Landkreis-Mundarttage gibt es seit 1994. Diesmal haben Kreisheimatpflegerin Martha Pruy und ihre Hahnbacher Kollegin Marianne Moosburger die Hahnbacher 900-Jahr-Feier zum Anlass genommen, die Veranstaltung ins Festprogramm einzubinden. „I bin beeindruckt“, lobte Martha Pruy dann auch am Frohnberg in ihrer Begrüßung die überaus zahlreichen Besucher, die die Tribüne und die Stuhlreihen davor füllten. Auf dieser Bühne, eigentlich der Freialtar der Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt, hatten Frauen, Männer und Kinder Platz genommen, die Sänger, Musikanten und Poeten dieses Abends. Es dominierten Dirndl, Janker, Tracht. Auch Bürgermeister Bernhard Lindner war entsprechend gekleidet, als er den Initiatorinnen dankte und den Begriff Heimat erklärte mit „da wo man sich wohl fühlt und gut aufgehoben“. Martha Pruys Aufforderung „Sagts, wosts zren hats“ folgten Schlag auf Schlag die einzelnen Programmpunkte.
Nicht fehlen durfte natürlich die Hymne der Marktgemeinde, das „Tätärä Hahnbach“, das die Gebenbacherin Rita Butz mit ihren Sängerinnen eingeübt hatte. Ihre Hackbrett- und Instrumentalgruppe hatte mehrere Auftritte, die Mädchen sangen das Lied von der lästigen „Muckn“ oder schilderten „Des braucht ma af an Bauernhof“. Den musikalischen Teil bereicherten auch die Hahnbacher Sänger unter Leitung von Andreas Hubmann. „Mit an schöina Gsang fang ma an“, eröffneten sie ihr Repertoire, und endeten mit Schnaderhüpferln über Hahnbacher Kuriositäten. Den „gstandnen Männern“ standen junge Stimmen gegenüber. Der Schülerchor der 3a der örtlichen Grund- und Mittelschule unter Leitung von Johannes Mühldorfer bewies, dass auch die Kinder von heute noch den Oberpfälzer Dialekt beherrschen. Fast ohne Worte, dafür aber mit echten Heimatklängen auf Akkordeon, Klarinetten und Trompete unterhielten Dieter Kohl und seine Hoidlbrummer. Oberpfälzer Zwiefache, Polkas und der „Fuhrmann, da schware“, lösten begeistertes Mitklatschen auf den Rängen aus.
Erinnerung an Kindheit
„Ren wöi ma halt han, wos so durchn Kopf gäiht“, war der Anspruch der Mundart-Poeten. Bei Thomas Fenk ist das die Erinnerung an seine Kindheit in Süß, an den Bauernhof „mit Saustoll, Odlgroum und Mistn, mit Bucklkirm und Grätzn und ans Schwoazbazupfa und Erdepflgrom“. Der Sandreng Schore erinnerte sich an die gelben „begehbaren Handys“ vergangener Zeit, an das „Fasse dich kurz“ und an das „telefoniern, ner wenns wos wichtigs gwen is“. Marianne Moosburger erntete verständnisvolles Nicken und großen Beifall für ihre Beschreibung des Tageslaufs einer Bäuerin früher und einer modernen Mutter von heute. Schweres Leben damals, psychische Herausforderung heute - „Manchmal beneid ich die Frauen von damals“, heißt es in ihrem humorvollen und doch nachdenklichen Beitrag.
Ein paar "Fotzen" eingesteckt
Sehr still wurde es dann, als Dieter Radl über seine Gedanken sprach. „Han mia oam dra“, schilderte er unser Leben im Überfluss, verglichen mit den Problemen in aller Welt. Aber: „Dou kummt so a Virus daher, nou is nix mehr wöis wor“. Zum Vergnügen aller Hahnbacher aber erzählt er auch eine wahre Begebenheit, sein „Hahnbacher Andenken“. Die Idee, sein Fahrrad, analog der Peter-Kuschel-Skulptur des Hahnbacher Fahrradträgers provozierend durch Hahnbach zu tragen, brachte ihm, dem „Sulzbacher Aff“, ein paar „Fotzen“ aufgebrachter Hahnbacher ein.
Zwei Stunden gute Unterhaltung, engagierte Veranstalter und Mitwirkende, da konnten ein paar Regentropfen nicht viel kaputt machen. „Mundart läibt weiter“, versicherte Martha Pruy und appellierte an die Familien, den Dialekt am Leben zu erhalten, denn er gehöre zur Heimat. Außerdem wies sie schmunzelnd darauf hin, dass es auch in der englischen Sprache Oberpfälzer Laute gebe wie ou und äi. Mit eben diesen und anderen Lauten und vor allem echt Oberpfälzer Klängen verabschiedeten Dieter Kohl und seine Hoidlbrummer das Publikum hinaus in den letzten Abend des Mai.
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