Seit 2005 bereichert der Festspielverein Hirschau die Kulturszene der Stadt alle zwei Jahre mit den Stückl-Festspielen, bis 2019 mit legendären „Hirschauer Stückln“. Heuer steht die musikalische Räuberpistole „Das Wirtshaus im Spessart“ auf dem Spielplan. Die Novelle von Wilhelm Hauff erlangte in den 50er-Jahren durch die Verfilmung mit Liselotte Pulver Bekanntheit. Im Film führte Kurt Hoffmann Regie, bei den Aufführungen auf der Hirschauer Freilichtbühne tut dies Dieter Held.
Seit Mitte April proben rund 30 Darsteller unter Helds Fittichen auf der 26 Meter breiten und 261 Quadratmeter großen Bühne, seit Anfang Mai gar dreimal pro Woche. Roland Fritsch hat dafür ein phantastisches Bühnenbild entworfen. Zusammen mit Erhard Ackermann und Ludwig Koller hat er die technisch schwierige und arbeitsintensive Aufgabe übernommen, die von ihm selbst entworfenen Kulissen für die Schauplätze des Geschehens zu fertigen. Seit Monaten ist das Trio nahezu täglich am Messen, Schneiden, Sägen, Bohren, Hämmern und Schrauben. Zur farblichen Gestaltung und zum Bemalen der Kulissen bekamen sie Verstärkung durch Bühnenmalerin Miriam Dostal und Malermeister Johann Frind.
Auf der Bühne ragt, vom Publikum aus gesehen rechts, das sieben Meter hohe Schloss des Grafen von Sandau mit der nach vorn offenen Kammer der Comtesse Franziska in die Höhe. Links davon steht das Innere des auf zwei Ebenen bespielbaren Wirtshauses. Im Stil einer Räuber- oder Waldhütte gestaltet ist die links sich anschließende, nach hinten offene Gefangenenhütte. Sie ist um 360 Grad drehbar, so dass auch Szenen innerhalb der Hütte zu sehen sind. Ganz links steht die Musikerhütte. Dort hat der von Musikpädagogin Ulrike Straub geleitete elfköpfige Chor seinen Platz, der bis zum Auftritt gut 20 Probenstunden absolviert hat und sich inzwischen so richtig begeistert hat für das Stück. Der Chor wird von Klavierlehrerin Iryna Herrmann am E-Piano begleitet.
Was Roland Fritsch für den Bühnenbau ist, ist seine Frau Evi für die Kostüm- und Requisitenausstattung. Unter ihrer Leitung leisten die Schneiderinnen Sabine Wopperer, Elisabeth Ernstberger und Anita Schmidl ein gewaltiges Pensum, damit die Schauspieler im richtigen Outfit erscheinen. Um über einen reichhaltigen Kleiderfundus zu verfügen, nutzen die Schneiderinnen den Kostümverkauf des Nürnberger Staatstheaters. Bei der Wahl der Kostüme achtete man darauf, dass die Kleidung in die Epoche passt und den Charakter der Rolle unterstreicht. Wert legt das Trio ebenso auf die Accessoires, Requisiten und die Maske. Evi Fritsch: „Die Schauspieler müssen authentisch erscheinen und sich in ihren Kostümen und typgerechten Masken wohlfühlen.“ Einiges hat man selbst angefertigt wie die Epauletten für den Oberst oder die aus Schlapphüten gefertigten Dreispitzhüte. Der Verein verfügt über einen guten Grundstock an Kleidung, etwa für die Räuber und die Schlossbewohner. Deren Kostüme werden an die Größen der Schauspieler angepasst.
Zu einer erfolgreichen Aufführung gehört auch eine perfekt funktionierende Technik. Um Licht, Ton und andere technischen Kleinigkeiten kümmern sich mit Alfred Härtl, Werner Stein und Stefan Lindner ausgewiesene Fachleute. Die Installation der Beleuchtungs- und Tontechnik ist ein Riesenprojekt. Sie muss auch stärkstem Regen standhalten.
Die Handlung des um das Jahr 1800 spielenden Stücks: Eine Komtesse (Meike Birner), ein Räuberhauptmann (Maximilian Stein) und ein Wald, der berüchtigt ist für seine Raubüberfälle – das sind die Zutaten für die Abenteuerkomödie. Darüber hinaus gibt es einen Handwerksburschen (Ludwig Koller), der in Kleidung und Rolle der Komtesse schlüpft, dazu jede Menge Räuber wie die Kumpanen Knoll (Erhard Ackermann) und Funzel (Ida Hanft), die nicht nur dem Grafen Sandau (Christian Gnan) das Leben schwer machen.
Natürlich fehlen diverse Herzensangelegenheiten nicht, die diesen Klassiker zu einem Vergnügen für Jung und Alt machen. Höhepunkte des Stückes sind gewiss die Auftritte des Gauklers Paruccio, gespielt von Roland Fritsch. Er hat dafür eigens Gesangsunterricht bei Ulrike Straub genommen. Sie begleitet ihn bei den Gesangssoli mit der Geige.
„Das Wirtshaus im Spessart“
- Spielstätte: Freilichtbühne im Hirschauer Schlosshof, an den Spieltagen ab 18 Uhr und in den Spielpausen bewirtschaftet
- Acht Vorstellungen: Premiere am Freitag, 19. Juli, um 20 Uhr; Samstag, 20. Juli; Mittwoch, 24. Juli; Freitag, 26. Juli; Samstag, 27. Juli;, Sonntag, 28. Juli (17 Uhr; Freitag, 2. August; Samstag, 3. August. Beginn, wenn nicht anders angeben, um 20 Uhr
- Veranstalter: Festspielverein Hirschau
- Akteure: Rund 30 Darsteller unter der Regie von Dieter Held
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