Bernhard Lindner wollte an jenem Abend im Mai gerade ins Bett gehen, als sein Telefon klingelte. Die Integrierte Leitstelle in Amberg war dran. Ob er der Hahnbacher Bürgermeister sei, wollte der Anrufer wissen. Als Lindner, der in Süß wohnt, bejahte, sagte ihm der Disponent in der Leitstelle: Er solle nach Hahnbach kommen, "das Obere Tor brennt". Es war der 27. Mai, ein Montag. Ein junger Soldat der US-Armee war kurz nach 23 Uhr gegen den Torbau geprallt. Sein Auto fing sofort Feuer, die Flammen griffen auf das Gebäude über. Der Mann verbrannte in seinem Fahrzeug. Bernhard Lindner hatte via Einsatzmeldung auf dem Handy mitbekommen, dass die Feuerwehr zu einem Unfall auf die B 14 alarmiert worden war. "Ich habe dies nicht mit dem Brand in Hahnbach in Verbindung gebracht", gesteht er fünf Monate später. Als er das Obere Tor erreichte, war der Löscheinsatz der Feuerwehr in vollem Gange. Über die Drehleiter wurde gerade der brennende Dachstuhl gelöscht, Ziegel fielen herab.
Lindner verhehlt nicht, dass bei ihm zunächst das Gebäude im Fokus gewesen sei. "Erst am nächsten Tag ist mir so richtig bewusst geworden, dass ein Mensch zu Tode gekommen ist, hinter dem Familie und Freunde stehen." Lindner erzählt, dass immer wieder Menschen Blumen am Unfallort abgelegt hätten. Oder militärische Plaketten in Erinnerung an den verunglückten Soldaten. Der Markt Hahnbach ist Eigentümer des Oberen Tores, ein Überbau über die B 14. Genutzt wurde es bislang auch, der Kulturausschuss hielt dort seine Sitzungen ab und lagerte die Faschingsdekoration ein. Außerdem war es der Probenraum der Jagdhornbläser.
Die Brandversicherung des Marktes für seine rund 50 Liegenschaften reguliert den Schaden am Gebäude - laut Lindner rund eine Viertelmillion Euro. Bei einem historischen Gebäude wie dem Amberger Tor, auf dem sich das Storchennest befindet, wäre er definitiv höher gewesen. Das Obere Tor war in Stahlbeton-Ausführung unter dem damaligen Hahnbacher Bürgermeister Herbert Falk Mitte der 1990er-Jahre errichtet worden.
Experten hatten festgestellt, dass die Statik des Gebäudes durch den wuchtigen Aufprall des Fahrzeugs keinen Schaden genommen hat. Einen Ratschlag der Versicherung beherzigte die Kommune: die Dämmungen unterhalb der Böden und oberhalb der Decken ebenso zu entfernen. "Wir werden also im Inneren auf einen Rohbau-Zustand runtergehen", sagt Lindner. Ersetzt werden müssen die Dachpartien in dem Bereich, wo der Dachstuhl offen war. Erneuert werden die Fenster, die zum Teil geborsten sind. Lindner informiert, dass der Rückbau im Gebäudeinneren größtenteils abgeschlossen ist. "Der Innenausbau wird den Winter über erledigt." Außen wird die Säule, gegen die der Wagen gekracht war, instandgesetzt. An der Unterseite des Bogens muss der abgeplatzte Putz ersetzt werden. "Dafür ist aber eine Vollsperrung der B 14 erforderlich", erklärt Lindner und kündigt an, dass diese Arbeiten auf einen "geringstmöglichen Zeitraum verdichtet werden sollen". Immerhin passieren rund 8000 bis 10 000 Fahrzeuge auf der B 14 dieses Tor. "Das wird dann der Abschluss sein - und auch die sichtbarste Maßnahme."
Froh ist der Bürgermeister, dass die Flammen damals nicht auf andere Gebäude übergriffen. Die Wucht, mit der das Auto gegen das Tor gedonnert war, war immens. Trümmerteile waren auf der Hauptstraße verstreut, die Autobatterie lag auf Höhe der Raiffeisenbank - sieben Häuser weiter. Lindner redet von Glück, dass niemand zu diesem Zeitpunkt dort zu Fuß unterwegs war.









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