Falls jemand glauben sollte, Schorwern sei ein alter Brauch, bei dem die letzten Plätzchenreste von den Backblechen gekratzt werden, so irrt er sich. Denn dieser Oberpfälzer Ausdruck ist wohl die Verkürzung von Scharwerken, also eine Arbeit, die früher von mehreren Leuten, einer "Schar", abwechselnd für einen Grundherren oder die Kommune zu leisten waren. Schon seit der Karolingerzeit um das Jahr 800 ist dieser Ausdruck für solche Fronarbeit bekannt. Offiziell abgeschafft wurde sie in Bayern 1848.
Aber in manchen Gegenden, wie der früheren Gemeinde Hannersgrün, zu der auch Artesgrün und Weißenbrunn gehören, da ist noch so viel Gemeinschaftssinn vorhanden, dass viele Arbeiten in der Natur von den Bewohnern gemeinsam erledigt werden, statt sie kostentreibend an Firmen zu vergeben. Oft angeschoben von Feuerwehr-Aktiven oder – wie in Weißenbrunn – von den „Kirwaleit“, die aber meist auch bei den Floriansjüngern sind. Deshalb war es keine Überraschung, als Max Sternkopf bei der Bürgerversammlung das Thema Graben- und Bachreinigung in Weißenbrunn ansprach und vom Bürgermeister die Antwort bekam: "Kimmert's enk doch selber drum".
An etlichen Wochenenden sind nun Kirwaleit mit dicken Socken in die Stiefel geschlüpft und haben den Mühllohbach mit Eisenrechen, Spaten und Schaufel gründlich gereinigt und von seitlichem Einwuchs befreit. Weil sie schon dabei waren, haben die „Schorwerer“ gleich noch in die Straßen und Feldwege reinwachsende Gehölze zurückgeschnitten. „Natürlich zählt hier der Gemeinschaftsgedanke“, meint Sternkopf, denn: „Vül Hend machn da Orbert schnell aa End“, heißt es. Die Kirwaleit sagten bei der Arbeit im nassen Graben natürlich auch nicht Nein zu einem Aufwärmschnapserl oder etlichen Plätzchen von netten Hausfrauen. Gräben und Durchlässe sind nun wieder frei.
„G'schorwert“ wird natürlich in allen drei Gründörfern, und das sicher nicht erst seit der Flurbereinigung in den 1970er Jahren. Seit damals wird der Mühllohbach jedenfalls regelmäßig gereinigt. Sternkopf weiß aus der Kindheit, dass sein Opa, der „Schaller-Kare“, sich immer im Herbst mit Männern vom Dorf zu der Gemeinschaftsarbeit aufmachte. „Wir wollen damit erreichen, dass jeder ein bisschen auf seine Heimat aufpasst und sich am Erhalt ihrer Schönheit beteiligt“, lautet sein Appell. Schmunzelnd ergänzt er: „Damit die Stadtleute auch mal sehen, dass nicht alles gottgegeben ist, wo sie ihre Sonntagsspaziergänge verbringen."













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.