Josef Geisler (90) wurde dem Metzger, Landwirt und leidenschaftlichen Klarinetten- und Trompetenspieler Hans Geisler und seiner Frau Margarete in Hahnbach geboren. Da sein Vater 1943 mit erst 29 Jahren in der Ukraine bei Charkiw fiel, heiratete seine Mutter 1944 dessen Bruder Josef. Mit seinem Stiefbruder Hans Geisler wuchs er in der Breiten Gasse in Hahnbach auf. Hans hatte Elektriker gelernt, war unter anderem zwei Jahre lang der „Mittlere Wirt“ in Süß und starb mit 76 Jahren 2022 in Amberg.
Wie sein Bruder besuchte auch Josef Geisler die Volksschule in Hahnbach. Schon bald entdeckte er nach seiner Schulzeit seine offensichtlich ererbte Liebe zur Musik. Mit 15 lernte er begeistert und gemeinsam mit weiteren drei Buben bei Rudolf Steinfelder in Süß das Schifferklavier-Spielen.
Fest eingespannt war er nach der Schulzeit in der Landwirtschaft seiner Großeltern in der Breiten Gasse. Nach dem Abriss des Boderhauses vor der Pfarrkirche siedelte Geisler an den Ortsrand aus.
Er war schon mit Elfriede, einer gebürtigen Erras aus Ursulapoppenricht, verheiratet, als er sich an den Neubau eines Bauernhofes in der Vogelloh wagte. Aber schon bald sollte sich zeigen, dass die Landwirtschaft nicht ausreichend rentabel war und die aufgenommenen Schulden so nicht zurückbezahlt werden konnten. „Man kommt nicht weit mit 14 Rindern, 20 Schweinen, sechs Hektar Nutzfläche und fünf Hektar Wald“, fasst Geisler jene Zeit zusammen.
„Nur zu gern hätte ich damals ein Angebot für eine feste Stelle als Berufsmusiker in einer Band angenommen. Aber nachts spielen und am Tag auf dem Bauernhof arbeiten, das wäre nicht gegangen“, erzählt er. Auch waren da noch seine Kinder. Stefan, der Älteste, war zudem von seiner Geburt 1967 an eingeschränkt, konnte nicht sprechen und hatte epileptische Anfälle. 1985 starb er mit 18 Jahren an einer Embolie. Auch der zweite Sohn Gerhard starb früh 1970 mit nur 15 Monaten an einer Lungenentzündung. „Gott sei Dank kam 1971 dann noch Reinhard, unser Dritter“, berichtet Geisler. Dieser Nachkomme lebt in Landshut mit seiner Frau Andrea und dem heranwachsenden Sohn Max.
Geislers Bauernhof wurde schließlich an die Familie Ertl verkauft. Geisler selbst baute sich nicht weit davon entfernt, ebenfalls in der Vogelloh, ein Einfamilienhaus, das er seitdem mit seiner Frau bewohnt. Nach zehn Jahren als Landwirt heuerte Josef Geisler mit 31 Jahren bei der Firma Diehl in Röttenbach bei Lauf an. Nach einem Muskelriss suchte er leichtere Arbeit bei der Firma Grundig in Nürnberg, wo er zwölf Jahre lang tätig war. Mit 57 Jahren ging er schließlich aus gesundheitlichen Gründen in Rente.
Die Hahnbacher kennen Josef Geisler als einen, der immer irgendwie unterwegs ist, sei es zu Fuß oder mit dem Rad. Gern lässt er sich auch einspannen, um hier und da zu „dowackern“, sprich leichte, befristete Arbeiten zu erledigen. Seine große Liebe aber bleibt das Akkordeonspielen, das er trotz Arthrose in den Fingern wieder aufgenommen hat. Ohne Mühe spielt er sogar nur einmal gehörte Melodien nach. Selbst schwierigste Stücke bringt er noch zustande wie das „Trompetenecho“, den „Klarinettenmuckl“ oder den „Huckepack“. Schon hat er eigene Kompositionen verfasst, für die er keine Noten braucht, und die er nur zu gern zum Besten gibt.
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