Kemnath
29.04.2019 - 11:23 Uhr

Imkern will gelernt sein

Die Teilnehmer des Anfängerkurses des Bienenzuchtvereins Kemnath trafen sich dieses Mal direkt am Bienenstock. Neben Informationen stand die Praxis im Mittelpunkt.

Wer ein guter Imker werden will, muss viel lernen. Die Theorie gilt es dann in die Praxis umzusetzen. Deshalb lud der Bienenzuchtverein Kemnath und Umgebung zum Anfängerkurs mit praktischer Arbeit an den Beuten ins Bienenhaus bei Kemnath ein. In der Gartenidylle beim Bienenhaus können sich die fleißigen Bienen wohlfühlen, denn sie finden in den umliegenden Bäumen, auf der Wiese und am Teich alles, was sie brauchen. Das war allen Teilnehmern sofort klar.

So wächst ein Bienenschwarm schnell heran. Schließlich schlüpfen in einem gesunden Volk in etwa 2000 Bienen am Tag. Eine Bienenkönigin legt bei guter Witterung ununterbrochen Eier. Selbst mit der Lupe mussten die Teilnehmer gute Augen haben, um die kleinen weißen Eier in der Wabe zu entdecken.

Gelangweilte Bienen

"So muss der Bienenzüchter seine Bienenvölker regelmäßig kontrollieren und gut beobachten, um ein Ausschwärmen zu verhindern", mahnte Josef Seidl die Jungimker. Der Bienenzüchter zeigte am Bienenstock, wo man die sogenannten Weiselzellen finden kann, in denen eine neue Königin heranwächst. Sind diese am unteren Rand der in den Bienenkasten eingehängten Rahmen zu finden, sei höchste Eile geboten, der Bienenkasten muss "aufgesetzt" werden. Das Bienenvolk braucht mehr Platz und die alte Bienenkönigin muss mit einem Absperrgitter daran gehindert werden, in den neuen Raum vorzudringen. Später könne man Ableger bilden, also ein neues Volk heranzüchten. Dabei müsse darauf geachtet werden, in den Ablegerkasten einen Rahmen mit Futter und einen Rahmen mit Pollen und Wasser zum Rahmen mit jüngster unverdeckelter Brut dazu zu hängen.

Die Schwarmbereitschaft sei auch an den sogenannten Cappuccino-Bienen zu erkennen. Das sind Bienen, die "gelangweilt" am Flugloch in Grüppchen zu einem "Plausch" beieinandersitzen, weil sie keine Arbeit haben. Wenn sie ausfliegen, fliegen sie langsam und entfernen sich nicht weit vom Bienenstock. Eine Arbeiterbiene, die zu tun hat, verhält sich anders: Sie fliegt zielgerichtet und schnell aus der Beute hinaus.

Seidl zeigte das Umsetzen der von Bienen besetzten Rahmen und das Erweitern der Beute - das Behältnis, in dem das Bienenvolk lebt. "Ein dritter Kasten dient als Honigraum, denn Bienen legen ihren Honig immer in die oberen Waben ab. Das ist ihr natürliches Verhalten, das dazu dient, in den kalten Wintermonaten sich weiter oben im Baum aufzuhalten, wo es wärmer bleibt", erklärte Seidl.

Größe wichtig

Die Teilnehmer lernten auch, harten rosenholzfarbenen Propolis vom weichen Wachs zu unterscheiden. Mit Propolis desinfizieren Bienen die Brutwaben, ihren Lebensraum und sie dichten Öffnungen ab, um Schädlinge am Eindringen zu hindern. Sie dichten damit aber auch die Rahmen ab, wenn sie kurz vor dem Ausschwärmen sind.

Auch bei der Größe der Beuten gebe es viel zu beachten. Bleiben den Bienen nämlich breitere Gänge als acht Millimeter, entsteht eine sogenannte Wildbrut. Dabei werden meist Drohnenbruten angelegt, die der Imker oft entfernen muss, weil diese besonders gerne von den Varroamilben besiedelt werden. Seidl erläuterte, wie man erkennen kann, dass die Bienenkönigin gestorben ist: Der Schwarm versucht rechtzeitig, eine neue Biene heranzuziehen. Diese eine Weiselzelle befindet sich dann mittig im Rahmen. Das sei auffällig, denn normalerweise befinden sich mehrere dieser Königinnenbrutzellen am unteren und seitlichen Rand. Auch hier seien wieder eine gute Beobachtungsgabe und eine regelmäßige Betreuung der Bienenvölker nötig.

Ein Bienenvolk könne auch in der warmen Jahreszeit verhungern. Denn bei Kälteeinbruch bleiben die Bienen auf der Brut sitzen und fliegen nicht aus. Sie wollen die Brut wärmen und schützen. Deshalb dürfe hier der Imker in der Pflege seiner Völker nicht nachlässig werden.

Trotz der vielen Informationen und den neuen Eindrücken hatten die Jungimker noch viele Fragen, die die erfahrenen Profis gerne beantworteten. In einem der nächsten Kurse wird die richtige Anwendung der Mittel zur Behandlung der Bienen gegen die Milben Thema sein.

 
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