Die Geburtsstunde des Heimat- und Trachtenvereins Hirschau schlug eigentlich schon ein Jahr früher im Sommer 1947 unter dem Motto „Treu der Sitt‘ – Treu der Tracht – Treu der Heimat! Den Alten zur Ehr‘, den Jungen zur Lehr‘!“. Der Besuch des Buchbergfestes veranlasste damals einige junge Männer, auch in Hirschau eine Plattlergruppe zu gründen. Am 15. August 1947 fand im Gasthof Weich die erste Tanzprobe statt. Der Trachtenverein Stamm Schwandorf erklärte sich bereit, mit den Burschen aus Hirschau die Plattler einzuüben. Am 20. September 1947 wurde die Plattlergruppe gegründet. Zu den Burschen gesellten sich bald ihre „Herzensdamen“ und andere interessierte junge Frauen. Nun wurden auch Volkstänze geprobt. Gründungsmitglieder waren (mündlich überliefert): Alfons Birner, Wendelin Birner, Sepp Dolles, Emil Engelhardt, Hermine Siegert (Engelhardt), Frieda Staudigl (Duschner), Bert Forster, Max Häusler, Sepp Häusler, Ernst Kummer, Karl Mader, Lotte Meyer (Öhl), Berta Prößl (Mader), Fritz Streber, Hans Weich, Rosa Held (Kahrweg) und Musikant Schorsch Held.
Die Vereinsgründung geschah ohne Lizenz, die erst nach Überprüfung durch die US-Besetzungsmacht und den von ihr eingesetzten Landrat Martin Winkler am 17. Juli 1948 erteilt wurde. Mit Wendelin Birner, Georg Hauer und Franz Dolles hatten sich „drei unbescholtene Bürger“ als Bürgen zur Verfügung gestellt. Birner übernahm kommissarisch auch die Vereinsführung. Man nannte sich Volkstrachtengruppe Enzian, getragen wurde die Miesbacher Tracht. Die erste Mitgliederversammlung, bei der Hans Wild zum Vorsitzenden gewählt wurde, fand am 20. Januar 1948 im Gasthof Böckl statt. Im gleichen Monat trat der Verein dem Gauverband Oberpfalz bei. Am 5./6. Juli 1952 feierte man das erste große Fest – die Fahnenweihe. Der Trachtenverein Stamm Schwandorf übernahm die Patenschaft.
Am 15./16. Juli 1967 wurde das 20-jährige Bestehen mit einem Festzug und einem Heimatabend gefeiert, am 15./16. Juli 1972 das 25-Jährige mit einem Standkonzert und einem Festzug. Sein 40-Jähriges Bestehen beging der Verein vom 18. bis zum 20. Juni 1987 mit einem Gaufest. Dabei wurde die restaurierte Fahne neu gesegnet. Zum 50-Jährigen am 21./22. Juni 1997 wurde erneut das Gaufest nach Hirschau geholt. Den 60. Geburtstag feierte der Verein mit einem Standkonzert und einem Oberpfälzer Abend im voll besetzten Josefshaus, das 70-Jährige mit einem Gartenfest.
Als sich der Verein immer mehr seiner Oberpfälzer Bodenständigkeit bewusst wurde, legte er den Beinamen Enzian ab und schaffte 1959 eine heimatbezogene Tracht an. Die Gebirgstrachten landeten im Privatfundus der Besitzer. Ende der 1970er-Jahre entschloss man sich, die erneuerte Oberpfälzer Tracht anzuschaffen, die von den Mitgliedern bis heute getragen wird. Bald machte sich der Verein mit Auftritten der Plattler- und der Theatergruppe über Hirschau hinaus einen Namen. Der jährliche Faschingsball wurde zu einem Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben. Dem aufstrebenden Fremdenverkehr trug man mit Heimatabenden Rechnung.
Überhaupt bereicherten die Trachtler auf vielfältige Weise das Leben der Stadt- und Pfarrgemeinde. Sie ließen Bräuche aus der „guten alten Zeit“ wie das Binden von Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt wieder aufleben. Ihnen war es zu verdanken, dass die bis ins 18. Jahrhundert zurück reichende, in Vergessenheit geratene Wallfahrt zur Vierzehn-Nothelfer-Kirche an Mariä Heimsuchung von 2001 bis 2015 wieder stattfand. Auch der Hirschauer Kirwa, die viele Jahre im Argen lag, verhalf der Verein zusammen mit dem TuS/WE neun Jahre lang bis 2008 zu neuem Aufschwung. Längst Kult geworden ist der auf Initiative von Josef Dobmeyer 2001 zum ersten Mal veranstaltete Lebendige Adventskalender. Für die Veranstaltungsreihe übernehmen die Trachtler alle Jahre die Organisation. Im Hirschauer Ferienprogramm ist das Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier ein Dauerbrenner. Großen Anklang finden die Gartenfeste, bei denen die Tanzgruppen des Vereins auftreten, allen voran die Trachten-Zwergerln. Die von Eva Pfab und Romina Seifert betreute Kindergruppe wurde 2012 gegründet. Selbstverständlich wirken die Trachtler bei örtlichen Veranstaltungen und Festen mit.
Dass man seit 2014 freundschaftliche Beziehungen zum „Bund der Bayern“ in Adelaide in Australien unterhält, ist der gebürtigen Hirschauerin Iris Strobl zu verdanken. Top-Thema für den Verein und den seit 2017 amtierenden Vorsitzenden Michael Meier war der Ausbau des Vereinsheims im zweiten Stock der Alten Mälzerei. Im November 2020 nahm man das Angebot des Festspielvereins an, dort einen Jugend- und Übungsraum und unter der Tribüne einen Lagerraum einzurichten. Nun ist was Werk vollbracht. Die rund 190 Mitglieder können ihr 75-Jähriges am Sonntag, 18. Juni, von 14 bis 17 Uhr im Rahmen der Einweihung des neuen Heimes mit einem Tag der offenen Tür feiern.
Tag der offenen Tür beim Heimat- und Trachtenverein Hirschau
- Termin: Sonntag, 18. Juni, von 14 bis 17 Uhr
- Einweihung des neuen Vereinsheims: Um 14 Uhr durch Diakon Richard Sellmeyer und Pfarrer Stefan Fischer
- Räumlichkeiten: Im zweiten Stock der Alten Mälzerei des Pflegschlosses Jugend- und Übungsraum, unter der Tribüne Lagerraum
- Programm: Informationen über die Baumaßnahme und den Verein, Besichtigungsmöglichkeit, Kaffee und Kuchen, begleitet von staader Musik
- Zugang: Über den Biergarten der Schloss-Brauerei















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