Haunritz bei Weigendorf
18.11.2022 - 17:47 Uhr

Haunritzer stolz auf Film "Stumm vor Schreck"

Dass in Haunritz alles möglich ist, zeigt "Stumm vor Schreck". Gedreht worden war der Film, der den Kritikerpreis der 56. Hofer Festspiele gewann, in Haunritz. Ein ausgewähltes Publikum bekam ihn in der Oberschleif zu sehen.

Regie-Dozent Michael Rösel (links) und Regisseur Daniel Popat (rechts) standen dem Publikum bei der Haunritz-Premiere im legendären Privatkino in der Oberschleif Rede und Antwort. Bild: glb
Regie-Dozent Michael Rösel (links) und Regisseur Daniel Popat (rechts) standen dem Publikum bei der Haunritz-Premiere im legendären Privatkino in der Oberschleif Rede und Antwort.

Wer hätte gedacht, dass in Haunritz ganz im Geheimen ein Film mit zwei bekannten Schauspielern wie Annette Frier und Peter Trabner gedreht wird, der zwei Jahre später, bei seiner Premiere auf den 56. Hofer Filmfestspielen mit dem renommierten Kritikerpreis ausgezeichnet wird? Niemand. Am wenigsten Schauspieler Daniel Popat, der mit dem Spielfilm “Stumm vor Schreck” sein Debüt als Regisseur gab. Fans von “Dahoam ist Dahoam” ist er bekannt als Pfarrer Burman.

Im privaten Kinomuseum in der Oberschleif in Haunritz, das dem gebürtigen Haunritzer und heutigen Dozenten an der Filmhochschule Ludwigsburg, Michael Rösel, gehört, wurde der Film bei einer Vorführung gefeiert. Und die geladenen Gäste erfuhren so einiges über das Entstehen des Films. Zum Beispiel, dass es kein Low-Budget-Projekt war, sondern ein Null-Budget-Projekt war. “Mumblecore-Spielfilm” nennt sich das. Und dass das Drehbuch innerhalb der superknappen vier Drehtage mehrmals eine komplette Neuausrichtung bekommen hatte.

Der Grund dafür: Die ursprünglich geplante Corona-Geschichte mit einer jungen Mutter mit Baby hatte sich am Tag vor dem Drehbeginn in Luft aufgelöst – wegen der Erkrankung der Darstellerin. Und weil sich der Regisseur in seiner Funktion als “Deus ex machina” neben den beiden prominenten TV-Größen beim Sprung aus dem Fenster das Schienbein brach. Was er vor Stress allerdings gar nicht so richtig realisiert hatte. Er merkte nur, dass er kaum laufen konnte. Also lautete die Devise ab Tag zwei: Alles neu erfinden.

Überhaupt war die Entwicklung der Handlung stets im Fluss, was man dem Film aber überhaupt nicht anmerkte. Oder doch: Er ist viel spannender als die ewigen Schnitt-Wechselschnitt-Serien und -Filme im Fernsehen. Er lebt vom Dialog, von der Improvisationskraft der Schauspieler. Und von der Flexibilität des jungen Regisseurs, der die Kühnheit und das Vertrauen besitzt, die Einzigartigkeiten und Zufälligkeiten des Augenblicks wie eine Perlenkette geschickt aufzufädeln und in ein Schmuckstück spontaner Regiekunst zu verwandeln. Wie im echten Leben eben, wo sich auch manch gute Planung von einer Minute auf die andere in Nichts auslöst. Oder eben ganz neue Chancen eröffnet. Und genau das ist es, was diesen Film so spannend macht.

Annette Frier, berühmt geworden als Danni Lowinski und eigentlich bekannt für komische Rollen, erlebten die Zuschauer im Haunritzer Privatkino überzeugend in ihrer wahrscheinlich ersten dramatischen Rolle. Im Kammerspiel einer Ehekrise. Ohne Ausweg in einem Ort ohne Handyempfang. Erstaunliche Wendungen.

Gedreht wurden am Tag zehn Stunden, in der Nacht dann stundenlang das Material gesichtet und überlegt, wie die Handlung am nächsten Tag weitergehen wird. All das macht “Stumm vor Schreck” zum Erlebnis und das Erstlingswerk des schauspielerfahrenen Jung-Regisseurs absolut sehenswert. Was auch der BR anlässlich der Auszeichnung in seinem Filmmagazin "kinokino" feststellte.

Die geladenen Gäste aus Haunritz und Umgebung honorierten die Vorführung mit tosendem Applaus. Seinem Publikum erzählte Daniel Popat die unglaubliche, aber wahre Geschichte der “Null-Budget-Filmproduktion”. Er sprach davon, dass Unmögliches in kürzester Zeit möglich werde, wenn alle ihre Energie auf ein Projekt bündelten. Dankbar zeigte er sich allen gegenüber, die "dieses Wunder" möglich gemacht hätten. Das Ende des Films kommt genauso überraschend wie die ganze Entstehungsgeschichte. Diejenigen, die den Film in Haunritz sehen durften, hoffen, dass dieses spannende Experiment bald im Fernsehen zu sehen sein wird – mit 100-prozentiger Nicht-Einschlaf-Garantie.

Hintergrund:

Fakten zum Film

  • Titel: Stumm vor Schreck
  • Produktionsjahr: 2022
  • Regie: Daniel Popat
  • Buch: Daniel Popat, Annette Frier, Peter Trabner
  • Darsteller: Annette Frier (Johanna), Peter Trabner (Thomas), Daniel Popat (Abey)
  • Länge: 79 Minuten
  • Genre: Drama
 
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