Kirchenthumbach
18.12.2019 - 16:21 Uhr

Weihnachten: „Ich verschwende halt nichts“

Ein funkelnder Christbaum und tolle Geschenke – so feiern wir Weihnachten.
Das schöne Fest hat jedoch eine Kehrseite: nämlich viel Geschenkpapiermüll, abgeholzte Tannen und übermäßiger Konsum. Es geht aber auch anders.

Einweckgläser und kunstvoll gewickelte Tücher: Zum herkömmlichen Weihnachtsgeschenkpapier gibt es einige Alternativen. Bild: exb
Einweckgläser und kunstvoll gewickelte Tücher: Zum herkömmlichen Weihnachtsgeschenkpapier gibt es einige Alternativen.

Von gekauftem Geschenkpapier mit viel Glitzer und Co. hält Silvia Gottinger wenig. Für die Kirchenthumbacherin ist das nur noch mehr unnötiger Müll, der zur Weihnachtszeit anfällt. „Ich kaufe seit Jahren kein Geschenkpapier mehr“, sagt die 35-jährige Mutter, die im Kemnather „Mittendrin“ Vorträge über umweltbewussteres Leben hält.

Stattdessen nutzt sie alles, was sie eh zu Hause hat, um ihre Geschenke einzupacken. Zum Beispiel altes Verpackungspapier aus Paketen, die sie per Post bekommen hat. Das bemalt sie dann selbst, oder stempelt mit in Form geschnitzten Kartoffeln Muster darauf. So spart sie Papiermüll. „Zeitungspapier ist auch immer schön“, erzählt sie. Dann noch eine getrocknete Orangenscheibe oder einen schönen Zweig dazu und mit Paketschnur festzurren – fertig ist das Geschenk.

Bleiben Stoffreste vom Nähen übrig, nimmt die Kirchenthumbacherin auch gerne mal die Zick-Zack-Schere zur Hand und schneidet sich Bänder zurecht – eine tolle Alternative zu Kunststoffbändern, wie sie findet. Und mit Stoff lassen sich Geschenke sogar gleich komplett einwickeln. „Es gibt da so eine japanische Technik. Furoshiki“, berichtet die 35-Jährige. Mit Hilfe von Anleitungen aus dem Internet ließen sich Geschenke richtig kunstvoll verpacken – ganz ohne Papiermüll.

Mit ihren Geschenken, die meistens auch noch selbst gemacht sind, kommt Gottinger immer gut bei Freunden und Familie an. „Das Schönste ist doch, wenn etwas mit Liebe und Zeit gemacht wurde“, sagt sie und erzählt etwa von eigenhändig getrockneten Blüten, die sie als Tees verschenkt, oder von einem Rosen-Peeling für die Haut.

Zu Weihnachten gehören heutzutage aber nicht nur die Geschenke, sondern auch ein Christbaum. „Der größte Teil ist mit Pestiziden belastet“, kommentiert Gottinger diesen Brauch. Außerdem belaste der Import der Bäume die Umwelt.

Alternativen, die weniger schädlich seien, gebe es viele: einen geschnitzten Weihnachtsbaum etwa oder einen aus Stoff. Auch Christbäume im Topf heißt sie gut. Die könnten wieder eingepflanzt werden. „In größeren Städten können Weihnachtsbäume auch geliehen werden“, erzählt Gottinger.

Ist die Weihnachtszeit vorbei, wirft sie ihren Baum, der zuvor schon Weihnachtsdeko auf einem Markt war, nicht einfach weg. „Die Zweige schneide ich ab. Die kommen raus zu den Vögeln, und aus der Spitze mache ich jedes Jahr einen Quirl.“ Denn die kleinen zur Seite stehenden Ästchen ohne Nadeln eignen sich prima zum Rühren von Teig.

„Ich verschwende halt nichts“, sagt sie und lacht. „Viele Dinge kann man wieder verwenden. Das mache ich schon immer so.“ Auch wenn die 35-Jährige etwas braucht, überlegt sie immer zuerst, ob sie es selbst herstellen kann. „Meistens ist das auch so.“

Und selbst beim Einkaufen achtet sie auf ihre Umwelt. Nur zwei bis drei Mal im Monat fährt sie in herkömmliche Supermärkte. Dort sind ihr zu viele Verpackungen, und vor allem das Plastik stört sie. Lebensmittel holt sie deshalb lieber in verpackungsfreien Läden wie in Sulzbach-Rosenberg. „Da kann man lose Sachen kaufen. Nudeln, Reis, Butter.“ Davon nimmt sie dann gleich eine große Menge mit und verbindet die Fahrt oft noch mit einem anderen Ziel in der Nähe, damit sich die Autofahrt gelohnt hat. Fleisch und Fisch kauft sie zudem frisch auf dem Wochenmarkt in Weiden und bei einer Freundin, der ein Biobauernhof gehört – ganz ohne lästigen Verpackungsmüll.

Silvia Gottinger will Papier- und Plastikmüll vermeiden. Deshalb wickelt sie ihre Weihnachtsgeschenke gerne in bunte Tücher. Und auch sonst hat die 35-Jährige einige Ideen, das Weihnachtsfest umweltfreundlicher zu gestalten. Bild: exb
Silvia Gottinger will Papier- und Plastikmüll vermeiden. Deshalb wickelt sie ihre Weihnachtsgeschenke gerne in bunte Tücher. Und auch sonst hat die 35-Jährige einige Ideen, das Weihnachtsfest umweltfreundlicher zu gestalten.
Mit dem Pinsel wird Farbe auf selbst geschnitzte Kartoffelstempel getupft. Bild: exb
Mit dem Pinsel wird Farbe auf selbst geschnitzte Kartoffelstempel getupft.
Mit diesen Stempeln verziert die Kirchenthumbacherin dann ihr Geschenkpapier - Papier aus alten Paketen. Bild: exb
Mit diesen Stempeln verziert die Kirchenthumbacherin dann ihr Geschenkpapier - Papier aus alten Paketen.
Info:

Weg mit den Stromfressern

Die Beratungsstelle Weiden der Verbraucherzentrale Bayern gibt auch Tipps, wie man zu Weihnachten nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt schonen kann. Sie empfiehlt, bei der Auswahl der Geschenke auf den Stromverbrauch zu achten, um Energie zu sparen. Dabei sollte bei Elektrogeräten die höchste verfügbare Effizienzklasse gewählt werden. "Bei Haushaltsgeräten wie Kühlschränken oder Geschirrspülern ist das A+++ und bei Fernsehern A++", heißt es in einer Pressemitteilung der Beratungsstelle. Bei Spielekonsolen sei ein Blick in die Datenblätter hilfreich.

Wer an den Festtagen unterwegs ist, sollte beim "Smart Home" die Geräte so programmieren, dass Licht und Heizung nur an seien, wenn jemand zu Hause ist. Weitere Tipps zum Energiesparen bietet die Zentrale auch bei Beratungsterminen an, die unter Telefon 0961/36100 vereinbart werden können.

 
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