Auf dem Eisweihergelände tauchten die Besucher zwei Tage lang in das Lagerleben von Rittern und Landsknechten ein. Ein Gefühl für die damalige Zeit vermittelten das Pressather Fähnlein, die Vogelvreien aus Brand (Oberpfalz), die Baiereuther Katzbalgerey, die Unzünftigen aus Marktredwitz, die Helden vom Fantasy-Larp-Jugendzeltlager (Live-Rollenspiel) in Immenreuth, ein Feuerschlucker und mehrere Gaukler. Zelte und Stände von Handwerkern und Händlern in historischen Gewandungen bestimmten außerdem das Bild.
Der Pflasterzoll betrug für jeden Erwachsenen, der nicht in Gewandung erschien, einen Gulden (Euro). Kinder unter Schwertmaß und Gewandete waren frei. Ihnen allen entbot am Samstagnachmittag Stadthauptmann Volkmar Legath von Schönreuth einen Willkommensgruß. Mit einem Böllerschießen eröffnete die Baieruther Katzbalgery das mittelalterliche Treiben.
Zu seinem Bedauern durfte Hubert, der Henker die Hexenverbrennung nicht mehr durchführen. Dies sei aufgrund der aktuellen Genderdiskussion und aufgrund des vermittelten Frauenbildes nicht mehr so gewollt, verriet er gegenüber Oberpfalz-Medien. Kurzerhand schlüpfte Hubert (Haubner) in eine andere Rolle. Als Medicus zog er eitrige Zähne, entfernte den schwarzen Hafernistkäfer und ähnliches Ungeziefer und verteilte kostenlos eine Wundermedizin.
In Wirklichkeit Schreinermeister
Haubner ist im bürgerlichen Leben Schreinermeister und hat eine Firma in Schirnbrunn bei Plößberg. Schon seit 16 Jahren besucht er mittelalterliche Schauspiele. An vier bis sechs Wochenenden im Jahr ist er in Bayern und in Baden-Württemberg unterwegs. Sein Herzensanliegen ist, dass die Leute miterleben können, wie es im Mittelalter zuging. Allerdings: „Früher war es nicht so romantisch, wie viele glauben“, betonte er. Florian Lindenberger zeigte beim Show-Schmieden seine Fähigkeiten als Schmied. Es war für ihn keine Schwierigkeit, am Amboss eine Hellebarde zu reparieren, zumal er sich seinen Lebensunterhalt normalerweise als Hausmeister im Begegungscampus in Immenreuth verdient. Dort sind ebenfalls die Helden vom Fantasy-Larp-Jugendzeltlager beheimatet, die sich mehrere Aktionen zur Kinderbelustigung ausgedacht hatten. Weitere Attraktionen für junge Ritter und Ritterfräulein waren Bogenschießen, Kinderschminken und Schwertkampftraining.
Auch Lina Schweers hatte einen Stand aufgebaut. Sie ist eigentlich Logistik-Managerin. Schon immer hatte sie ein Faible für Magie. „Herauskommen aus dem Alltag und Kindern eine Freude bereiten“, ist für sie die Motivation, an mittelalterlichen Feldlagern teilzunehmen. „Die Wiederbelebung der Geschichte ist unser Ziel“, betonte sie.
Regen beendet Hochzeit
Einer der Höhepunkte waren das Ritterturnier und die Hochzeit des Markgrafen von Wallenrode. Er feierte mit seiner frisch angetrauten Gemahlin ein rauschendes Fest und genoss die Köstlichkeiten, die ihm beim Mahl serviert wurden. Dazu waren auch die Hauptleute der einzelnen Fähnlein und deren Knappen eingeladen. Sie erwiesen dem Brautpaar die Ehre und schworen dem Markgrafen Treue. Doch Regenschauer am frühen Abend störten das mittelalterliche Geplänkel. Viele Gäste verließen fluchtartig das Feldlager.
Am Sonntagnachmittag gab es vor allem für die Kinder eine große Attraktion. Im Pavillon verblüffte Zauberer Roland von der Feyhöhe mit seinen Zauberkünsten. Kaum einer wusste, dass der trickreiche Zauberkünstler Dr. Roland Vogel aus Kastl war. Währenddessen entführte die Elfenkönigin hoch zu Ross unschuldige Kinder. Drei Schildmaiden (weiblichen Knappen) gelang es, sie zu befreien. Zur Strafe musste die böse Königin in die Schandgeige. Bei der Prämiierung erhielten alle gewandten Kinder geschnitzte Pferdeköpfe von Heiner Dworzak von der Stadtwache. Bei der Verabschiedung erhielt jede Gruppe ein Erinnerungsgeschenk.
Stadthauptmann Volkmar Legath war mit dem Ablauf dieses Feldlagers sehr zufrieden. Für ihn ist sein Engagement bei der Kemnather Stadtwache ein Ausgleich zum Beruf als Finanzbeamter. „Mir gefällt der Zusammenhalt in der Gruppe, die das Ziel hat, gemeinsam das Mittelalter zu leben“, erzählte er.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.