Seit 1771 befolgen die Hohenburger ihr damals gegebenes Versprechen, zu Ehren des Schutzheiligen eine fast lebensgroße Sebastian-Statue in einer Prozession durch den Ort zu tragen. Angeführt wird der Zug von der Trachtenkapelle Hohenburg, den Vereinsabordnungen, den Honoratioren des Marktes und den Gläubigen. Unter dem Himmel, wie er sonst nur an Fronleichnam zu sehen ist, begleitete Pfarrer Hans-Jürgen Zeitler mit dem Allerheiligsten in der Monstranz die Statue des Pestheiligen, die von ehemaligen Ministranten getragen wurde.
Im Jahr 1770 hatte es im Lauterachtal eine Missernte gegeben. Wegen fehlender Nahrungs- und Futtermittel wütete in den Wintermonaten Hungertyphus. Von schweren Erkrankungen und einem gewaltigen Viehsterben, wird in der Hohenburger Geschichtsschreibung berichtet. Hilfe von auswärts war nicht zu erwarten, selbst der Zehent-Speicher des bischöflichen Pflegers von Hohenburg soll damals leer gewesen sein.
Wie die bereits verstorbenen Hohenburger Heimatfreunde Karolina Wein und Leonhard Ehrensberger einmal erzählten, war es in ihrer Kinderzeit vor dem Zweiten Weltkrieg noch üblich gewesen, die Statue des heiligen Sebastian reichlich mit Silberketten und Talern zu behängen und die Trage mit Papierblumen und Glaskugeln zu verzieren. Die silbernen Ketten und Taler sind verschwunden, aber der Brauch ist geblieben.
Der Hohenburger Heimatpfleger Friedrich Spörer schrieb dazu in seinem Heimatbuch „Geschichtlicher Führer durch Hohenburg und seine Umgebung“, dass dieser Brauch um 1770 entstanden ist. Die Ursache sei nicht sicher festzustellen. Der Überlieferung nach handle es sich um ein Dankgelöbnis für Hilfe in Pestzeit. Der Anlass scheine aber eher die Hungersnot des Jahres 1770 gewesen zu sein, schreibt Spörer weiter. Seit dieser Zeit tragen die Hohenburger am Sonntag nach dem Sebastiani-Tag die fast lebensgroße Statue des Heiligen durch den Markt, egal wie das Wetter ist und egal, ob es einen „dafroanan“ oder einen „dasuffan“ Wastl gibt, Kälte oder Hochwasser können sie nicht anhalten, zu ihrem Versprechen, das sie vor 254 Jahre gegeben haben, zu stehen. Die Prozession ist seit 1771 ist nur einmal ausgefallen: 1942 wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
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