Hirschwald bei Ensdorf
30.11.2021 - 08:55 Uhr

Bei Hutza-Nachmittag Jagdgeschichten rund um den Hirschwald

Das berühmte Schweigerrelief im Amberger Stadtmuseum vom Ende des 16. Jahrhundert zeigt Kurfürst Friedrich IV. (1583 bis 1610), wahrscheinlich den berühmten „Jäger aus Kurpfalz“ jagend im Hirschwald. Repro: "Der Eisengau", Band 5, 1995/Willi Schmid/exb
Das berühmte Schweigerrelief im Amberger Stadtmuseum vom Ende des 16. Jahrhundert zeigt Kurfürst Friedrich IV. (1583 bis 1610), wahrscheinlich den berühmten „Jäger aus Kurpfalz“ jagend im Hirschwald.

Ein schöner Erfolg wurde die Auftaktveranstaltung „Hutza im Steinstadel“ im Torhaus in Hirschwald. Im Zuge der Ausstellung „Hirschwalder Annalen“, die Impulse zur Erkundung der lokalen und regionalen Vergangenheit geben soll, veranstaltete das Besitzerpaar Birgit Rieger und Willi Schmid einen ersten Nachmittag zum Thema „Jagdgeschichten rund um Hirschwald“. Der Ursensollener Heimatpfleger Josef Schmaußer und Peter Seidl, ein Liedermacher und Autor aus Amberg, trafen mit ihren textlichen und musikalischen Beträgen den Nerv der zahlreichen Besucher.

Hausherr Willi Schmid gab mit eindrucksvollen Bildern einen Rückblick auf die bewegte Geschichte von Gumpenhof, seit 1533 Hirschwald genannt. Die Pfälzer Kurfürsten, allen voran Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz, bauten demnach den idyllisch mitten im Hirschwald gelegenen Ort zu einem der vornehmsten Jagdzentren im Land aus. Die hohen Herren frönten nicht nur ihrer Jagdleidenschaft, in Hirschwald wurde immer wieder auch hohe Politik gemacht.

Peter Seidl erinnerte musikalisch und poetisch, zum Beispiel mit dem Lied von „de Butzlkejh, an Erlebnisse der Kindheit und der früheren Generationen. Sein Großvater eroberte einst, im Jahre 1913, die Ziehtochter des Försters von Köfering und ging mit ihr den Bund der Ehe ein. "Im Gegenzug überwältigte sie den jungen Mann mit einem „Blattschuss“ der besonderen Art: einem Lächeln", sagte Seidl.

Josef Schmaußer skizierte die große Anzahl von Berufen, die im Hirschwald ihren Lebensunterhalt fanden. Wer kenne heute noch Berufe wie Zeidler (Imker), Köhler, Rußbrenner, Pichler, Aschenbrenner, Lohmüller und Ameisler, fragte er. Auch der Raubbau am Hirschwald, etwa für die Kohlenmeiler zur Eisenverhüttung, Kriegswirren, Schädlinge und die Viehherden im Wald sorgten dafür, dass 1310 der Amberger Waldbann den dezimierten Wald helfen sollte. Peter Seidl erinnert mit seinem Lied von den Maronen daran, dass der Hirschwald immer auch ein Eldorado für Beeren- und Pilzsammler war.

Nach der Pause, in der die Gastgeber für einige Köstlichkeiten sorgte, stellte der Ursensollener Heimatpfleger den krassen Gegensatz zwischen dem Landesfürsten (nur ihm stand bei der Hohen Jagd auf Hirsche Rehe und Wildschweine das erbeutete Wild zu) und den Grundherren (durften die Niedere Jagd also auf Niederwild, wie etwa Hasen, Rebhühner und Fasane ausüben) den Leiden der Landbevölkerung gegenüber. Die Dienste der Bauern waren vielfältig und reichten etwa von Treiberdiensten bis zur Versorgung der zahlreichen Hunde. Es hieß, dass die Hunde des Kurfürsten oft besser ernährt waren als manche Kinder der Bauern. Diese durften das Wild nicht anrühren, höchstens verscheuchen. Zahlreiche Beschwerden der Landbevölkerung an die Regierung in Amberg und gar nach München sind bekannt. Die Jagdgesellschaften ignorierten meistens das Leid der Bevölkerung.

Josef Schmaußer gab einige Jagd- und Wilderergeschichten zum Besten. Die Literatur ist sich nicht ganz einig, ob Kurfürst Friedrich IV. (1583-1610) oder sein Onkel und langjähriger Vormund Johann Kasimir im Lied „Der Jäger aus Kurpfalz“ das Vorbild für den viel besungenen Wittelsbacher hergab. Peter Seidl variierte zum Abschluss die bekannte Melodie.

Sie können sich über den großen Erfolg der Auftaktveranstaltung „Hutza im Steinstadel Hirschwald“ freuen (von links): Heimatpfleger Josef Schmaußer, die Besitzerfamilie Birgit Reiger und Willi Schmid, sowie Liedermacher und Autor Peter Seidl. Bild: Josef Schmaußer
Sie können sich über den großen Erfolg der Auftaktveranstaltung „Hutza im Steinstadel Hirschwald“ freuen (von links): Heimatpfleger Josef Schmaußer, die Besitzerfamilie Birgit Reiger und Willi Schmid, sowie Liedermacher und Autor Peter Seidl.
 
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