Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus: Herbert Riedel aus Kohlberg spendet Blutplasma

Kohlberg
27.04.2020 - 13:31 Uhr
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Herbert Riedel war der erste bestätigte Corona-Infizierte im Landkreis Neustadt/WN. Er ist wieder gesund. Um Infizierten zu helfen, spendet er nun Blutplasma an der Uniklinik Regensburg - und appelliert an Genesene, es ihm gleichzutun.

Herbert Riedel war der erste bestätigte Coronafall im Landkreis Neustadt/WN. Nachdem er wieder genesen ist, macht er sich nun auf den Weg zur Blutplasmaspende am UKR.

"Mir geht es sehr gut", sagt Herbert Riedel zu seinem aktuellen Wohlbefinden. Der Kohlberger war der erste Corona-Infizierte im Landkreis Neustadt, wie Dr. Thomas Holtmeier, Chef des Gesundheitsamts Neustadt-Weiden, bestätigt. Riedel ist mittlerweile genesen - und doch noch lange nicht fertig mit Corona.

Rückblick: Als Riedel am 13. März Magenschmerzen hatte, ging er vor dem Wochenende vorsichtshalber zum Arzt. Dort bekam er Antibiotikum verschrieben, ihm wurde routinemäßig Blut abgenommen und außerdem ein Coronatest gemacht.

Positiv und keine Symptome

"Die Magenschmerzen waren am Samstag schon wieder weg. Montag und Dienstag bin ich normal zur Arbeit gegangen", erzählt Riedel. Am Dienstagabend jedoch der Anruf: Der Coronatest war positiv. "Ich habe keinerlei Symptome gespürt", sagt der Kohlberger. "Sogar mein Chef meinte, das muss ein Irrtum sein, weil ich so fit war."

Für Riedel und seine Familie hieß es nun erst einmal Quarantäne. Doch auch in dieser Zeit zeigte der 47-Jährige keine typischen Symptome. "Ich hatte weder Fieber noch Halsschmerzen oder Husten", berichtet er.

Am 27. März durfte Riedel die Quarantäne offiziell wieder verlassen. Nicht jedoch seine Frau und die zwei Kinder. "Da auch sie keine Symptome hatten, wurde kein Test durchgeführt", erzählt der 47-Jährige. Um also das Risiko, dass sie sich am letzten Tag bei ihm angesteckt haben könnten, auszuschließen, mussten sie bis zum 10. April in Quarantäne bleiben - insgesamt fast vier Wochen. "Wir wurden aber während der ganzen Zeit bestens versorgt", freut sich Riedel.

Währenddessen gibt es am Uniklinikum Regensburg (UKR) neue Erkenntnisse im Kampf gegen das Coronavirus. Einer der Ärzte dort, Dr. Andreas Brosig, stieß beim Recherchieren auf Berichte aus China bezüglich Plasmaabgaben bei Covid-19. Nach Absprache wurde die Idee schnell auch am UKR umgesetzt. Konkret bedeute das, dass sich Menschen, die mit dem Virus infiziert waren und nachweislich seit mindestens zwei Wochen genesen sind, als Spender melden können, informiert Dr. Robert Offner, Leiter der Transfusionsmedizin des UKR. Die potenziellen Spender müssen zwischen 18 und 60 Jahre alt sein, die üblichen Kriterien der BÄK für Blutspender erfüllen, und es darf noch keine Schwangerschaft vorgelegen haben.

All diesen Bedingungen wird Riedel gerecht - und meldet sich nach dem Aufruf als Spender beim UKR. "Eine Plasmaspende hat mich schon immer interessiert", erzählt der Genesene. "Und wenn ich irgendwie helfen kann, möchte ich das tun."

"Ähnlich wie Blutabnehmen"

Unter der Aufsicht von Dr. Robert Offner, Leiter der Transfusionsmedizin des UKR (Mitte), spendet zum ersten Mal ein genesener Coronapatient sein Blutplasma für Infizierte mit schwerem Krankheitsverlauf.

Nach den zwei vorgesehenen Negativtests sowie einem Antikörpertest am UKR spendete der 47-Jährige am 18. April zum ersten Mal sein Blutplasma. "Es war ähnlich wie Blutabnehmen", berichtet Riedel von seinen Erfahrungen. Alles in allem habe es zweieinhalb Stunden gedauert, die Spende an sich eine Stunde. "Danach habe ich noch eine Infusion zum Aufpäppeln bekommen", sagt der Spender. Die Plasmaspende wird mit Hilfe eines Zellseparators durchgeführt, informiert Dr. Offner. Je nach Körpergewicht des Spenders können sie 600 bis 800 Milliliter Plasma aus dem entnommenem Blut gewinnen.

"Die nicht benötigten Blutzellen werden gleich wieder in die Blutbahn des Spenders zurückgeführt", informiert Offner. Das Plasma wird nach genauer Untersuchung in drei bis vier Portionen aufgeteilt. Sobald es pharmazeutisch freigegeben ist, bekommen Coronapatienten mit schwerem Krankheitsverlauf das Plasma per Transfusion verabreicht.

Auch dieser Vorgang sei unkompliziert. "Die Intensivmediziner glauben nicht, dass es sich bei dem Immunplasma um ein Wundermittel handelt", so Offner. Die Hoffnung der Ärzte bestehe dennoch darin, dass die Antikörper im gespendeten Plasma auch die Abwehrkräfte der erkrankten Empfänger stärken. Die Wirkung sei ähnlich wie bei einer Impfung, informiert das UKR bei seinem Aufruf.

Bislang haben 14 Menschen gespendet, teilweise bis zu drei Mal, informiert Dr. Offner. Mehr als 20 Coronainfizierte wurden mit dem Plasma versorgt, die meisten davon sind Patienten des UKR. "Es gibt in einzelnen Fällen positive Effekte", meldet der Leiter der Transfusionsmedizin. Durch die geringe Datenmenge sei eine Bewertung der Blutplasmaspende aber noch nicht möglich. Dennoch werden die Ärzte weiterhin an diesem Heilversuch dranbleiben. "Wir lernen dabei viel Neues über die Krankheit und das Virus", berichtet Dr. Offner.

Bis zu 60 Mal Spenden pro Jahr

Einer der 14 Spender des UKR ist Riedel. Als er hörte, dass die Spenden teils positive Effekte zeigten, war er begeistert. "Das ist natürlich super." Er appelliert nun an die Menschen, selbst Spender zu werden. "Es ist ein schönes Gefühl, jemandem zu helfen", freut er sich und hofft auf viele Freiwillige. Riedel selbst hat für Ende April schon seinen zweiten Spendentermin. Denn erlaubt ist das in Deutschland bis zu 60 Mal pro Jahr.

Info:

Weiter Spender gesucht

Bislang wurde der Aufruf der Uniklinik Regensburg (UKR) gut angenommen und gleich ob von Medizinern, Vermittlern, Medizinstudenten und natürlich den Spendern unterstützt. Dennoch sucht das UKR weiterhin Genesene, die die Voraussetzungen erfüllen und sich zum Spenden bereiterklären. „Die Risiken für den Spender sind minimal“, erklärt der Leiter der Transfusionsmedizin. Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl, Kreislaufkollaps, Nachblutung oder Allergien gebe es sehr selten. Wer Spender werden möchte, kann sich melden unter 0941/9445000 .

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