Am Tag zuvor wurde der Backofen mit meterlangen Holzscheiten gefüllt. Den vom letzten Mal aufbewahrten Sauerteig kneteten die Frauen mit Salz und Gewürzen tüchtig durch.
Für die Kinder war der Backtag ein Festtag. Bevor die Brotlaibe in den Ofen kamen, wurde die Backhitze mit Kornähren gemessen. Dann schoben die Frauen erst einmal Brotkuchen oder "Woizener Koucha" in den Ofenschlund, da diese keine so lange Backzeit wie das Brot brauchten. Diese Kuchen waren für die Kinder die reinsten Leckerbissen. Während der Brotkuchen aus Zwiebeln und Salz bestand, wurde über den Weizenkuchen Fett und Zucker gegeben. Die Kinder standen mit glänzenden Augen um den Backofen herum und hofften, dass für sie ein Stück Brotkuchen oder Weizenkuchen abfallen würde.
Nachdem das Brot gebacken war, wurde es in der Speisekammer aufgehoben. Dort waren an der Decke Stangen befestigt, auf denen man die Brotlaibe schlichtete. Das sollte verhindern, dass sie schimmelten oder die Mäuse sie anknabberten. War das Brot zu Ende, musste neu gebacken werden, denn die Oberpfälzer aßen viele Speisen mit Brot; geräuchertes Fleisch, Rettich oder Käse. Gern wurde es auch in die Erdäpfelsuppe gegeben.
Sogar altes Brot fand noch Verwendung. Es wurde morgens in den Kaffee eingebrockt oder eine Wassersuppe davon gekocht. Diese bestand lediglich aus Wasser, altem Brot, Salz, in Schmalz angebräunten Zwiebeln und Schnittlauch oder Majoran.
Heutzutage gibt es noch einige wenige Backöfen in der Marktgemeinde Königstein, so in Pruihausen, am Breitenstein, in Mitteldorf und in Bischofsreuth. Allerdings sind nicht mehr alle in Betrieb. Die Freien Wähler haben die alte Tradition des Brotbackens wieder zum Leben erweckt: Im Hof des Königsteiner Rathauses errichteten sie vor rund 15 Jahren einen neuen Backofen. Hier wird alljährlich an Pfingsten ein Backofenfest veranstaltet. Selbstverständlich finden die duftenden Brotlaibe reißenden Absatz.
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