Es bedurfte zweier junger, nach Hirschau eingeheirateter Frauen, damit dort die bis in die 1930er-Jahre zurückreichende Faschingstradition Wiederauferstehung feiern konnte: Regina Merkl, geborene Preißl, aus Schmidmühlen und Michaela Meier, geborene Schießlbauer, aus Etsdorf. Letztere, damals Leiterin des Zwergerltreffs, stellte im März 2014 erstmals nach 60 Jahren wieder einen Kinderfaschingszug auf die Beine.
Der TuS wollte nicht
Von dessen großem Zuspruch ermuntert, gründete Regina Merkl kurz darauf die Kindergarde, die „Funky Blue Diamonds“. Möglich war dies letztlich erst, nachdem sich der Musikzug bereit erklärt hatte, die Garde als Sparte in den Verein aufzunehmen. Der TuS hatte vorher den Aufnahmewunsch abgelehnt. Folgerichtig absolvierten die 13 Gardemädchen ihren ersten öffentlichen Auftritt im August 2014 beim 40. Marktplatzfest des Musikzugs. Am 11.11.2014 eroberten sie das Rathaus, das Kinderpaar Prinz Michael I. und Prinzessin Marie I übernahm die Regentschaft über Hirschau. Von da an ging es rasant aufwärts.
2016 konnte Regina Merkl, die stets von Michaela Meier unterstützt wurde, bereits eine Kinder- und Jugendgarde mit zusammen 26 Mädchen bilden. Inzwischen gibt es sogar schon drei Gardegruppen – die 16-köpfige Kindergarde, die 14-köpfige Jugendgarde und als Novum eine Prinzengarde mit 11 Mitgliedern. In der kommenden Faschingssaison wird es erstmalig zwei Prinzenpaare geben – ein Kinder- und ein Erwachsenenpaar. 2019 konstituierte sich ein für den Anfang vierköpfiger Elferrat.
Balltradition neu belebt
Bei den Kinderfaschingszügen, die von Jahr zu Jahr länger wurden, säumten Hunderte Zuschauer die Straßen der Innenstadt. Erfolgreich belebte man mit dem Faschings-Warm-up und dem Garde- bzw. Hirschauer Ball die zwei Jahrzehnte unterbrochene Balltradition. Verständlich, dass bei Regina Merkl und ihrem Team mit der positiven Entwicklung der Gedanke reifte, einen eigenen Verein, die Narrhalla Hirschau, zu gründen. Anfang des Jahres fasste man tatsächlich den Entschluss und konstituierte sich mit Regina Merkl als Präsidentin, Michaela Meier als Vizepräsidentin, Andrea Wiesnet als Schriftführerin, Heidi Hirschmann als stellvertretender Schriftführerin, Christian Kellner als Schatzmeister, Martin Merkl als Hofmarschall und Holger Schwandner als Kassenrevisor. Die Beisitzer werden bei der ersten Mitgliederversammlung gewählt.
Man reichte die vorgesehene Vereinssatzung beim Amtsgericht in Amberg ein. Am 7. Juli ging Regina Merkls lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Sie bekam vom Gericht die Nachricht, dass die Narrhalla Hirschau ins Vereinsregister eingetragen ist. Die Trennung vom Musikzug – und darauf legen sowohl Regina Merkl als auch Musikzug-Vorsitzender Maximilian Stein größten Wert – erfolgt in bestem Einvernehmen. „Wir gehen im Guten auseinander“, betonen beide.
Logische Konsequenz
Maxi Stein hatte sowieso damit gerechnet, dass die Garde einmal ein selbständiger Verein wird, allerdings frühestens nach etwa zehn Jahren. Nachdem die Zahl der Unterstützer für die Garde so groß geworden ist, sei es die logische Konsequenz gewesen, jetzt den Schritt zur Selbständigkeit und Erfüllung des großen Traums zu wagen. Regina Merkl habe sich während der Garde-Zeit unter dem Dach des Musikzugs um keinerlei vereinstechnischen Formalkram kümmern müssen, sondern sich voll auf die Entwicklung der Garde und das Wiederbeleben des Hirschauer Faschings konzentrieren können. Dafür zeigte sich die Narrhalla-Präsidentin höchst dankbar. Man habe sich beim Musikzug bestens aufgehoben gefühlt. Das Miteinander hätte nicht besser sein können.
Weil dem so ist, bleibt ein Teil der Garde dem Musikzug als fördernde Mitglieder treu. Umgekehrt tritt ein Großteil des Musikzugvorstands der Narrhalla als förderndes Mitglied bei. Maxi Stein: „Ich habe bei Regina bereits den ersten Antrag reservieren lassen und werde ihn bei der ersten offiziellen Mitgliederversammlung abgeben." Zwischen Musikzug und Narrhalla wird es weiterhin eine enge Partnerschaft und gemeinsame Aktionen geben. So wird die Garde weiterhin beim Marktplatzfest ihre Tanzeinlagen präsentieren und der Musikzug beim Kinderfaschingszug mitmarschieren. Regina Merkl und Maxi Stein betonen im Gleichklang, dass sie die Zusammenarbeit sogar noch ausbauen wollen.
Das Narrhalla-Programm für die Saison 2020/2021 steht bereits. Angesichts der Corona-Pandemie steht noch in den Sternen, ob und wie die Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können. Für den 11.11.20 ist die Eroberung des Rathauses geplant. Am 16. Januar 2021 will man einen Familiennachmittag abhalten, am 23. Januar im Josefshaus den Narrhalla-Ball mit der Gruppe Grögötz Weißbir. Als Termin für den Kinderfaschingszug hat man den 6. Februar vorgesehen.
Es ist bereits das dritte Mal, dass in Hirschau eine Faschingsgesellschaft gegründet wurde. Im Archiv von Stadtheimatpfleger Sepp Strobl finden sich unter anderem Unterlagen, dass es mit Benedikt Herrneder schon 1925 einen Faschingsprinzen gab. 1939 wurde dazu sein Schwiegersohn Richard Schertl erkoren, dem die Herrneder-Tochter Karolina als Prinzessin zur Seite stand. Herrneder sorgte nach dem Krieg dafür, dass in Hirschau das Faschingsleben wieder pulsierte. Er gehörte dem Elferrat der 1951 neu gegründeten Gesellschaft Narrhalla Hirschau an. 1952 regierten im Fasching Prinz Hermann I. (Häckl), 1953 Prinz Josef I. (Schneider) und Prinzessin Mariele und 1954 Prinz Paul I. (Zinner) mit Prinzessin Anni. Bemerkenswert ist, dass aus allen drei Prinzenpaaren später auch Ehepaare wurden. Höhepunkte der Faschingssaison waren die Bälle und die Faschingsumzüge
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