Mit dem Mundartgedicht „Schreibs aaf, wos du woißt vom Heimatland, du houst dalebt doch allerhand …“ erinnerte Vorsitzende Christa Heidrich zur passenden Einstimmung auch an Emma Schmutzer-Lösch. „Vor 80 Jahren und mehr, von 1937 bis 1939, fand die größte Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr statt. Über 3500 Menschen aus 57 Ortschaften mussten ihre Heimat verlassen“, erklärte Dietl.
1907, bei der Errichtung des alten Platzes, waren es nur 250 Menschen aus 9 Orten. Eine weitere Ablösung erfolgte 1948 bis 1951 mit Flüchtlingen und früheren Bewohnern, die dort vorübergehend eine neue Heimat fanden. Ursprünglich sollte auch über Kaltenbrunn hinweg geschossen werden; auf die Ablösung wurde aber dann doch verzichtet.
Ansichtskarten aus diesen verschwundenen Orten waren schon immer gesuchte Objekte von Sammlern, ehemaligen Bewohnern und deren Nachkommen. „Die Folge war und ist, dass nur wenige Stücke auf dem freien Markt angeboten werden und entsprechend teuer sind“, bemerkte der ehemalige Grafenwöhrer Schulhausmeister. Er hat in über 30 Jahren Sammlertätigkeit mehr als 80 verschiedene Unikate zusammengetragen.
Vom Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ in Netzaberg, das zur Gemeinde Thomasreuth gehörte, konnte man ab 1910 fast den gesamten „Alten Platz“ überblicken und die Scharfschießen der königlich-bayerischen Fußartillerie mit verfolgen, berichtete Dietl. Heute befindet sich dort eine Wohnstadt mit großer Kirche, Schul- und Einkaufszentrum. Die US-Army investierte rund eine Milliarde Euro. Weitere historische Orte waren Netzart im Thal, Stegenthumbach, Weihern, Dörnlasmühle, Hermannshof sowie Hammergänlas, das damals ganz im Eigentum der Familie von Grafenstein stand.
Von Pappenberg kamen die meisten der 257 Einwohner nach Wolfskofen bei Regensburg. Auf dem Gut von Thurn und Taxis wurden 25 neue Siedlungsstellen geschaffen. Das Innere aus der Pappenberger Pfarrkirche befindet sich im Wolfskofener Gotteshaus.
Dietl erzählte auch über Hopfenohe, Erzhäusl mit Wolfschützenkapelle, Flügelsburg, Grünhund und Grünwald. „Dou bin ich a im Winter den weit`n Weg von Sorghof as in d`Schöl und in die Kirch`nach Langenbruck ganga; owa dös woar auch a schiane Zeit“, warf die betagte Helga Stinner, geborene Kopp, ein, als die Rede von Altneuhaus war. Nur ungute Erinnerungen weckte bei manchen Bernreuth, wo sich das Kriegsgefangenen- und Arbeitslager befand.
In Haag, der mit über 500 Einwohnern größten Gemeinde, werden alljährlich die Gräber von Angehörigen besucht. Siegfried Bock wusste nach Überlieferung seines Nachbarn Schorsch Tafelmeyer (88) von der gefürchteten berittenen Polizei des NS-Regimes, die den Frauen die mühsam gepflückten Schwarz- und Preiselbeeren wegnahm und ausschüttete, wenn sie sich nicht an die Verkaufszeiten hielten.
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