Kötzersdorf bei Kemnath
30.07.2019 - 17:07 Uhr

Tipps zum Honigumbau

Wie wird fester Honig flüssig? Die Antwort gab Josef Seidl beim Bienenzuchtverein Kemnath und Umgebung. Auch standen Varroamilbenbekämpfung und Einfüttern auf dem Programm.

Andreas Schultes (stehend) freut sich wieder über einen regen Besuch beim Stammtisch der Imker. Josef Seidl (links) referiert zum Thema Sommerpflege mit Einfüttern und Varroabekämpfung. Bild: rpp
Andreas Schultes (stehend) freut sich wieder über einen regen Besuch beim Stammtisch der Imker. Josef Seidl (links) referiert zum Thema Sommerpflege mit Einfüttern und Varroabekämpfung.

Referent bei den Kemnather Bienenzüchtern war diesmal Josef Seidl vom Lehrbienenstand Eschenbach. Er hatte gleich zwei Themen im Gepäck, die sich am Jahreslauf der Imkerarbeit.

Vorsitzender Andreas Schultes gab einen kurzen Rückblick über das bisherige Bienenjahr. "Es gab heuer viele starke Schwärme, deshalb gibt es Ablegervölker zu kaufen." Das Bienenfutter sei bereits bestellt und zur Abholung beim Raiffeisenmarkt Kemnath hinterlegt. Dort könne jeder Imker seine persönliche Menge abholen. Schultes betonte, dass jetzt in der Spätsommerpflege die Honigräume zu reduzieren seien und der Wabensitz überprüft werden müsse.

Typisch für diesen heißen Sommer ist der viele Melizitosenhonig ("Zementhonig"). Dieser ist extrem fest und kann nur schlecht ausgeschleudert werden. Hier empfahl Seidl , den obersten Kasten wegzunehmen, damit die Bienen nach unten wandern, die Brutwaben in den unteren Kasten und dabei die Pollenwaben an die Seite zu geben.

Mit Wasser benetzen

Mit dem "Meisel" oder einer Gabel wird die Verdeckelung der Waben aufgerissen. Diese werden auf beiden Seiten mit Wasser benetzt. Die Bienen holen sich den Honig und wandeln ihn mit Hilfe des beigefügten Wassers in flüssigen Honig um. Der Referent riet, nur zwei bis drei Honigwabenrahmen einzuhängen. Bei einer größeren Anzahl verdeckeln die Bienen die Waben oft nur wieder. Auch sollte man im unteren Kasten auf keinen Fall Zementhonig belassen. Um diesen zu verarbeiten, brauchen die Bienen Wasser, das ihnen im Winter zu wenig zur Verfügung steht. Wer mit zwei Kästen arbeitet, muss zum Honigumbau einen dritten aufsetzen. Wichtig sind dabei eine korrekte Abdeckung und die Lichtverhältnisse. Wie er weiter ausführte, wird beim Honig-Umbau der feste Dreifach- zum Einfachzucker umgearbeitet und dadurch wieder flüssig. Es entsteht ein sehr hochwertiger dunkler Honig.

Rahmen mit eingelagerten Pollen, die nicht benötigt werden, könnten mit Puderzucker bestäubt aufgehoben werden. Der Puderzucker konserviere, meinte der Redner. Sie sollten kühl verpackt in einem Schrank im Keller verwahrt werden. Manche Imker würden sie auch einfrieren.

Die Einfütterung beginne, wenn die Bekämpfung der Varroamilbe ansteht. Das stärke das Volk. Dabei werden in drei Gaben jeweils 5 Kilogramm Futterteig oder Sirup bereitgestellt. Man beginne Anfang August, füttere wieder Ende August und noch einmal Mitte September. Schwache Völker und schwache Ableger sollten nicht überwintert werden.

Bienenvölker müssten regelmäßig auf die Varroamilbe untersucht werden. Tote Milben auf dem Bodenbrett zeigten an, ob eine Behandlung notwendig ist. Bei 5 Milben pro Tag bei einem Ablegervolk müsse eine Behandlung erfolgen. Bei einem Wirtschaftsvolk liege die Grenze bei 10 Milben pro Tag. "In Deutschland besteht eine Pflicht zur Bekämpfung des Parasiten", informierte Seidl. Er wies auch darauf hin, dass bestimmte Mittel, die in Österreich oder Tschechien erlaubt sind, bei uns nicht zugelassen seien. Eine Behandlung mit Ameisensäure sei für das Bienenvolk sehr anstrengend. Es sei unbedingt notwendig, die Bienen vorab mit einem starken Rauchstoß zu beruhigen. Sonst könne es sein, dass Arbeiterbienen ihre Königin schützen wollten und sie so eng umgeben, dass die Königin überhitzt und stirbt.

Mit Atemschutz arbeiten

Auch die Behandlung mit Milchsäure und Oxalsäure wurde diskutiert. Seidl und Andreas Schultes wiesen eindringlich darauf hin, sich an die Gebrauchsvorschriften zu halten und Schutzkleidung anzulegen. Für manche hochprozentige Mittel sei eine Verordnung des Tierarztes notwendig. Die Experten warnten von trockenen Resten der Oxalsäure, die sich oft am Holz als winzigste Kristalle absetzen. Diese geraten bei Reinigungsarbeiten in die Lunge und erzeugen schlimmste Schäden am Organ. Deshalb müsse auch hier an den Atemschutz gedacht werden. Sehr wichtig sei, die Mittel so auszulegen, dass Dämpfe abseits der Brut abziehen.

Fragen hatten die Imker auch zum Befall mit Wachsmotten. Die eingesetzten Mittel sind B401, Essigsäure (60-prozentig) oder die technische Ameisensäure (85-prozentig). Es muss Zugluft geschaffen, aber oben der Kasten mit einem Fliegengitter abgedeckt werden. Die Säure werde unten im Kasten eingestellt, weg vom Volk. Entgegen früherer Meinung soll das Schwammtuch auf keinen Fall vorgefeuchtet werden, dies würde das Mittel verdünnen und die Wirksamkeit verringern. Wird das Schwammtuch vorab gekühlt, sind die Dämpfe nicht so aggressiv und weniger belastend für das Volk.

Apothekenpflichtige Mittel müssen in das Bestandsbuch eingetragen werden. Seidl und Schultes empfahlen, alle Behandlungsmaßnahmen zu notieren.

 
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