Schlangestehen für PV-Module: Balkonkraftwerke gehen weg wie warme Semmeln

Hirschau
20.02.2023 - 13:10 Uhr
OnetzPlus

Gibt's da was umsonst? Nein, ein Balkonkraftwerk kostet 569 Euro. Doch am Sportpark stehen die Leute Schlange. Der Boom der schnell und einfach zu installierenden PV-Anlagen ist in Hirschau angekommen.

Es geht zu wie im Taubenschlag vor der Garage des TuS Weiße Erde Hirschau: Die Vereinsliegenschaft dient heute ausnahmsweise als Warenlager. Am Vormittag hat ein Lastwagen die Paletten mit Photovoltaikmodulen angeliefert. Jetzt, am Nachmittag, trudeln nach und nach die Hirschauer ein, um sie abzuholen. "Die Aktion war ein voller Erfolg", freut sich Günther Amann. Er ist Stadtrat und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. "Hier sieht man, wie die Energiewende auch mit kleinen Beiträgen vorangebracht werden kann."

Maximal 600 Watt

Die Förderung der Solarenergie ist Amann und seinen Mitstreitern schon lange ein Anliegen. Eine Facette davon ist es, für sogenannte Balkonkraftwerke zu werben. Ein Balkonkraftwerk kann jeder Wohnungsinhaber relativ einfach und unbürokratisch installieren. Mit maximal 600 Watt-Peak decken die PV-Module am Balkongeländer, auf der Terrasse oder im Garten einen Großteil des Stromverbrauchs eines Haushalts ab. "Die Anschaffungskosten amortisieren sich in einem überschaubaren Zeitraum", erklärt Amann. "Noch dazu, wenn es ein kommunales Förderprogramm gibt."

OnetzPlus
Amberg07.02.2023

Die Stadt Hirschau bietet wie etliche andere Städte und Gemeinden einen solchen Zuschuss an. 569 Euro kostet die Anlage, 200 Euro davon übernimmt die Kommune. "Das ist natürlich eine tolle Sache", findet Reinhard Tretter aus Hirschau. Auch er hat sich ein Balkonkraftwerk bestellt und kann es kaum erwarten, es in Betrieb zu nehmen. Zwei Module werden auf seinen Autoanhänger gehievt, Stecker und Kabel sind mit dabei. Jetzt braucht Tretter nur noch ein sonniges Plätzchen zum Aufhängen und eine Steckdose in nicht allzu weiter Entfernung.

App zeigt Stromerzeugung an

Josef Birner hat die Anschlussarbeiten schon erledigt und präsentiert stolz seine Handy-App, die produzierte Strommenge anzeigt. "Also die Sonne hat ja nur ein bisschen rausgeschaut", sagt er. "Aber meine Anlage hat an einem Tag trotzdem fast drei Kilowattstunden Strom erzeugt." Ein durchschnittlicher Haushalt braucht ungefähr acht Kilowattstunden täglich. "Es macht halt auch Spaß, Stromverbrauch und -erzeugung zu verfolgen. Das regt natürlich dazu an, auf Effizienz zu achten."

Im Januar hatte der SPD-Ortsverein zur Sammelbestellung aufgerufen, binnen kürzester Zeit sind mehr als 30 Anfragen eingegangen. Nicht nur aus Hirschau. Werner Zinkl ist mit seinem Autoanhänger aus Gleiritsch im Landkreis Schwandorf angereist. "Ich hab das in der Zeitung gelesen und wollte dabeisein", erzählt er. "Für uns ist das ideal." Seine zwei Module kommen nicht an den Balkon, sondern auf das Dach einer Werkstatt in seinem Garten. Installieren kann man ein Balkonkraftwerk an der eigenen Immobilie wo man mag - zur Sonne hin sollte es halt ausgerichtet sein. Bei Norbert Heinz aus Hirschau kommen die Platten an die Hausfassade auf die Giebelseite.

Schon wieder 15 Anfragen

Ein junges Pärchen fährt mit einem Autoanhänger vor. "Gibt's hier die Balkonkraftwerke?" fragen Jan Wagner und seine Begleiterin, Nicole Heuberger. Die beiden werden in die Sportpark-Garage gewunken. "Die Oma hat uns erzählt, dass es da so eine Aktion gibt", sagt Wagner. Er wohnt mit seiner Freundin in Schnaittenbach zur Miete. Zum Aufstellen hat er Winkelgestelle gebastelt, die auf der Terrasse und auf dem Carport Platz finden. "Wenn wir mal umziehen, dann nehmen wir das Kraftwerk einfach mit."

Bei der Sammelstelle finden sich nur Leute ein, die genau wissen, was sie wollen. So schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Könnte ja sein, dass heute noch die Sonne hervorlugt, dann sollten die Module bereits angeschlossen sein. Günther Amann freut sich über den Erfolg und dass weitere Anfragen eingehen. Er wird noch einmal eine Lieferung organisieren. 15 Interessenten stehen schon wieder auf der Warteliste.

Hintergrund:

Balkonkraftwerk

  • Mieter brauchen zuerst das Einverständnis des Vermieters, bevor Module an der Fassade befestigt werden. Möglicherweise muss auch ein Loch durch die Außenwand gebohrt werden, wenn keine Steckdose vorhanden ist.
  • Bei Eigentumswohnungen ist die mehrheitliche Zustimmung der Eigentümergemeinschaft einzuholen.
  • Gesetzliche Grundlage ist das Wohneigentumsgesetz, das im Jahr 2020 angepasst worden ist.
  • Die maximale Leistung für Balkonkraftwerke liegt in Deutschland bei 600 Watt-Peak, das entspricht in den meisten Fällen zweier Solar-Panels.
  • Nach Inbetriebnahme muss ein Balkonkraftwerk umgehend sowohl beim Netzbetreiber, als auch im Marktstammdatenregister angemeldet werden.
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.