Kirchenthumbach
27.01.2020 - 15:31 Uhr

Genügsam, zufrieden, gläubig

Auf dem Weg von der Pfarrkirche zum Friedhof intoniert die Blaskapelle den Trauermarsch "Wehmut": Die Anteilnahme der Bevölkerung ist groß, als Johann Gradl seinen letzten irdische Pfad beschreitet.

Eine große Trauergemeinde nimmt auf dem Friedhof Abschied von Hans Gradl. Bild: ü
Eine große Trauergemeinde nimmt auf dem Friedhof Abschied von Hans Gradl.

Der "Gradl-Hans", wie er genannt wurde, war Zeit seines Lebens ein hilfsbereiter und beliebter Bürger. Er verstarb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren.

Hauptzelebrant des Requiems war sein Sohn Professor Hans-Georg Gradl. Konzelebranten waren Pfarrer Augustin Lobo, Dekan Thomas Jeschner, Ruhestandsgeistlicher Helmut Süß, Dekan Michael Hoch aus Fensterbach, Günther Renner, Seelsorger des Klinikums Regensburg, und Roman Gieger, Stadtpfarrer von St. Gallen in der Schweiz. Die drei Letztgenannten sind Studienkollegen von Hans-Georg Gradl. Mit am Altar stand auch Pfarrer Sven Grillmeier aus Kirchenlaibach.

In seiner Predigt ließ Hans-Georg Gradl Erinnerungen an seinen Vater lebendig werden. Dessen Leben sei geprägt gewesen von Arbeit, schwerer Arbeit auf dem Bausektor. Urlaub sei für ihn die Höchststrafe gewesen. "Ich habe viel von Papa gelernt", sagte Gradl. Im Rückblick seien drei Dinge für seinen Vater besonders markig und bezeichnend. Zum einen die Genügsamkeit: Er habe seinen Vater nie gierig und neidisch erlebt. "Vielleicht muss unsere Gesellschaft gerade das erst wieder mühsam erlernen, was der Generation damals völlig selbstverständlich war", betonte der Prediger.

Punkt zwei sei das kleine Glück des Alltags, das ihn an seinen Vater erinnere. Johann Gradl sei ein sehr zufriedener Mensch gewesen, "glücklich in dem, was er tat" zwischen Gewächshaus und Fischweiher, Haus und Hof. Er sei froh gewesen, arbeiten zu können, gebraucht zu werden und für seine Familie da zu sein. Hans Gradl bestätigte seinem Vater als Drittes einen bodenständigen Glauben: "Dass alles einen Sinn hat, dass der Herrgott seine Hand über uns hält, war für ihn selbstverständlich."

Hans Heinzel, Vorsitzender des Rentner- und Pensionistenvereins, würdigt die Treue und Kamerdschaft von Johann Gradl, der dem Verein 23 Jahre, von 1996 bis zu seinem Tod angehört hatte.

Bekannt und geschätzt war "der Gradl-Hans" vor allem für seine Bereitschaft, mitzuhelfen, wo er gebraucht wurde. Unvergessen bleibt sein Einsatz bei der Renovierung der Friedhofsmauer und bei der Reaktivierung des alten Kriegerdenkmals in der Bayreuther Straße, zusammen mit seinen Kameraden vom Rentner- und Pensionistenverein.

Gefragt war er auch in der Pfarrei: Beim Fastenessen stand er jahrelang am Kessel und half mit beim Kochen der Kartoffelsuppe. Für das Fischessen der Senioren spendierte er die Fische und legte mit Hand an bei der Zubereitung. Viele Jahre sorgte er nicht zuletzt für die Sauberkeit, die Pflege und das Mähen der Freiflächen am Kinderhaus St. Elisabeth. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, Reparaturen für Einrichtungen der Pfarrei auszuführen und das für Gottes Lohn.

 
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