Eine der Bogenschützinnen wurde mehrfach Bayerische Meisterin – die 16-jährige Emily Sperl. Bogenschießen ist zwar seit der Olympiade 1972 in München wieder olympische Disziplin. Dennoch ist es in Deutschland eher eine Randsportart. Wie kommt man also dazu, sich ausgerechnet für die Sportart Bogenschießen zu interessieren?
Emily Sperl hat da eine interessante Geschichte zu erzählen. Im Sommer 2013 – da war sie zehn Jahre alt – machte sie mit ihrer Mama Melanie, ihrem Papa Martin und ihrer Schwester Paulina Urlaub in der Schweiz. Während des Aufenthalts wollte eigentlich die Mama das Bogenschießen erlernen. Stand August 2019: Alle Familienmitglieder sind aktive Bogenschützen – nur die Mama nicht. Emily fand den Sport sofort interessant. Daheim schaute sie sich die Lintacherin erst bei Schützenvereinen in Amberg und Sulzbach-Rosenberg um, schließlich dann in Hirschau bei den "Diana"-Schützen. Dort gefiel es ihr vom ersten Moment an. Im August 2015 begann sie dann ernsthaft mit dem Training. Ihr Sportgerät ist ein Recurvebogen (Olympischer Bogen, der am Ende gegen die Bogenkrümmung gebogene Wurfarme besitzt. Um einen optimalen Schuss abgeben zu können, ist der Bogen mit einer Pfeilauflage, einer Auszugskontrolle (Klicker), einem Visier und einem Stabilisatorensystem ausgestattet.
Vize-Titel errungen
Ihr Trainer, Schützenmeister Ralf Hergeth, erkannte schnell Emilys Talent und förderte sie entsprechend. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 2017 gewann sie als 14-Jährige den ersten Landesmeistertitel. Die Konkurrenz wurde in der eigenen Halle der "Diana"-Schützen ausgetragen. Ihr Schießergebnis war so gut, dass sie sich für die deutsche Meisterschaft in Hof qualifizierte. Dort belegte sie einen mehr als achtbaren 8. Platz. Beim Schießen in der Halle beträgt die Entfernung vom Schützen zur Zielscheibe 18 Meter. Es sind 60 Schüsse abzugeben. Die Stadt Hirschau würdigte Emily Sperls Erfolge und ehrte sie als Sportlerin des Jahres 2017.
2018 holte sie sich dann den Meistertitel beim Schießen im Freien. Austragungsort war Sulzbach-Rosenberg. Im Freien beträgt die Entfernung zwischen Schützen und Zielscheibe stolze 60 Meter. 72 Schüsse werden abgegeben. Der nächste Bayerische Meistertitel war im Februar 2019 beim Wettkampf in der Halle in Schwarzenfeld fällig. Bei tropischen Temperaturen reichte es für Emily am 30. Juni dann bei den in Sulzbach-Rosenberg ausgetragenen Landesmeisterschaften zur Vize-Meisterschaft. Ihr erklärtes Ziel, heuer bei den deutschen Meisterschaften in Berlin auf dem Siegertreppchen zu stehen, erfüllt sich nicht. Trösten konnte sie sich mit dem Mannschafts-Meistertitel, den sie gemeinsam mit Yasmin Böller und Maximilian Zach gewann.
Aber mit den bei der Einzelkonkurrenz geschossenen 459 Ringen erfüllte sie nicht die Qualifikationsnorm. Überhaupt schaffte diese bei der Konkurrenz angesichts der brütenden Hitze fast kein einziger Teilnehmer. Einen anderen, wohl zumindest genauso wichtigen Grund nennen Emily und Ralf Hergeth ganz offen. „Um Spitzenleistungen zu erbringen, muss man jede Woche an wenigstens fünf, sechs Tagen jeweils ca. 90 Minuten Schießtraining absolvieren. Dazu kommen Kraft-, Ausdauer- und Gleichgewichtstraining!“ So viel Zeit kann Emily Sperl nicht aufbringen. Sie schließt in wenigen Wochen ihr erstes Lehrjahr als Azubi im Zahnarztteam der Bundeswehrkaserne in Gärmersdorf ab. „Ich schaffe momentan höchstens 6 bis 8 Stunden in der Woche“, erklärt Emily. „Meine Ausbildung und mein Beruf haben Vorrang.“ Angesichts dieser Trainingswerte verdienen die in 2018 und 2019 erzielten Ergebnisse alle Achtung und Anerkennung. Denn natürlich gesellten sich in diesem Zeitraum zu den Bayerischen eine ganze Reihe Gaumeistertitel. Eines hat Emily Sperl auf jeden Fall unverändert: Richtig Spaß am Bogenschießen!
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