Kastl bei Kemnath
29.09.2022 - 11:34 Uhr

Kastler mit konkreten Ideen für Gemeinde

Wie soll die Gemeinde Kastl in 10, 15 oder 20 Jahren aussehen? Was wünschen die Bürger? Sie waren gefragt bei der Auftaktveranstaltung zum ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept). Es gab aber auch kritische Nachfragen.

Über 40 Bürger hatten sich zur ISEK-Auftaktveranstaltung im Schützenheim eingefunden. Ihnen beschrieb Bürgermeister Hans Walter die Region als Gebiet mit hoher Dynamik und großen Investitionen im und außerhalb des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Dabei müsse überlegt werden, wie die Gemeinde Kastl davon profitieren und die Herausforderungen der Zukunft meistern könne. "Was wollen wir und was wollen wir nicht? Wie soll unsere Heimat aussehen?", fragte das Gemeindeoberhaupt.

Kernthema sei auch die Energieversorgung sowie Sanierung von Rathaus, Pfarrhof und Pfarrgarten. Dazu sei eine Machbarkeitsstudie angestoßen, mit einer Gestaltungssatzung verbunden und auch an ein kommunales Förderprogramm gedacht worden. Diese Planungen seien seitens der Landesplanung der Regierung gefordert, informierte Walter.

Klaus Stiefler, Diplomingenieur, Architekt und Stadtplaner vom Büro RSP Architekten stellte das Gebiet vor, für das die Städtebauförderung eingesetzt werden soll. Als wunderbare Ressource seien das grüne Band der Haidenaab und der Kastler Berg erkannt sowie die Nähe zum Rauhen Kulm und der Burgruine Waldeck genannt worden. Die touristische Nutzung sei nur im Verbund mit den Nachbargemeinden realisierbar.

Verbesserungswürdig seien unter anderem die Randplätze von Schützenheim und Sportgelände sowie die Unterführungen. Auch sollte die Trennwirkung der Staatsstraße verringert werden. Als Planungshorizont seien für die gesamte Maßnahme 10 bis 15 Jahre anzusetzen.

Hohe Beteiligung bei Umfrage

Andreas Hacke, Diplomgeograph mit Schwerpunkt Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung vom Büro Geoplan in Bayreuth, erläuterte die Ergebnisse der Bürgerbefragung, die eine sehr hohe Beteiligung aufgewiesen hat, hinsichtlich Wohnsituation, Soziales, Verkehrsanbindung, Bildung, Gewerbe - Arbeit und Beruf.

Es habe sich gezeigt, dass es Grundstücke zu kaufen gebe und Singlewohnungen gesucht seien. Gewünscht werde eine Wohnungsbörse. Die Zufriedenheit am Wohnort sei hoch. Meist sei Wohneigentum vorhanden, die Wohnqualität werde überwiegend als gut bewertet.

Die Frage nach einer Geschwindigkeitsbeschränkung im Bereich der Ortsdurchfahrt der Hauptstraße haben 69 Prozent der Befragten mit Nein beantwortet. Positiv seien die Kinderbetreuung in Kastl bewertet worden, gesehen werde Handlungsbedarf bei den Senioren. Das Angebot von "Generationen Hand in Hand" werde derzeit von 8 Personen genützt, 80 würden sich einbringen, wenn sie mehr Zeit hätten. Erforderlich seien mehr Sport- und Spielangebote, ein Biergarten und Treffpunkt für Jugendliche sowie eine bessere Beschilderung der Radwege.

Die Jugend wünsche sich Angebote auch außerhalb der Vereine, ein Volleyballfeld, Fitnessgeräte, eine Mountainbikestrecke, einen Skatepark, eine Badestelle, einen Partyraum oder Hütte und die Wiederbelebung der Landjugend. Außerdem wurden ein Ferienprogramm für Jugendliche und ein Kiosk oder Café angeregt. Ebenso brauche es organisierte Transportmittel zu Festen und Angeboten von außerhalb, beispielsweise einen Busverkehr in stündlichem Rhythmus in alle Richtungen. Lebensmittel und Produkte für den täglichen Bedarf würden zu 80 Prozent in Kemnath eingekauft, 51 Prozent nützen Bioladen und Direktvermarkter. Die Gastronomie im Ort solle wiederbelebt werden mit Biergarten, Zoigl und Livemusik. Ebenso wurden Themenabende gewünscht.

Als Stärken des Ortes Kastl werden der Zusammenhalt, Dorfleben, die nahe Natur, die Kita und die Schule am Ort, die Versorgung Familienangehöriger, das Vereinsleben und der vorhandene Bäcker und Metzger gesehen.

Die Bürger konnten anschließend Flipcharts zu den verschiedenen Themenbereichen nützen, um ihre Wünsche und Gedanken einzubringen. In den ausgelegten Ortsplan wurde eine Überquerungsmöglichkeit der Haidenaab zwischen Unterbrucker Flur und Kastl eingezeichnet. Andere möchten den Dorfweiher wieder entstehen lassen. Schattenspendende Bäume entlang der Spazierwege, gerne Obst- und Nussbäume, wurden vorgeschlagen, wie auch ein grüner Baumgürtel rund um den Ort zur Kühlung im Sommer, zur Verbesserung des Kleinklimas sowie als Beitrag zur Klimarettung.

Diskussion wegen Wolframshof

Aus der Fragerunde wurde schließlich eine Debatte, weil die Außenorte im ISEK nicht berücksichtigt werden. Die Fachkräfte erklärten, dass dafür dieses Programm nicht geschaffen worden sei. Es sei für Orte mit über 500 Einwohnern gedacht. Die Fördermöglichkeiten der Außenortschaften müssten über die Dorfsanierung angestrebt werden.

Vor allem für Bürger aus Wolframshof war es nicht nachvollziehbar, warum das Schloss Wolframshof in das Sanierungsgebiet einbezogen wird, der Rest des Ortes aber nicht. In der Diskussionsrunde meinte Stiefler, dass man über die Angelegenheit nachdenken könne.

Rathauschef Hans Walter kündigte außerdem eine Ortsbegehung mit der Bevölkerung im Sanierungsgebiet an. Diese ist für das Frühjahr 2023 geplant.

Hintergrund:

Das ISEK-Gebiet

  • ältester Kernbereich von Kastl
  • bis zum Gelände des Schützenheimes und des Sportbereichs inklusive Sportheim
  • Schloss Wolframshof
  • Von-Lindenfels-Straße als nördliche Grenze
 
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