(bö) Die Fahrt organisierte die Reservisten-Kreisgruppe Oberpfalz Mitte, Norbert Wittl und Paul Böhm begleiteten die Reservisten. Es war eine erlebnisreiche Fahrt - auf unbekanntes Terrain, auch wenn dieses direkt vor der Haustür liegt, wie die stellvertretenden Kreisvorsitzenden Xaver Weber und Gerhardt Lindthaler sagten. Das Interesse war groß: Die 100 Teilnehmer füllten zwei Busse. Von Schmidmühlen aus führte ihre Fahrt über Rohrbach zum Übungsplatz-Haupttor nach Hohenfels.
Dieser Ausflug führte auch ein wenig in die Heimatgeschichte. Damals, in den Jahren 1938/39 und dann noch einmal bei der Westerweiterung im Herbst 1951, mussten Familien dem Militär weichen und ihre Wohnorte im heutigen Militärgelände verlassen. Viele fanden dann in der näheren Umgebung eine neue Heimat. Für viele Reservisten war die Tour auch eine Erinnerung an ihre Zeit bei der Bundeswehr. Deren Verbände kamen von der Aufstellung der Bundeswehr Mitte der 1950er-Jahre bis zum Jahr 2002 regelmäßig nach Hohenfels zum Üben und Scharfschießen. Viele wussten noch, dass dies meist im Spätherbst oder von Januar bis März der Fall war: "Entweder war es der Hohenfelser Staub oder der lehmige Boden, mit dem die Bundeswehr immer konfrontiert war", berichtete ein Teilnehmer.
Zur Rundfahrt gehörten auch eine Einkehr in der deutschen Kantine zum Mittagessen im ehemaligen Feldlager Pöllnricht, die Erkundung des Höhlensystems Tora-Bora bei Schwend und eine Exkursion in die einst größte Ortschaft Lutzmannstein.
Die im Erweiterungsgebiet liegende gleichnamige Gemeinde, aber auch Pielenhofen, Geroldsee, Griffenwang und Teile der Lauterachgemeinden bis hinüber nach Hohenfels und Velburg kamen 1951 im Zuge der Westerweiterung zum Übungsplatz dazu.
Die Teilnehmer erfuhren viel Wissenswertes über den Militärbetrieb – bis hin zur satellitengestützten Übung. Die Fahrt führte durch das große Feldlager Albertshof, ein Stück Autobahn im östlichen Teil des Truppenübungsplatzes bei Haasla zur Feldlandebahn STOL-Airfield bei Emhof. Hintergrundinfo gab es zur damaligen Infrastruktur (Wasserversorgung/Straßenbau) und zu den Lebensverhältnissen im Oberpfälzer Jura.
Dass sich seither viel geändert hat, darüber informierten Norbert Wittl vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit in Hohenfels und Paul Böhm von der Reservistenkameradschaft Schmidmühlen. Die Fahrt führte über staubige Schotterstraßen mit beachtlichen Ausmaßen Richtung "OP 19", der größten Schießbahn in Hohenfels, über das Zielgebiet "Macht" nach Griffenwang. Die Gruppe machte einen Abstecher nach Raversdorf und zum großen Übungsdorf bei Emhof. Die Soldaten finden in Hohenfels sieben große Übungsdörfer vor, die je nach Trainingszweck umstrukturiert und gestaltet werden können.
Dass der scharfe Schuss in Hohenfels bis auf einige kleine Schießbahnen längst Geschichte ist, überraschte ebenso wie die Haltung der Amerikaner, ehemaligen Bewohnern die Möglichkeit zu Heimattreffen geben. Und sie erfüllen auch manchen Sonderwunsch, wenn Opa und Oma noch einmal ihre Hofstelle von damals besuchen wollen - sofern es der Übungsbetrieb zulässt.
Dass das über 16 000 Hektar große Terrain nicht nur Übungsplatz, sondern auch ein unberührtes Naturrefugium geworden ist, überraschte manchen Teilnehmer: Flora-Fauna-Habitat und der Übungsbetrieb laufen in Hohenfels Hans in Hand. „Man kann viel unberührte Natur, bei Übungen aber auch großangelegte Simultangefechte miterleben“, berichtete Paul Böhm.
Es gab noch weitere überraschende Erkenntnisse. So kennen die Reservisten jetzt auch die Geschichte von der Linsenflasche von Matzhausen, der Fledermauskirche von Berghaus und von Maria Magdalena von Kirchenödenhart.
Sie hörten vom damaligen Strafgefangenenlager der Wehrmacht „Stalag 383“ und erfuhren, warum Hohenfels nie von den Alliierten beschossen worden ist. Schließlich konnten sie sich davon überzeugen, dass es die Verbindung von Kirche und Wirtshaus einst schon in Schmidheim gab: Hier produzierte gleich neben der Kirche St. Bartholmäus die Brauerei Rödl Bier für die ganze Region.
















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