Bei der Durchsicht des Halbjahresbandes 1919 der Amberger Volkszeitung/Generalanzeiger für die Oberpfalz ist Heimatpfleger Josef Schmaußer aus Hohenkemnath auf einen spektakulären Überfall gestoßen: Verübt wurde er am 19. August 1919 im Anwesen des damaligen Bürgermeisters der Gemeinde Haag, Josef Rubenbauer.
So stand es in der Zeitung
Erst am 27. August wurde darüber in der Zeitung berichtet. Hier der Originaltext (die Rechtschreibung der damaligen Zeit wurde belassen): "Amberg, 27. Aug. In der nahen Ortschaft Haag wurde am 19. ds. Abends gegen 7 Uhr bei Bürgermeister Rubenbauer auf dem Wege durch das Kellerloch ein Einbruch verübt, während die Hausinwohner auf dem Felde waren. Die Täter erbrachen verschiedene Schränke und Behältnisse, fanden auch den Schlüssel zur Raiffeisenkasse Hohenkemnath, woraus sie einen Geldbetrag von ca. 14 000 M entnahmen; außerdem raubten sie noch Gold- und sonstige Schmuckgegenstände, alles zusammen im Gesamtwerte von etwa 20 000 M."
Dramatische Szenen
Dann wird der Bericht dramatisch: "Als die Frau des Hauses heimkam und eben die Haustüre aufsperrte, sprangen die Räuber zur Stalltüre heraus und gaben einen Schuß auf die Frau ab, der den Hund in den Fuß traf, eilten dann nach dem nahen Wald, wobei sie auf die auf dem Felde arbeitenden Leute wiederum schossen, und entkamen in Richtung Ullersberg. Als Täter kommen zwei junge Burschen anfangs der zwanziger Jahre in Zivilkleidung in Betracht." Ungewöhnlich findet es Schmaußer, dass sich bei der Befragung der Nachkommen und deren Familien des damaligen Bürgermeisters Rubenbauer herausstellte, dass dieses doch sehr einschneidende Ereignis in den Familien unbekannt ist.
"Große Diebesgesellschaft"
Bei den weiteren Recherchen im Zeitungsband des Halbjahres 1919 fand der Heimatpfleger eine Nachricht, die mit dem Überfall in Haag im Zusammenhang stehen könnte: "Aus der Oberpfalz. Amberg, 27. Dez. Eine große Diebesgesellschaft, die Diebstähle in der ganzen Oberpfalz ausführte, wird demnächst vor dem hiesigen Volksgericht zur Abverurteilung kommen. Es handelt sich um eine Reihe von Einbruchs-Diebstählen, die schon das ganze Jahr hindurch verübt wurden, darunter größere Diebstähle in Ummelsdorf bei Kastl, in Wolfersdorf, Fuchsmühl u.a. Orten. In den meisten Fällen wurden größere Beträge von Kriegsanleihen zwischen 5 000 und 25 000 M gestohlen, daneben auch Bargeldbeträge. (...) Da die nähere Untersuchung ergeben hat, daß der Haupttäter aus der Deggendorfer Gegend kommt, wurde die Sache nach Passau weitergeben."
Wie Schmaußer mitteilt, wurde die Raiffeisenkasse Hohenkemnath um 1956 aufgelöst und mit der Raiffeisenkasse Ursensollen vereinigt. Letzte örtliche Vertreter waren Hohenkemnaths Bürgermeister Johann Hummel und Hauptlehrer Franz Xaver Knauer.
Im Familienarchiv von Traudl Hösl, einer der Enkelinnen von Bürgermeister Josef Rubenbauer, die in Raigering wohnt, findet sich eine Postkarte vom 27. Dezember 1880, die ein Benefiziat Bartholomäus Weigert an seinen Freund Johann Rubenbauer, den Vater von Josef Rubenbauer und ebenfalls einst Bürgermeister der Gemeinde Haag, richtete: "Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Von dem lieben Hohenkemnath, wo es mir wieder so wohl gefiel, nach Hause gekommen, danke ich Ihnen vielmals für die Wohltat, welche Sie mir mit dem Gefährten (Cooperator Carl Neumann) erwiesen haben."
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