Irchenrieth
17.09.2025 - 15:10 Uhr

Irchenrieth kauft Kindergarten und Tauschfläche für weiteres Baugebiet

Ein echter Coup: Die Gemeinde Irchenrieth kauft der Kirche den katholischen Kindergarten Sankt Otto ab und dazu noch ein Grundstück von 60.000 Quadratmetern. Letzteres wird Tauschgrund für ein weiteres Baugebiet.

Der Kindergarten Sankt Otto wechselt den Besitzer. Die Gemeinde kauft der Kirche die Betreuungseinrichtung ab. Bild: fz
Der Kindergarten Sankt Otto wechselt den Besitzer. Die Gemeinde kauft der Kirche die Betreuungseinrichtung ab.

Siebeneinhalb Monate vor Ende seiner Amtszeit setzte Irchenrieths Bürgermeister Josef Hammer im Einklang mit seinem Gemeinderat noch einmal ein dickes Ausrufezeichen. Eine Stunde vor der öffentlichen Sitzung am Dienstag unterbreitete er dem Gemeinderat ein ganz besonderes Geschäft: Die Gemeinde kauft den Kindergarten Sankt Otto. In der folgenden öffentlichen Sitzung konnte der Bürgermeister dann verkünden, dass der Kaufvertrag einvernehmlich mit der katholischen Kirche geschlossen wurde.

Hammer ging auch auf die Geschichte der Kindertagesstätte ein. 1995 verkaufte die Gemeinde ein Grundstück an die katholische Kirchenstiftung Michldorf für den Neubau eines Kindergartens in Irchenrieth. Per Vertrag übernahm die Kirchenstiftung für 30 Jahre die Trägerschaft, die nun, am 31. Dezember dieses Jahres, ausläuft. Baubeginn war September 1995, die Baukosten lagen damals bei 1,7 Millionen Deutschen Mark, aufgeteilt auf zwei Drittel Gemeinde, ein Drittel Kirchenstiftung.

Immer weiter ausgebaut

2015 erweiterte die Kirchenstiftung den zweigruppigen Kindergarten um eine Krippengruppe: Baukosten 691.400 Euro, wieder aufgeteilt auf zwei Drittel Gemeinde, ein Drittel Kirche. 2018 erfolgte dann der Überbau zum Jugendzentrum und Erweiterung um eine weitere Krippengruppe, mit Baukosten von 580.000 Euro, die die Gemeinde zu hundert Prozent trug. Somit waren das Jugendzentrum, Eigentümer die Gemeinde, und der Kindergarten, Eigentümer die katholische Kirchenstiftung, eine Einheit. Gab es ein Betriebskostendefizit, trugen davon 80 Prozent die Gemeinde und 20 Prozent die Kirche.

Bürgermeister Hammer stellte jetzt im Gemeinderat heraus, dass das Verhältnis Gemeinde im Bezug Kindergarten zur Pfarrei Michldorf und hier der Kirchenstiftung immer bestens gewesen sei. Warum also dann jetzt der Kauf? Er habe sich Gedanken über die weitere Zukunft des Kindergartens gemacht, sagte Hammer. Nachdem Pfarrer Alfons Forster in den Ruhestand gegangen ist, wird die Pfarrei Michldorf/Irchenrieth mit den Pfarreien Leuchtenberg und Roggenstein verschmolzen. Wer da letztendlich für die Kindergärten zuständig ist, scheint noch nicht klar. Hammer fehlte wohl der "kurze Dienstweg" zu Pfarrer Forster.

Irchenrieth soll "bestimmen"

"Wir wollen, dass in Irchenrieth über den Kindergarten Irchenrieth bestimmt wird", sagte Hammer. Also übernehme man Sankt Otto und auch die gesamte Organisation – vom Haushalts-, Stellen- und Belegungsplan bis zu Öffnungszeiten und den Elternbeiträgen. Die Einrichtung werde vorrangig für Kinder der Gemeinde Irchenrieth betrieben. Damit hat die Gemeinde in der Kinderbetreuung einen Bestand von 110 Kindergartenplätzen, davon 50 Kindergarten- und 24 Krippenplätze in Sankt Otto, 12 Krippenkinder "Grisu" im Rathaus sowie 24 Kinder im Waldkindergarten.

"Wir nehmen der Kirche und somit der neuen Pfarreiengemeinschaft Leuchtenberg-Michldorf-Roggenstein die Belastung ab", sagte Hammer, und zwar sowohl im Organisatorischen als auch im Finanziellen. Dafür komme die Kirche der Gemeinde entgegen: Sie verkauft nach den Worten des Bürgermeisters der Gemeinde ein 60.000 Quadratmeter großes Ackergrundstück, direkt an der Bundesstraße 22 rechts, zwischen Irchenrieth und Michldorf.

Bedarf an mehr Baugrund

Das Areal liege zwar bereits auf Gemeindegebiet Leuchtenberg, aber das sei unerheblich, sagte Hammer – weil es die Gemeinde Irchenrieth als Tauschfläche für weitere Baugebiete auf Vorrat hält. Setze man die Fläche in etwa um, könnte das bis 70 Bauplätze ergeben. Der Bürgermeister verwies hier auf das gerade erschlossene Baugebiet "Gleitsweg": Von den 27 Bauplätzen seien innerhalb der vergangenen vier Monate 26 Parzellen verkauft worden und demnach nur noch eine frei. Es bestehe also schon wieder Bedarf.

Hammer dankte sowohl in Sachen Kindergarten als auch Grundstück der katholischen Kirchenverwaltung und dem Bistum in Regensburg. Beide hätten sich als sehr faire Verhandlungspartner erwiesen. Resümierend stellte der Bürgermeister, dass beides ein großer und bedeutender Schritt für die Entwicklung der Gemeinde sei, die sich auch ihrer Verantwortung für die Kinderbetreuung stellt.

Hintergrund:

Kindergarten- und Krippenplätze der Gemeinde Irchenrieth

  • 50 Kindergarten- und 24 Krippenkinder im angekauften Kindergarten Sankt Otto
  • 12 Krippenkinder "Grisu" im Rathaus
  • 24 Kinder im Waldkindergarten
  • insgesamt 110 Kindergartenplätze in Irchenrieth
 
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