Die Stadt Kemnath hatte die Veranstaltung organisiert und der Mehrzweckraum der Grundschule war zur Freude der Verantwortlichen ausverkauft. Stadtmarketing-Mitarbeiter Elmar Högl konnte über 120 Besucher begrüßen. Deren Kommen wurde mit einem gut zweistündigen Kabarettprogramm der Extraklasse belohnt, das vom Trio Inge Faes, Tobias Ostermeier und Matthias Leitner serviert wurde. Verfasst wurden die Textbeiträge von Peter Nitsch. Gepaart waren in dem Programm „Im Abgang blumig“ Sprachwitz und Spielfreude: Damit wühlten sich die Künstler zum einen durch aktuelle Themen wie den Ukraine-Krieg und Post-Covid-Gegebenheiten und zum anderen nahmen Alltagsklassiker wie das Kreuz mit der Katholischen Kirche oder mit Hörgeräten aufs Korn.
Tote Kleinkunst und Rabattcoupons
Anfangs sah es so aus, als ob der Abend schnell sein Ende finden könnte: Denn die Kleinkunst wurde in der ersten Szene des Programms feierlich beerdigt – als einer der vielen Kollateralschäden von Corona. Immer deutlicher dämmerte es aber den Trauergästen, dass man von dieser „Leich‘“ Abstand nehmen müsste. „Denn die Menschheit braucht die Kleinkunst mehr als je zuvor“, stellten die Künstler unisono auf der Bühne fest – und trafen damit auf Zustimmung beim Kemnather Publikum.
Ob zu Dritt oder in Form von Solonummern: Recht genüsslich sezierten die Künstler diverse (zwischen-)menschliche Abgründe und Alltags-Absurditäten. So erfuhren die Zuhörer, dass kulturelle Aneignung zur Bayerischen Staatsräson gehöre: Minister Aiwanger mache dies immer wieder deutlich, wenn er sich als leidender Bauer mit Besoldung B11 präsentiere. Dann gab es da den Schuhputzer, der laut über die verrückte Welt sinnierte, in der es nur noch veganen Eistee gebe. „Den Eistee mit Schweinefleischgeschmack finde ich nirgends mehr!“, empörte er sich. Dass übrigens berufstätige Frauen in der derselben Position 18 Prozent weniger verdienen als Männer, dürfe man nicht überbewerten. „Dank der vielen Rabattgutscheine sind Frauen finanziell viel bessergestellt!“
Urlaub ein Menschenrecht
Lebhaft wurde den Zuschauern vor Augen geführt, was ein Germanist mit einem Fokus auf mittelhochdeutscher Lyrik erlebt, wenn er zum Pfleger umgeschult wird. Die Themen gingen den Kabarettisten, die zwischen Sketchen und Musiknummern changierten, nicht aus – beginnend bei Wladimir Putin, dem offensichtlich die Partnerin bzw. der Partner für eine „geregelte Triebabfuhr“ fehle, dem „Pfadfinder-Spirit“ des Vaters, wenn er sich – bewaffnet mit dem ADAC-Atlas – mit dem Auto in den Urlaub aufmachte oder über das Urlaubs-Reisen als das offensichtlich neue Menschenrecht. „Jetzt darf man wieder dort hinfahren, wo man die Sprache nicht versteht und das Essen nicht verträgt!", so Inge Faes. Viel Applaus gab es abschließend für die Darbietung, die erst nach mehreren Zugaben endete.
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