Immenstetten. Auf der einen Seite die immense Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher. Auf der anderen Seite immer weniger junge Menschen, die es ins Handwerk zieht. Siegfried Schröpf, Geschäftsführer von Grammer Solar, zeigt auf, was das für das Jahr 2030 bedeuten könnte: Laut einer Zukunftsstudie steigen die Stundenlöhne für Elektriker auf 200 bis 250 Euro – inflationsbereinigt.
Für den Geschäftsführer ein hausgemachtes Problem. „Wir sehen, wo es uns hinführt, wenn wir uns abhängig machen. Dann sind wir erpressbar“, erklärte er und spielte dabei auf die Gas- und Öl-Abhängigkeit von Russland ab. Dass es jetzt mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien ganz schnell gehen soll, begrüßt Schröpf natürlich. Allerdings habe das mit dem Ukraine-Krieg einen tragischen Hintergrund.
Um den Entscheidungsträgern zu erklären, wo denn der Schuh drückt, lud der Geschäftsführer die Landtagsabgeordnete Anna Scharmberger und den Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek (beide von den Grünen) nach Immenstetten ins Industriegebiet ein. Der wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion betonte: „Wir müssen das Geld besser in Deutschland investieren, als einem Kriegstreiber zukommen zu lassen.“
Glas aus der Ukraine
Energie sei mittlerweile auch zur sicherheitspolitischen Sache geworden. Den Krieg spürt auch das Unternehmen Grammer Solar, das 40 Mitarbeiter zählt, direkt. Das Glas für Luftkollektoren, die die Firma herstellt, kommt aus der Ukraine.
Ohnehin sei Vieles im Solar-Sektor in der Vergangenheit ins Ausland abgegeben worden. Fachwissen sei zur Jahrtausendwende nach China verkauft worden. Jetzt müsse man Technik aus Asien einkaufen. Die Inflation und die Transportkrise in den vergangenen Monaten kämen dabei erschwerend hinzu.
Aber auch bei den politischen Vorgaben in Deutschland hapere es, kritisierte Schröpf. So seien für 135-Kilowatt- bis 1-Megawatt-Anlagen Zertifizierungen notwendig. Nur: Die Zertifizierungsunternehmen werden überrollt. „Das hat zur Folge, dass eine Anlage fertig ist und Strom produzieren könnte. Allerdings gibt es Wartezeiten von bis zu einem Jahr“, so der Geschäftsführer. Deshalb plädiert er für eine vorübergehende Betriebserlaubnis in solchen Fällen oder eben die Grenze für die Zertifizierung (wieder) hochzusetzen.
„Ein Jahzehnt verloren“
Stadtrat Hans-Jürgen Bumes, der ebenfalls beim Pressetermin vertreten war, kritisierte die Vorgänger-Regierung stark. So habe Rot-Grün einst das Erneuerbaren-Energie-Gesetz eingeführt. Später sei „mit Fingerfarben im Picasso rumgemalt“ worden.
Auch auf eine Statistik von Grammer Solar ging Bumes ein. So lag der Zubau an installierter Solar-Leistung in Deutschland im Jahr 2011 nach stetigem Wachstum bei 7,9 Gigawatt, sackte im Jahr 2014 bis auf 1,2 Gigawatt ab und lag im Jahr 2021 wieder bei 6,0 Gigawatt. Auch, wenn der Zubau nun schnell und deutlich ansteigen dürfte, moniert der Grünen-Stadtrat: „Wir kommen jetzt wieder dahin, wo wir vor zehn Jahren waren und haben locker mal ein Jahrzehnt verschenkt.“ Und das vor dem Hintergrund des Klimawandels und dem Umstand, dass nur noch eine begrenzte Menge an Treibhausgasen in den nächsten Jahren ausgestoßen werden darf, um die immer weitere Erhitzung des Planeten zu verhindern.
"Wir müssen das Geld besser in Deutschland investieren, als es einem Kriegstreiber zukommen zu lassen."
"Wir sehen, wo es uns hinführt, wenn wir uns abhängig machen. Dann sind wir erpressbar."























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