Hohenburg
29.07.2022 - 15:34 Uhr

Bilder von J.K.S Hohburg den Flammen entrissen und nun im Hohenburger Rathaus zu sehen

Wer ist J.K.S Hohburg? Wer sich dahinter verbirgt, das wird an diesem Sonntag im Bürgersaal gelüftet. Denn dort werden Bilder und Werke von Josef Konrad Senft, alias J.K.S. Hohburg bei einer Ausstellung der Heimatfreunde gezeigt.

Vielen Hohenburgern war der Name J.K.S Hohburg kein Begriff mehr. Geändert hat sich das Mitte vergangenen Jahres, als am Marktplatz bei einem Großbrand drei eng zusammen stehende Häuser ein Raub der Flammen geworden sind. Auf dem Dachboden des gelben der drei Gebäude entdeckte man bei den Aufräumarbeiten einen kleinen Kunstschatz. Niemand wusste, wann und wie die vielen Bilder, Gemälde und Kunstdrucke dorthin gekommen sind. Die zahlreichen Werke von J.K.S. Hohburg sind an diesem kommenden Kirchweihsonntag von 12 bis 17 Uhr im Bürgersaal des Rathauses zu besichtigen. Führungen werden um 13 Uhr und um 15 Uhr angeboten.

Hinter J.K.S Hohburg verbirgt sich kein geringerer als der Künstler und Maler Josef Konrad Senft, der 1932 in Hohenburg geboren wurde und 2002 in München verstarb. Der Maler und Impressionist ist eher Insidern, als dem allgemeinem Artpublikum ein Begriff. Obwohl er als einer der bahnbrechenden Künstler aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt. In einem Flugblatt von ihm aus dem Jahr 1961 heißt es: „Ziel von Vision ist die Neuerschaffung eines Bildes aus Erlebniskraft und Geschautem.“ Senft rief die Künstlergruppe Spur 1957 ins Leben.

Klaudia Nießl, Edeltraud Segerer und Johann Wolfsteiner sagten nach einer ersten Sichtung des umfangreichen Bildmaterials nach dem Brand, dass sie das Lebenswerk des Hohenburger Künstlers erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten. Laut Nießl hat Josef Konrad Senft in München und Berlin Kunst studiert, weilte aber immer wieder in seiner Hohenburger Heimat. „Junge Künstler haben damals der Ausstieg aus der normalen Kunst und die Fremde gereizt“, so Nießl.

Der Großteil der Werke hat den Brand im Senfthaus überstanden. Josef Karl Senfts Bilder sind fürs Erste gerettet, Klaudia Nießl hatte sie in einer luftigen Halle zum Trocknen aufgehängt. „Die allgemeine Feuchtigkeit eines über längere Jahre unbeheizten Hauses und das Löschwasser haben ihnen schon sehr zugesetzt und zu Schäden geführt“, umschreibt sie deren Zustand. Unter anderem weisen die Leinwände Stockflecken auf.

Viele der Werke waren wohl nach dem Tod des Künstlers im Jahr 2002 im Haus in Hohenburg sich selbst überlassen gewesen, da seine Tochter in München lebt und nur selten das Lauterachtal besuchte. Weil sie laut Nießl mit dem Nachlass überfordert war, versuchen nun Johann Wolfsteiner, Waltraud Segerer und Klaudia Nießl eine Lösung zu finden, denn sie fühlen sich sehr eng mit der Hohenburger Geschichte verbunden. Der Ort habe eine große Vergangenheit, die bis in die Zeit von Kaiser Friedrich II. (1194 bis 1250) zurückreiche. Bei Klaudia Nießl gibt es auch eine familiäre Verbindung zur Familie Senft: Ihre Großmutter väterlicherseits war in zweiter Ehe mit Senfts Vater verheiratet. Deshalb setzen sie sich auch für ein Heimatmuseum im Ort ein, in dem künftig das Vermächtnis von J.K.S. Hohburg einen würdigen Platz finden kann. Dieses Ansinnen blieb jedoch bisher ohne Erfolg. In früheren Jahren hatte es schon einmal ein kleines Museum gegeben, das Lehrer Friedrich Spörer im Rathaus eingerichtet hatte. Das wurde aber im Zug der Landkreisneugliederung 1972 nach Parsberg verlagert.

In ihrem luftigen Dachboden hat Klaudia Nießl die Senft-Gemälde erst einmal gesichert. Einige der rahmenlosen Bilder waren monatelang mit Wäscheklammern zum Trocknen aufgehängt. Wie viele Kunstwerke es sind? Klaudia Nießl hat sie nie gezählt, aber alle seien sie dokumentiert, sagt sie. Sie hält ein kleines, schon etwas verblasstes Gemälde einer alten Hohenburger Ansicht in der Hand: „Mein Vater hatte ein kleines Foto von diesem Bild.“ Auf einem anderem Bild ist ein kleines gelbes Häuschen zu sehen, das Kupferschmiedhaus. Da habe einmal der Michl Ehbauer während seiner Schulferien gewohnt, der später in München die „Bayerische Weltg'schicht“ geschrieben hat. Das Haus auf dem Gemälde steht noch, ist allerdings dem Verfall preisgegeben, seit sein letzter Bewohner verstorben ist.

„Senft war kein Picasso, aber seine Werke sind trotzdem bemerkenswert“, sind sich die drei Hohenburger Heimatfreunde einig. So hoffen sie weiter, dass mit der Sanierung des denkmalgeschützten Ackerbürgerhauses am Marktplatz für den Sitz des Naturparks Hirschwald einmal eine Dauerausstellung möglich wird. Bisher aber ist völlig unklar, wie die Zukunft der Senft-Bilder aussehen kann. Nun suchen sie Räume, die sich wenigstens als Lager oder vielleicht doch als Museum für die Werke des Hohenburger Künstlers eignen könnten.

Hintergrund:

J.K.S. Hohburg

  • Eigentlicher Name: Josef Konrad Senft
  • Lebensdaten: 1932 in Hohenburg geboren, 2002 in München verstorben
  • Ausbildung: Kunststudium in München und Berlin
  • Künstlerisches Wirken: Der Impressionist übte starken Einfluss auf die deutsche Malerei der 80er-Jahre aus und war Wegbereiter für die Jungen Wilden. Mitglied der Künstlergruppierungen Vision und Spur.
  • Ausstellungen: Von 1950 bis 1956 an der Akademie in München. Dann in Berlin, Köln, Fulda und Regensburg. 1960 im Deutschen Museum und im Lenbachhaus in München.
 
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