„Die Biene kann heutzutage ohne den Imker nicht mehr überleben!“ Mit dieser schockierenden Aussage rüttelte Josef Seidl, erfahrener Imker vom Lehrbienenstand Eschenbach, gleich zu Anfang die Gäste des Anfängerlehrganges auf. Nicht nur Jungimker und Neuinteressierte waren der Einladung des Bienenzuchtvereins Kemnath zum Landgasthof Busch nach Kötzersdorf gefolgt, auch zahlreiche erfahrene Imker und Imkerpaten waren anwesend.
Denn die Imkerei muss sorgfältig betrieben werden. Es ist ein umfangreiches Wissen nötig, damit es den Bienen gut geht. Dazu muss man sie das ganze Jahr über richtig pflegen, viel beobachten und im richtigen Moment reagieren.
Dies spiegelt sich auch in der stattlichen Anzahl von insgesamt 17 verschiedenen Vorträgen und Lehrgängen, die für die Imker und solche, die es werden wollen, angeboten werden.
Seidl begann mit den größten Problemen der Bienen. Die allseits bekannte Varroamilbe wurde 1980 von Asien eingeschleppt und macht den Bienen seither das Leben schwer. Ohne die Hilfe der Imker würden viele Völker sterben. Die Möglichkeiten der Behandlung sind vielfältig, aber teils auch sehr umstritten unter den Imkern. Doch auch vor Krankheiten, wie der Faulbrut, muss der Imker auf der Hut sein. Ein großes Problem sei für die Bienen jedoch das stark abfallende Blütenangebot nach der Frühjahrsblüte in Natur und Garten. Ein Bienenvolk fliegt einen Umkreis von drei Kilometern ab. Dabei kann ein reich blühender Friedhof oft die Rettung für ein Bienenvolk sein. „Ein verhungertes Volk erkennt man an den Bienen, die so tief in den Waben stecken, dass nur noch das Hinterteil herausragt.“, erklärte Seidl an Hand einiger Bilder.
Seidl verriet, dass er seit seinem neunten Lebensjahr der Imkerei die Treue hält. „Die Imkerei verändert den Menschen!“, betonte er. „Man nimmt den Jahreskreis bewusster wahr, beobachtet die Blühzyklen in der Natur, das Wetter und die Bienen, wird selbst dadurch ruhiger und ausgeglichener. Man wird zum Naturschützer und Umweltschützer!“ Starke Chemische Mittel wie früher werden zur Krankheitsbehandlung auch nicht mehr verwendet.
Ein Imker müsse aber auch töten können, wenn ein Volk so schwer erkrankt ist, dass man es nicht mehr retten kann. Das diene zum Schutz der anderen Bienenvölker. Dabei sei ein Veterinär anwesend.
Seidl und Vereinsvorstand Andreas Schultes informierten kurz über die verschiedenen Bienenrassen. Diese unterscheiden sich in Brutbeginn, Honigertrag und Stechfreudigkeit. Deshalb gebe es auch keine Patentrezepte bei der Imkerei. Man müsse viel beobachten und danach handeln. Wichtige Faktoren dafür, dass es den Bienen gut gehe sind der richtige Standort und der Schutz bei Schlechtwetterperioden, bei Nässe und Kälte, sowie das Füttern in Zeiten mit wenig Nahrungsangebot in der Natur.
Auch bei den Bienenbehausungen gibt es viele Unterschiede in Material, Größe und Innenausstattung. Beim Bienenzuchtverein Kemnath wird das sogenannte Zandermaß bevorzugt, weil sich da die Rahmen in den Bienenkästen, den Beuten, besser einhängen und wieder entfernen lassen. Wichtig ist es, das Flugloch von Regen und Wind abzuwenden und nach Süd-Südost auszurichten. Zwischen den Beuten muss an einen Arbeitsabstand gedacht werden. Die Beuten müssen beschattet und auf eine Unterlage von ca. 35 cm Höhe gestellt werden. Damit überträgt sich die Kälte des Bodens nicht auf den Bienenstock und der Imker erleichtert sich damit die Arbeit. Um bei Krankheiten des Bienenvolkes besser reagieren zu können und Ableger, die sogenannten Schwärme, neu aufbauen zu können braucht jeder Imker einen zweiten Standort zum Ausweichen für seine Bienenvölker. An Bächen und Weihern soll man Bienenbeuten nicht aufstellen, die Feuchtigkeit und Kälte die dort herrscht kann sich sehr ungünstig auf das Volk auswirken.
Die Beschreibung vom Aufbau einer der Beuten war für die Nichtimker erst einmal ein wenig verwirrend, weil man viel beachten muss, viel steuern kann, wenn man es richtigmacht. Im nächsten Kurs können die Interessenten die Bienenkästen reell begutachten und ausprobieren.
Im Bienenvolk leben Arbeiterinnen, Drohnen (männliche Bienen) und eine Königin.
Diese legt im Juni bis zu 2000 Eier täglich! Beim Hochzeitsflug trifft sie die Drohnen gerne in den Aufwinden in 3-6 Metern Höhe. Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern. Durch unterschiedliche Fütterung entstehen die Königinnen.
Der Imker hat dann wieder im Sommer viel Arbeit, muss er den Schwarm doch kontrollieren und rechtzeitig teilen, wenn das Volk zu groß ist und neue Königinnen geschlüpft sind. Das Abschleudern des Honigs, das Versorgen mit Futter und einer Bienentränke, das Regulieren der Temperatur im Bienenstock, das Behandeln gegen die Milbe zum richtigen und erlaubten Zeitpunkt im Jahr gehören ebenfalls zu den zahlreichen Aufgaben eines Imkers.
Sehr anschaulich erzählte Josef Seidl das Leben einer Arbeiterin, die im Laufe Ihres Lebens verschiedene Aufgaben erst im Bienenstock erfüllen muss, bis sie endlich ausfliegen und Honig sammeln darf.
Ohne Bienen wird es in Feld und Garten weniger Früchte geben. Die Mitglieder des Bienenzuchtvereins freuen sich über Jeden, der Interesse an der wichtigen Arbeit eines Imkers hat. IN weiteren Kursen werden der Beutenaufbau, das Abspalten neuer Schwärme, die Honiggewinnung, die Behandlung bei Krankheiten, die Behandlung bei Befall mit der Varroamilbe oder mit Motten besprochen, um nur einige Themen zu nennen. Dabei werden auch die erfahrenen Imker immer wieder auf den neuesten Stand des Imkereiwissens gebracht. Interessenten werden am Anfang von den erfahrenen Imkerpaten unterstützt und dürfen sich Jungimker nennen. Der Verein fördert die Neulinge mit einer Anfangsausstattung.
Seidl richtete einen dringenden Appell an die Verantwortlichen in den Kommunen und den Sportvereinen, sowie an die Gartenbesitzer, doch Blühpflanzen anzupflanzen, und bei der Auswahl die Blühphasen zu beachten, damit das Nahrungsangebot für Bienen das ganze Jahr über gut verteilt ist. Wiesenraine, Wegränder, die blühen dürfen und nicht abgemäht werden, sind ebenfalls eine große Hilfe. Bei gefüllten Blüten sind Nektar und Pollen für die Bienen nur schlecht erreichbar!
Wollen wir hoffen, dass die Bienen nicht aussterben, denn die Menschheit ist auf sie angewiesen. Helfen Sie, damit sich die Biene bald wieder im Aufwind befindet!
Man kann noch mehr für die fleißigen Insekten tun, indem man das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, das am 31. Januar startet, mit einer Unterschrift unterstützt.
An folgenden Terminen kann man sich in den Rathäusern in die Listen eintragen:
Rathaus Kemnath, Wunsiedler Straße 14:
Montag bis Freitag, vormittags von 8.00 – 12.00 Uhr
Montag bis Donnerstag, nachmittags von 13.00 -16.30 Uhr
Am Donnerstag, den 07.02.19 von 13.00 – 20.00 Uhr
Am Samstag, den 09.02.19 von 10.00 – 12.00 Uhr.
Im Rathaus in Kastl liegt die Liste an folgenden Tagen aus:
Sonntag, den 03.02.19 von 10.00 – 12.00 Uhr
Dienstag, den 05.02.19 von 18.00 – 20.00 Uhr
Donnerstag, den 07.02.19 von 7.30 – 8.30 Uhr
Mittwoch, den 13.02.19 von 18.00 – 20.00 Uhr
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.