Das gibt es für Vegetarier und Veganer auf dem Wiesenfest in Kemnath

Kemnath
18.08.2023 - 13:53 Uhr
OnetzPlus

Schweinebraten, Grillhähnchen, Bratwürste, Fleischspieß: Fleischliebhaber haben auf dem Wiesenfest in Kemnath die Qual der Wahl. Aber was ist mit Vegetariern und Veganern? Oberpfalz-Medien hat in den Festzelten und am -platz nachgeschaut.

Ministerpräsident Markus Söder und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger mögen es schlicht bayerisch. Die Politiker, die am Wochenende beim Wiesenfest in Kemnath erwartet werden, überlassen nichts dem Zufall und haben ihr Essen im Zelt längst vorbestellt. Söder nimmt eine Vesperplatte mit viel Käse. „Die wählt er immer, wenn er in eines unserer Zelte kommt“, weiß Nadine Schuhmann, die Chefin vom Festzeltbetrieb B. Schuhmann aus Kasendorf bei Kulmbach.

Aiwangers Vesperplatte darf gern mehr Wurst und Fleisch beinhalten. Mit vegetarisch oder vegan haben also beide Politiker nichts am Hut. Was aber, wenn ein Gast vegetarisch oder vegan verlangt? Oder wenn ein Wiesenbesucher nach laktose-, gluten- oder fruktosefrei fragt und die Zusatzstoffe im Essen wissen will?

"Deutliche Verbesserung"

Oberpfalz-Medien hat sich mit Ernährungsberaterin Tanja Franz aus Waldershof auf dem Festplatz umgeschaut. Diese und andere Fragen sollen uns die Festwirte am besten persönlich beantworten. Muss vegetarisch oder vegan unbedingt auf einem Fest sein oder reichen die Klassiker Bratwurst und Grillhähnchen aus? Tanja Franz hat dazu eine klare Meinung: „Wenn das Essen ausgewogen ist, gibt es auch keine Diskussionen oder Konflikte darüber.“ Ausreichend Essensangebote auch für Vegetarier und Veganer ließen gleich keine Diskussionen aufkommen. Vieles sei machbar, nur scheitere es an der Umsetzung. Wenn auch auf Veranstaltungen, wie sie festgestellt habe, eine deutliche Verbesserung zu erkennen sei.

Umso mehr freut sich die Fachfrau, auf unterschiedlichen Ansturm gut vorbereitete Wiesenwirte zu treffen. Der erste Weg führt ins Festzelt von Bruno Busch vom Landgasthaus Busch aus Kötzersdorf. Der Chef ist persönlich vor Ort. Im Grill drehen sich die gut gewürzten, halben Hähnchen und duften mit dem Schweinebraten um die Wette. Die Speisekarte ist umfangreich. Gibt es auch vegetarisch? „Natürlich haben wir uns auch darauf vorbereitet“, sagt Bruno Busch und verweist auf Pommes Frites sowie Brezen. „Außerdem kann jeder Salat haben“, ergänzt er.

Käse-Spätzle kommen gut an

Bei vegan schüttelt Busch dann bedauernd den Kopf. Das könne er nicht stemmen, es sei zu aufwendig. Die Breze könnte vegan sein. Doch dabei komme es darauf an, ob Schweineschmalz oder Butter enthalten ist. Tanja Franz ist nicht kleinlich und lässt es gut sein. Sie meint, Brezen und Pommes seien eine Alternative, immerhin. Einige Schritte weiter hinten steht ein Imbisswagen mit unheimlich vielen unterschiedlichen Crêpes an einer Anschlagtafel. „Na, das ist mal ziemlich umfangreich. Es ist für alle etwas dabei“, sagt Franz und nickt zufrieden. Es gibt Crêpes herzhaft mit Speck, Fleisch und Käse bis zuckersüß oder mit Obst. Für Veganer leider nicht geeignet wegen der Eier, bedauert Franz. Dafür haben Vegetarier hier sogar die Qual der Wahl.

Gleich daneben im großen Festzelt herrscht hektischer Betrieb, gut 30 Servicemitarbeiter bereiten sich auf den Festzug und Bieranstich vor. Chefin Nadine Schuhmann gibt Anweisungen übers Headset. In mindestens sechs bis acht Pfannen brutzelt und brodelt es, vor allem viel Fleisch ist erkennbar. Was ist mit vegetarisch? „Klar. Das haben wir auch, schon einige Jahre lang“, sagt die Chefin. Versuche mit einem großen Salat seien zwar gescheitert. Aber Käse-Spätzle gingen immer. „Die machen inzwischen einen großen Anteil an rausgehenden Speisen aus.“ Vegan werde kaum verlangt. Und auch Allergiker würden eher wenig nach den Zutatenlisten fragen. „Wir haben höchstens zwei Anfragen pro Saison.“

Ideale Nachspeise

Nadine Schuhmann legt Wert auf regional. „Unser Gemüse stammt aus dem Nürnberger Knoblauchland und das Schwarzbrot ist vom hiesigen Bäcker“, erzählt sie. Dann hat sie keine Zeit mehr. Aber es gibt noch die Kleinanbieter. Im Imbiss nahe dem Autoscooter liegen Bananen, Erdbeeren und Ananas appetitlich aufbereitet – alles mit einer dicken Schokoladenschicht überzogen am Spieß. Wenn das nicht die ideale Nachspeise ist. „Und alles ist rein vegetarisch“, sagen Evelin Völkl aus Weiden und Franziska Grass aus Grafenwöhr und lachen. Die Frauen sind im Sommer mit ihrem „Süßen Paradies“ unterwegs. Kunden, die nach Zutaten fragen wegen Allergien, seien an der Tagesordnung, erzählen sie und fügen an: „Wir haben die Liste, muss ja sein.“

Das war es dann wohl. Die Bilanz der Ernährungsberaterin ist an diesem ersten Wiesentag recht gut, sie ist zufrieden. In Kemnath bleiben Vegetarier nicht im Regen stehen. Wenn auch das Angebot größer sein könnte, so findet der anwachsende Trend zum fleischlosen Essen doch Beachtung. Nur vegan hat fast keine Lobby. Aber Halt! Was steht da? „Kulinarische Spezialitäten“ heißt es über einem Imbisswagen im Asia-Design in großen Lettern. Bei näherer Betrachtung findet sich ein unscheinbarer, handschriftlicher Speiseplan an der Wand: „Mini-Frühlingsrollen, sieben Stück, vegan, 5 Euro“. Na also, geht doch. Die Quote an veganem Angebot ist damit zwar noch verschwindend klein, aber vorhanden.

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Kemnath07.08.2023
Hintergrund:

Unterschied Vegetarier/Veganer

  • Vegetarier essen nichts von getöteten, sondern nur von lebenden Tieren. Hierzu gehören Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier und Honig. Jedoch gibt es verschiedene Arten des Vegetarismus.
  • Veganer leben ohne tierische Produkte. Sie essen nur pflanzliche Lebensmittel und verzichten auf alles vom Tier, das heißt sie trinken keine Milch, essen keine Eier und Honig.

Quelle: Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands

 
 

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