Ja, sie braucht Platz! Und jedes Jahr freuen sich viele Kirchenbesucher in der Adventszeit, die große, orientalisch gestaltete Krippe in der Kohlberger Herz-Jesu-Kirche wieder zu sehen. Auf rund 18 Quadratmetern breitet sich der Ort Bethlehem mit der als Grotte angelegten Geburtsstätte des Heilands zwischen Altarraum und Kanzel aus.
Doch das war nicht immer so, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Denn Pfarrer Andreas Schlagenhaufer brachte sie erst 1981 im Kirchturm wieder zum Vorschein. Vorher wurde die Krippenlandschaft von den 1930-er Jahren bis 1947 in der Weihnachtszeit aufgebaut, geriet aber nahezu 40 Jahre in Vergessenheit. Der Priester schrieb damals im Pfarrbrief: „Die wenigsten Gemeindeglieder wissen wohl darum, dass auf dem Kirchturm eine orientalische Stadt eingelagert ist“. Allerdings ist sie damals aufgrund der langen Ruhezeit stark mitgenommen und die Figuren sind nicht komplett erhalten. Seitdem kann sie, umfangreich restauriert, renoviert und ergänzt, wieder in der Kirche bewundert werden.
Der dreistöckige Aufbau zeigt nach dem Geschmack der damaligen Zeit eine fantasievolle Mischung aus orientalischer Oasenstadt mit prächtigen Palästen und der Sanddüne mitten in einer weißen Oberpfälzer Winterlandschaft. Bethlehem ist terrassenförmig angelegt, die Bewohner sind bei ihrer täglichen Arbeit zu sehen, wie die Frauen beim Wasserschöpfen am Brunnen. Die Motive werden vom ersten Advent bis Maria Lichtmess acht Mal dem biblischen Geschehen angepasst. Von der Ankündigung durch den Erzengel Gabriel bis zum Endpunkt, der Flucht nach Ägypten. Das heilige Paar wandert anfangs aus dem Hintergrund in die Stadt und wird bei der Herbergssuche abgewiesen. Jesus kommt natürlich erst am Heiligen Abend in die Krippe.
Auch viele Tiere bereichern die Szenerie. Da stehen nicht nur Ochs und Esel im Stall, sondern es gibt auch Katzen, Hunde, Hasen, Eulen, Bären, ja sogar einen Steinbock. Und die Weisen aus dem Morgenland reisen stilgerecht mit Elefanten und Kamelen im Gefolge. Als lebende Tupfer stehen auch etliche Grünpflanzen mit im Bild.
Die Familie von Gunda und Fritz Hermann aus Röthenbach ging 1981 die zeitaufwendigen Restaurierungsarbeiten an, unterstützt von Franz Schwarz und vielen Damen des Katholischen Frauenbunds. Diese stellten in mühevoller Handarbeit etwa 60 bewegliche, angekleidete Wachsfiguren her, denn nur wenige der originalen Gestalten aus Holz haben die Zeiten überdauert. „Das große Volk, das hat der Frauenbund gemacht“, schmunzelt heute Gunda Herrmann. Viele der Bauern, Händler und Soldaten stammen von der Schirmitzer Lehrerin Anna Panzer. Sie hat die Kohlberger „Restauratoren“ auch fachlich beraten. Die Originalfiguren, Häuser und Bäume wurden damals nach Vorlagen mit einer Laubsäge aus Zigarrenschachteln und Obstkistchen gefertigt.
Da nur noch die Gebäude vorhanden waren, musste erst die Unterkonstruktion mit dem dreistufigen Aufbau ausgedacht und erstellt werden. 2007 gestaltete Ernst Neuber die Rückwand aus Holzplatten, Kurt Giesa aus Flossenbürg bemalte sie mit orientalischen Motiven. Neuber hilft regelmäßig beim Auf- und Abbau der über 200 Teile. Schlagenhaufer: „In vielen, vielen Stunden wurden die Teile entstaubt, ausgebessert und neu in Originalfarben bemalt. So können wir heute eine Krippe bestaunen, die es in dieser Art und Größe sicher nicht oft gibt.“ Manche Bewunderer suchen jedes Jahr wieder den kleinen Mohrenjungen im Trubel.
Die Entstehung der Krippe
Den umfangreichen Nachforschungen des früheren Bürgermeisters Karl Prösl ist es zu verdanken, dass jetzt ein genaues Datum feststeht, seit wann sich die Weihnachtskrippe in Kohlberg befindet. Er recherchierte einen Zeitungsartikel des „Oberpfälzischer Kurier“ vom 13. Januar 1928, der: „Überraschung und Freude“ darüber ausdrückt, dass vor dem Fest der Heiligen Drei Könige hier eine sehr schöne Krippe aufgestellt, „Die von Alt und Jung stets umlagert und belobt“ wurde. Das Zeitdokument vermerkt, dass die Krippe: „Ein Werk jahrelanger, mühevoller und kunstgerechter Arbeit des Bahnportiers a. D. Stadler“ aus der Weidener Ackerstraße ist.
Laut dem Pfarrbrief Schlagenhaufers von 1981 soll sie jedoch der Schlosser Hans Vogl in Weiden in den 30-er Jahren für die Josefskirche gefertigt haben.
Ob sie dort überhaupt jemals – oder nur wenige Jahre - aufgebaut wurde, ist nicht bekannt. Auf Anregung von Priester und Chorregent Joseph Rittner (1887 – 1954, seit 1922 über 32 Jahre in Weiden tätig), einem gebürtigen Kohlberger, kam die Krippe dann wohl schon vor der Kriegszeit in seinen Heimatort. „Aber auch hier war es anscheinend zu mühevoll, sie jedes Jahr aufzubauen“, schrieb Schlagenhaufer. Doch das hat sich seit 1981 dank Gunda und Fritz Hermann und ihren Helfern geändert. Mit auf ein Foto wollten beide jedoch nicht: „Die Krippe ist wichtig, nicht wir“, meinten sie.
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