Der starke Dauerregen sorgte am Samstagabend in Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach für massive Feuerwehreinsätze. So war ab 18 Uhr die Ortsdurchfahrt von Hahnbach komplett überflutet. "Es gibt kein Durchkommen mehr", schilderte ein Augenzeuge. Der Verkehr wurde umgeleitet. Auch gegen 23 Uhr war die Bundesstraße 14 im Ortskern des Marktes noch gesperrt. Allein in Hahnbach waren mehr als 100 Rettungskräfte im Einsatz, darunter auch Wasserwachten, das BRK und das Technische Hilfswerk. Die Bewohner wurden aufgefordert, nicht auf die Straße zu gehen, weil es zu gefährlich war. Bürgermeister Bernhard Lindner koordinierte zusammen mit den Einsatzleitern der Hilfsorganisationen die Maßnahmen. "Das wird eine lange Nacht werden", sagte Lindner gegen 23 Uhr. Entlang des Marktkerns pumpten nahezu alle Anwesen Wasser aus den Kellern. In allen Häusern entlang der Hauptstraße brannten Lichter, überall waren Bewohner am Wasserschöpfen und Putzen. Zuvor war in Hahnbach auch der Strom ausgefallen.
Nicht nur in Hahnbach gab es Überschwemmungen. Auch die Marktgemeinde Kastl war wieder betroffen. Dort hatte es bereits am Dienstag nach Pfingsten (21. Mai 2024) eine Sturzflut gegeben, die den Marktplatz überflutete und Autos mitriss. Kurz vor 22 Uhr wiederholte sich das Szenario. Erneut schossen Wassermassen aus dem Hainthalgraben über den Platz im Ortskern. Laut der Pressesprecherin des Landkreises Amberg-Sulzbach, Christine Hollederer, waren insbesondere auch Sulzbach-Rosenberg, das Birgland und die Gemeinde Ursensollen betroffen. In Oberleinsiedl wurde die Straßenfahrbahn beschädigt. In Fürnried stand am Abend der Kindergarten unter Wasser. Der Höhepunkt des Einsatzgeschehens war kurz nach 21 Uhr erreicht. Zu diesem Zeitpunkt zählte Kreisbrandrat Christof Strobl binnen dreier Stunden insgesamt 128 Einsätze im Landkreis Amberg-Sulzbach. 250 Kräfte waren im Einsatz. Aufgrund der Größe des Schadensereignisses trat im Landratsamt in Amberg erneut die Führungsgruppe Katastrophenschutz zusammen. Sie hatte erst am Dienstag, getagt, als es in der Marktgemeinde Kastl zu massiven Überschwemmungen gekommen war. Der Katastrophenfall wurde diesmal nicht ausgerufen, aber eine Vorstufe davon. Auch in Vilseck gab es etliche Feuerwehreinsätze. "Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Bürgermeister Hans-Martin Schertl.
Im Amberger Stadtteil Ammersricht schossen die Wassermassen über Fahrbahnen – wie in der Hauerstraße. Die Feuerwehren hatten auch hier alle Hände voll zu tun. In Gailoh und Lengenlohe mussten mehrere Keller ausgepumpt werden. Die Gailoher Hauptstraße war am Abend gesperrt. Über Wiesen und Felder, Graben und Kanäle suchte sich das Wasser jeweils den Weg in die Vils.
Welche Wucht der Starkregen am Samstagabend hatte, kann man auch an den Pegeln der Bäche und Flüsse ablesen. Die Vils in Hahnbach schwoll binnen Minuten an, der Wasserstand erreichte nach Mitternacht Meldestufe 3 und geht seither wieder zurück. Ähnlich die Situation am Rosenbach. Mit etwas Verzögerung kam das Wasser in Amberg an. Hier überschritt die Vils am Sonntag gegen 3 Uhr Meldestufe 2, Tendenz noch steigend. Einen besonderen Ausreißer nach oben machte die Lauterach. An der Messstelle Stettkirchen überschritt der Fluss gegen 4 Uhr Meldestufe 4 - damit führte er erheblich mehr Wasser als bei der Sturzflut vor einer Woche. Der Wasserstand der Lauterach sank am Sonntagmorgen aber wieder.
(Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatte es geheißen, in Teilen des Landkreises Amberg-Sulzbach sei Katastrophenalarm ausgelöst worden. Tatsächlich ist lediglich die Vorstufe zum Katastrophenalarm ausgelöst worden.)
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