Unter dem Motto "Wir bringen's zamm - trotz Corona" hat Mittendrin-Leiterin Jessika Wöhrl-Neuber den Jahresbericht 2020 des Familienzentrums verfasst. Bis März seien unter anderem die Techniksprechstunde für Senioren als weiteres Angebot zum Reparaturcafé sehr gut angenommen und das "WeiberWerk" (berufliches Netzwerk für Frauen) gegründet worden. Auch der damalige Bürgermeister Werner Nickl, der maßgeblich für die Gründung des Mittendrin verantwortlich war, habe im März noch Kemnaths Neugeborene und ihre Eltern begrüßt.
Und dann kam Corona: "Von heute auf morgen traten die Bestimmungen des Lockdowns in Kraft und das Familienzentrum wurde geschlossen. So wie alle anderen Einrichtungen auch", erinnert sich Wöhrl-Neuber. Als viele Termine abgesagt oder umgeplant waren, versuchte sie, telefonisch und per E-Mail Kontakt mit den Besuchern des Familienzentrums zu halten. Niemand ahnte, wie lange diese Situation andauern würde. Um den isolierten Bewohnern im Seniorenzentrum "Haus Falkenstein" eine Freude zu machen, wurden eine kontaktlose Malaktion mit Kemnather Kindern organisiert, Kontakte zu den verschiedenen Netzwerkpartern gehalten und Unterstützungsmöglichkeiten für Kemnather Familien besprochen, die durch die Krise in wirtschaftliche Not geraten waren.
Schutzmasken aus Kenia
Ein Lichtblick in dieser Zeit war die Spende von über 200 Mund-Nase-Schutzmasken, die in der Schneiderschule der Kriegsnothilfe in Kenia hergestellt wurden. Mit diesen Masken bedankten sich die Näherinnen für die über 200 Brautkleider, die im Familienzentrum seit 2018 für die Frauen in Kenia gesammelt werden.
Der Geburtsvorbereitungskurs mit Hebamme Andrea Jahreiß war der erste Online-Kurs mit Teilnehmerinnen aus drei Landkreisen, "Zuckerfreier Familienalltag" mit Ernährungsberaterin Tanja Franz am 29. April 2020 der erste Online-Vortrag.
Hygienekonzepte ausgearbeitet
Die Monate Mai und Juni standen im Zeichen der Ausarbeitung und Umsetzung verschiedener Hygienekonzepte, da Lockerungen der Kontaktbeschränkungen erfolgten. Die im Freien stattgefundenen "Urban Sketching"-Zeichenkurse der Kemnather Künstlerin Susanne Vonhoff waren laut Wöhrl-Neuber trotz stark reduzierter Teilnehmerzahlen ein Lichtblick nach der langen Pause. Der Chamer Künstler Günter Haslbeck verlegte seinen Aquarellkurs in den digitalen Bereich oder malte ebenfalls mit der Gruppe im Freien.
Auch die Online-Kurse "Ernährung für Schwangere" und "Kinderlebensmittel unter der Lupe" mit Diplom-Ökotrophologin Kristina Heinzel-Neumann wurden gut gebucht. Mit dem Team der Stadtbücherei und dem Kemnather Kinderschutzbund wurden Gute-Laune-Tüten für die Sommerferien zusammengestellt und verteilt. Die immer ausgebuchte "Rückbildungsgymnastik" mit Hebamme Hedwig Arnold und "Yoga für Schwangere" konnten - je nach der Witterung - in der Mehrzweckhalle oder im Freien stattfinden.
Nach den Sommerferien fand kurzzeitig ein eingeschränktes Angebot mit extrem reduzierter Teilnehmerzahl in den Räumen des Familienzentrums statt. Außerdem wich man auf den Schulungsraum der Feuerwehr oder die Mehrzweckhalle aus, da dort die Einhaltung der Abstandsregeln leichter war.
„Wir alle vermissen unser Dienstagsfrühstück und das Familiencafé am Mittwoch schmerzlich.“
Da die verschiedenen Selbsthilfegruppen medizinisch relevant sind und die regelmäßigen Treffen einen hohen, stabilisierenden Stellenwert im Leben der Betroffenen haben, wurde alles ermöglicht, damit diese Angebote weiterhin unter hohen Hygieneauflagen stattfinden konnten. Aber vor Weihnachten mussten auch die Selbsthilfegruppen pausieren.
Ein Höhepunkt sollte der Aktionstag "Zu viel Home, zu wenig Office? Frauen und die Corona-Krise" im Oktober in der Mehrzweckhalle werden. Doch als am Tag davor die Inzidenz auf den - damals ausschlaggebenden - Wert über 35 stieg, musste die Veranstaltung abgesagt werden. Nach dieser Erfahrung reifte bei den Verantwortlichen die Idee, das Kursangebot weiter zu digitalisieren und online zu den Familien zu bringen. Die beliebte Babymassage fand ab Oktober problemlos digital statt, ebenso die Rückbildungsgymnastik. Auch die "Gesund und fit"-Kurse vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für Babys und Ein- bis Dreijährige wurden sehr gut angenommen. Als letzte Aktion des Jahres 2020 sind mit dem Team der Stadtbücherei über 300 "Christkindl-Kreativ-Tüten" für Kinder zusammengestellt worden.
Im Jahr 2019 hat Wöhrl-Neuber allein beim Familienfrühstück und Mittwochscafé im Familienzentrum an die 1500 kleine und große Besucher gezählt. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen konnten nur gut 200 Personen an diesen niedrigschwelligen Treffen teilnehmen. Wie ihr Marianne Fütterer, die Ansprechpartnerin der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen (KoKi) am Landratsamt Tirschenreuth, mitgeteilt hat, ist die Zahl der Eltern im Kemnather Land, die bei ihr ab der Schließung des Mittendrins Hilfe gesucht haben, um nahezu 30 Prozent gestiegen. Der Leiterin des Familienzentrums zeigt dies, welchen Stellenwert diese niedrigschwelligen und unkomplizierten Angebote zum Kontaktaufbau und zur Vernetzung der Eltern haben. Außerdem dienen diese Treffen dem Vertrauensaufbau den Mitarbeiterinnen gegenüber.
Auch unter dem Eindruck dieser Erfahrungen nahmen sich die Verantwortlichen eines Themas an, das in Pandemie-Zeiten eine noch höhere Brisanz gewann. Mit der in Kemnath ansässigen Diplom-Psychologin Evelyn Gäbler ist eine angeleitete Gruppe für Menschen mit Depression und ihren Angehörigen geplant. An der Telefonaktion haben über 20 Personen teilgenommen und der Online-Vortrag war ebenfalls stark nachgefragt. Am 29. Juni soll es das erste Präsenz-Treffen im Freien geben.
„Kaffeestunde“ ab 23. Juni
"Wir alle vermissen unser Dienstagsfrühstück und das Familiencafé am Mittwoch schmerzlich", berichtet Jessika Wöhrl-Neuber. Deshalb bietet das Familienzentrum ab dem 23. Juni das neue Online-Format "Kaffeestunde" an. Da gibt es in Zusammenarbeit mit Theresia Kunz von der Kommunalen Jugendarbeit Tirschenreuth von 15.30 bis 16.30 Uhr kostenlos kurze Impulse zur gelingenden Kommunikation in der Familie. Danach sind alle eingeladen, in lockerer Runde alte Bekannte zu treffen und vielleicht auch neue Leute kennenzulernen. Jeder angemeldete Teilnehmer bekommt vorab ein kleines Packerl mit einer besonderen Kaffee-Probe, Nervennahrung und warmen Worten für den Alltag. Ausdrücklich bedanken sich Jessika Wöhrl-Neuber und ihre Mitarbeiterinnen bei den Referenten für ihre Offenheit und Flexibilität in Bezug auf die moderne Kommunikationstechnik.















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