Kursen allezeit der Erste gewesen und hat gierig jede Gelegenheit zur Weiterbildung ergriffen“ (H. Batzl, Hahnbacher Chronik, S. 358).
Professor und Domkapitular
1801 kehrte Johann Baptist Weigl zum Benediktinerorden in Prüfening zurück und erhielt den Ordensnamen Frobenius. Mit 27 Jahren, nach seiner Priesterweihe 1806, wurde er Katechet und Vizeinspektor am Mädchenpensionat im Kloster „De Notre Dame“, also „Unserer Lieben Frau“, in Stadtamhof im Norden Regensburgs. Es folgten Berufungen zum Professor, zu Rektoratsführungen, bis hin zum Domkapitular und Verantwortlichen für die Kirchenmusik im Dom St. Peter zu Regensburg. Auch fungierte er als Vorsteher des Ehegerichts der Diözese. In all seinen Funktionen fand er „allgemein hohe Anerkennung als Gelehrter und Wissenschaftler“. Noch heute zeugen von seinem Talent ungezählte Bücher und Kompositionen in den bischöflichen Archiven in Regensburg, Eichstätt und in der Staatsbibliothek in München.
1817 schrieb sogar Johann Michael Sailer, damals Professor in Landshut, Erzieher des späteren Königs Ludwig I. und späterer Bischof von Regensburg, das Vorwort für Weigls „Katholisches Gebet- und Gesangbuch für nachdenkliche und innige Christen“. Sailer wünschte darin, „daß dieses Buch die Bildung des Verstandes und des Gemütes und mancherlei Belehrungen zu vereinen wußte und daß die Andacht, die wahrhaft himmlische Muse in den Chören unserer Musensöhne wieder freundliche Herberge finden möge“. Weigl veröffentlichte neben vielen Kompositionen von Litaneien, Vespern, Konzerten und Messen auch Anrufungen zum eucharistischen Segen und sieben Variationen zu „Pange lingua“. Mit einem Melodienband zu seinem Gebet- und Gesangbuch wollte er dem Wunsch nach deutschen Kirchengesängen zur „besseren Erfassbarkeit und zu mehr Andachtserbauung“ dienen. War dies damals für die Studierenden sogar durch königliche Verordnung vorgeschrieben, so wollte Weigl aber mehr. Er hatte sich zum Ziel gemacht, die „zu üppigen Auswüchsen führende theatralische Kirchenmusik“ zurückzudrängen. Doch dies ist ihm nur zeitweise gelungen und sein Gegenspieler, Carl Proske, verhalf mit Billigung des Bischofs, der „altklassischen Kirchenmusik“ bald darauf wieder zu neuem Ansehen.
Aber nicht nur für den kirchlichen Gebrauch engagierte sich Weigl. Er schrieb auch Schullieder, Kantaten und Kanons. Vieles davon befindet sich bis heute in der Proske-Musik-Bibliothek im bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg. Laut Andreas Hubmann, dem Dirigenten des Gemischten Chors, ist eine Wiederaufführung in Hahnbach vielleicht noch dieses Jahr realisierbar.
Lehrbuch über Rechenkunst
Weigl war aber nicht nur musikalisch begabt, er publizierte 1811 ein 560-seitiges Lehrbuch über die Rechenkunst, die Arithmetik und Algebra, das in ganz Deutschland und selbst in England Verbreitung fand. Zudem wies er nach, dass die auf den römischen Mönch Dionysius Exiguus zurückführende Zeitrechnung um vier Jahre zu spät dran sei, was mittlerweile als allgemein anerkannt gilt. Seine Kenntnisse, vor allem der „toten Sprachen“ wie Latein, Altgriechisch und Althebräisch, sollen ebenso „hervorragend“ gewesen sein. Große Anerkennung erhielt seine Übersetzung des Buchs „De imitatione Christie“ (Die Nachfolge Christi) von Thomas von Kempen, welches in sieben Sprachen übersetzt wurde und noch immer nicht als überholt gilt. Mit zwei weiteren Übersetzern war er auch an dem sechsbändigen Werk des Jesuiten Alphons Rodriguez „Übung der Vollkommenheit und der christlichen Tugenden“ beteiligt. Auch eine „Populäre Erdglobuslehre“ stammt aus seiner Feder. Doch sein eigenes handgeschriebenes festgebundenes Tagebuch, das er in Latein führte, ist leider immer noch nicht wissenschaftlich erfasst.
Beim Sulzbacher Seidel-Verlag ließ Weigl viele seiner Veröffentlichungen drucken. In einer nach seinem Tod erstellten Sammlung finden sich unter anderem 15 verschiedene Predigten zum Fest des Heiligen Jakobus, dem Patron der Hahnbacher Pfarrkirche, und auch eine Predigt, die er an Mariä Himmelfahrt 1815 auf dem Frohnberg gehalten hat. In seiner Predigt bei der Primiz von Christoph Trösch 1842 lobte Weigl besonders seine „geliebte Vaterstadt, diese fruchtbare Mutter katholischer Priester“ (bis dahin wusste man immerhin von 97 Geistlichen, die aus Hahnbach stammten). Weigl verwies in seiner damaligen Ansprache zwar auch auf „die schwere Bürde des Priesters“, zeigte sich aber zuversichtlich aufgrund des „an Geist und Herz gleich vorzüglich gebildeten Herrn Primizianten“.
Seine Festpredigt zur Einweihung des Klosters der Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau 1842 spiegelt allerdings den damaligen Zeitgeist wider. Er postulierte nämlich, dass die Mädchen „keine Gelehrten“ werden sollten. Denn „Vielwisserei macht eitel und einbilderisch“. Deshalb passe „eine Menge schwerer Studien, wie Politik, Kriegszeug, Philosophie, Theologie und Juristerei nicht für unsere Töchter“. Er fuhr fort: „Auf welches Glück des Lebens können aber Männer hoffen, wenn ihre nächste, innigste Gesellschaft, die eheliche, Frauen sind, deren Fleiß, Wirtschaftlichkeit, Reinlichkeit und einen reichlichen Schatz von Gemütlichkeit, Innigkeit der Gefühle und Empfindungen, Geduld und Ausdauer verliehen ist.“ Weigl wünschte, dass vor allem „diese Tugenden“ den Mädchen durch die Schwestern vermitteln werden. Als Prediger war er aber wohl geschätzt, denn zur 1100-Jahrfeier der Diözese war er es, der im Regensburger Dom predigte.
Seine Aufzeichnungen der Vorlesungen als Professor über Kirchenrecht und Kirchengeschichte sollen sich im Kloster Metten befinden, sind dort derzeit aber leider nicht auffindbar.
Eine 78-seitige Biografie schrieb Weigl über Maximilian Prechtl, den aus Hahnbach stammenden letzten Abt des Klosters Michelfelds. Weigl würdigte darin besonders, dass selbst die Protestanten dessen „irenische (friedliebende) Schriften“, mit denen Prechtl für eine echte Ökumene warb, „nicht tadeln konnten“.
Ritterkreuz I. Klasse
Weigl wurde „wegen seines segensreichen Wirkens und seiner großen Verdienste um Schule, Staat und Kirche“ mit dem Ritterkreuz I. Klasse des königlich bayerischen Verdienstordens des heiligen Michaels dekoriert. Die „höchste Ehre“ wurde ihm zuteil, als er 1850 zum „Außerordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ ernannt wurde. Dies sei „in gerechter Würdigung und Anerkennung des Werkes“ geschehen, so Dr. Zarbl in der Totenrede für Weigl, zumal setzte er hinzu, die Akademie „nur Männer von seltener und tiefer Gelehrsamkeit in ihren Kreis“ aufnimmt. Denn Weigl „erwarb sich in der literarischen Welt einen bleibenden Namen durch seine gediegenen Schriften“, schrieb bereits zurecht der „Sulzbacher Kalender von 1848“.
Mit 69 Jahren ist Weigl in Regensburg am 6. Juli 1852 an einer Lungenlähmung gestorben. Nicht nur in der Regensburger Presse würdigte man ihn, auch Domprobst Dr. Zarbl lobte den Domkapitular an seinem Grab mit den biblischen Worten seiner Freunde: „Es ist gut und lieblich mit ihm in Gemeinschaft zu leben.“ Zarbl hob auch seinem hohen Bekanntheitsgrad „wenigstens in Deutschland“ hervor. In seiner Grabrede vermerkte er auch: „Weigl war zugleich ein Priester von nicht gewöhnlicher Bildung und etwa nur zureichenden Berufskenntnissen, er war ein Mann von großer, viel umfassender und, ohne Übertreibung, von außerordentlicher Wissenschaft und Gelehrsamkeit“. Erst zehn Jahre später wurde in Regensburg sein Nachlass versteigert. In der Hahnbacher Pfarrkirche befindet sich bis heute eine große Erinnerung an den berühmten Sohn des Marktes: das überdimensionale Kreuz im Turmzimmer, welches Johann Baptist Weigl 1819 der Pfarrkirche gestiftet hat und neben dem der Toten der Pfarrgemeinde würdig gedacht wird. „Es wäre aber an der Zeit, dass auch diesem großen Hahnbacher eine Straße gewidmet wird“, meinte Heimatpflegerin Marianne Moosburger und Bürgermeister Bernhard Lindner zeigte sich mit einem „Schau ma mal“ nicht abgeneigt.





















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