Im Jahre 1723 wird erstmals eine Kohlberger Kirchweih in einer Auflistung des Diözesanarchivs Regensburg angeführt. In Friedenszeiten war dies ein großes Ereignis, das viele Besucher anzog. Auch im Jahr 2023 erwarten der Markt, die Fieranten und Lokale eine Menge Gäste. Das Jubiläum von 300 Jahren ist jedoch nur eine Zahl, denn der Ursprung dieses Kirwatreibens war sicher deutlich früher. Eventuell sogar schon bei der Einweihung der ersten Kapelle, die bald nach der Erstbesiedelung erfolgt sein könnte, oder kurz vor 1344, als der Ort Marktrechte erhielt.
Die Gründung von Kohlberg liegt ziemlich zeitgleich mit denen der Gründörfer, etwa um das Jahr 1200. Im Jahre 1268 wird der Name erstmals genannt. 1284 wird die Pfarrei Cholberch in einem Verzeichnis des Bistums Regensburg erwähnt. Wann die erste Kirche aus Holz, später aus Stein gebaut wurde, ist nicht bekannt. Auch nicht, warum sie dem Patrozinium des Nikolaus von Myra geweiht ist. Sein Kult kam im 10. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum auf. Der Heilige hat über 30 Gruppen, Berufe, Länder usw. zu beschirmen, darunter auch Reisende, was – vielleicht – einen Hinweis auf die Namensgebung an der viel benutzten Altstraße zulässt.
Krammarkt und viel Bier
Schriftliche Belege über die Kirchweih fehlen ganz. Die Unterlagen im Kohlberger Gemeindearchiv gehen auch nur bis zum Jahr 1760 zurück. Frühere Belege sind verbrannt. Anfangs dürfte es sich bei der Kirchweih um einen reinen Krammarkt gehandelt haben, auf dem landwirtschaftliche Geräte, Werkzeug, Dinge des täglichen Bedarfs, Kleidung und Nutztiere ge- und verkauft wurden. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen dann Schausteller dazu. Seiltänzer, Kunstreiter, Leierkastenspieler, Glückshäfen und „Comödienspiel“ erfreuten die Besucher. Dabei floss auch reichlich Bier durch durstige Kehlen. Und es mischten sich fahrendes Volk und Bettler unter die Gäste. Alle wollten an den Markttagen ihren Reibach machen.
Auch für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen scheint es nur die Erzählungen alter Kohlberger, aber kaum Fotos zu geben. Eines davon aber hat der frühere Bürgermeister Karl Prösl mit „1930 Kirchweih“ beschriftet. Es zeigt Musikanten und Feiernde. Die Kirchweihtänze begannen damals schon am Nachmittag, weil viele der Besucher zur Fütterungszeit wieder in die Ställe mussten. Kirchenleute und Polizisten wachten mit scharfen Augen darüber, dass keine Jugendlichen zu den Veranstaltungen kamen, denn die Moral musste ja gewahrt werden. Nach 1945 gab es im Markt acht Gaststätten, davon vier mit einem Tanzboden, wo an den hellen Kirwaabenden fleißig weitergefeiert wurde.
"Gloserer" feiern mit
An der Weggabelung beim alten Forsthaus wurden damals die Kirwaleit aus den Gründörfern am frühen Nachmittag mit: „Aa 'nra ganzn Schtiiezn (Gießkanne) voll Freiböier“ begrüßt. Spendiert hat sie die Schwanerwirtin, denn für die „Dörferer“ war das ihr Stammlokal, wie Lotte Ermer, eine gebürtige Hannersgrünerin erzählt. Von da aus spielte die Kapelle ihre Besucher bis in den Marktplatz hinein. Und der alte Gäwerl-Schorsch wusste, dass die: „Holzhammerer, Neidaffer und Schlecherer“ vom katholischen Friedhof her reingespielt wurden. Da es am Sonntag auf mehreren Tanzböden Musik gab, ist nicht mehr zu erfahren, ob das Reinspielen immer von der örtlichen Kapelle des Musikmeisters Berr oder der von Wildner erledigt wurde. Anzunehmen ist, dass auch aus Röthenbach viele Besucher kamen, denn die „Gloserer“ aus dem Ortsteil feierten gerne und hatten meist auch mehr Geld im Sack, als das ärmere Bauerngesinde. Da kam dann der Spottvers auf: „Döi Glosmacherleit san gouer noble Herrn und wenn's koi Göld mehr hobn, dann klimperns mit die Scherbn!“
Dass es bei der Kirchweih auch Pannen gab, erzählte einst der Buschn-Willi. In seiner Hütbubenzeit so um 1920 war es einmal, dass schon ein paar Tage vor der Kirchweih die ganzen Schmierkuchen und Kücheln der Gastwirtschaft „Schmiedkloi“ fertig gebacken waren und möglichst an einem Platz mit hoher Luftfeuchte gelagert werden sollten. Der Keller gleich neben der Haustür war dafür der geeignete Platz. Dumm nur, dass es ein feuchtes Frühjahr war und dort unten wadentief Wasser am Boden stand. Doch die Wirtsleute wussten sich zu helfen und nagelten auf den Treppenstufen ein Regal mit mehreren Etagen zusammen. Bretter drauf und dann hatte alles Gebäck seinen klimagerechten Platz. Bis zum Samstagnachmittag. Da knackte es verdächtig im Keller, es quietschte, rutschte, plumpste und die ganze Herrlichkeit schwamm im Wasser. Eine Strebe hatte nachgegeben. Die Hofhühner freuten sich über den schmackhaftem Kuchen.
Kirwageld für die Kinder
Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg begann die große Zeit der Kohlberger Kirchweih, sie wurde das bestimmende Fest im Jahreslauf. Die Menschen freuten sich, wieder feiern zu dürfen, Bekannte zu treffen, dringend benötigte Artikel vor der beginnenden Erntezeit einzukaufen und natürlich das lange Wochenende von Fronleichnam bis Kirchweihmontag ausgiebig zu genießen. Für die Kinder war des toll, wenn am Sonntag viele Verwandte zum Festmahl kamen, denn von denen gab es immer einige Münzen Kirwageld.
Schon kurz nach dem Kirchenzug am Donnerstag drehte sich das Kinderkarussell und es dudelte fröhliche Musik über den Marktplatz. Vom unteren Markt bis rauf zur katholischen Kirche säumten die Stände der Fieranten bis zum Montag die Straße. Einige Jahre lang wippten auch die Boote einer Schiffschaukel mit kräftigem Schwung und an der Schießbude knallten Jugendliche mit Gewehren, um mit Papierblumen die holde Weiblichkeit zu beeindrucken. Etliche Schausteller, wie Familie Zettl aus Schnaittach, mit Kinderkarussell und Schießbude, kamen jahrzehntelang immer wieder nach Kohlberg. Bei ihnen zog anfangs ein Ungetüm von altem Hanomag-Traktor die zwei Kirwa-Wagen schnaufend in den Ort. Vorher, an den Hängen des Hirschauer Berges, musste Frau Zettl regelmäßig absitzen und von hinten mit anschieben, sonst hätte die Zugmaschine es auch mit nur einem Anhänger nicht über die Steigung geschafft.
Im 21. Jahrhundert flaute der Kirchweihtrend deutlich ab. Die Coronapandemie ab 2020 brachte weitgehenden Stillstand. Aber jetzt geht es wieder voran, auch wenn viele beim Wort Kirwa nur Bräuche und folkloristische Aktivitäten im Kopf haben und nicht mehr den religiösen Bezug als Gedenktag der Einweihung eines Gotteshauses.
Programm am Kirchweihsonntag, 11. Juni
- 9 Uhr Messe in der katholischen Kirche
- 9.45 Uhr Festgottesdienst evangelische Nikolauskirche
- Ab 10.45 Uhr Kirchweihbetrieb mit Verkaufsständen, Gasthaus Frieser und Zoiglstube "Beim Binnerlindl" geöffnet
- 13.30 Uhr Wiedereröffnung des erneuerten Naturerlebniswegs, anschließend geführte Wanderung durch das Klingenbachtal
- 13.45 Uhr Eintreffen der Teilnehmer der Fahrradsternfahrt des Fördervereins Simultankirchen nach Kohlberg, anschließend Führung mit Karl Prösl durch die Kirche Sankt Nikolaus
- Marktplatz: Infomobil des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald, Präsentation des OWV-Zweigvereins, Malaktion für Kinder
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