Erste Station bei seinem Besuch im Landkreis Tirschenreuth war für Gero Clemens Hocker (FDP) im Fischerdorf Kornthan bei Wiesau, der Fischhof der Familie Stock. Der 46-Jährige ist seit zwei Jahren Präsident des deutschen Fischereiverbandes, Mitglied im Deutschen Bundestag und Sprecher im Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung der FDP-Bundestagsfraktion. Also der richtige Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Teichwirte.
"Es ist wichtig, Kontakt zur Politik zu halten, weil wichtige Entscheidungen im Parlament fallen", sagte Hans Klupp, der mehr als 30 Jahre an der Spitze des Fischereierzeugerrings Oberpfalz stand und selbst Teichwirt ist. Teichwirtschaft sei nicht nur etwas für alte Männer, sondern auch für die künftigen Generationen müssten die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die traditionelle Karpfenwirtschaft leiste viel für die regionale Identität. Das zeige die Aufnahme der Karpfenteichwirtschaft vor einigen Monaten in die deutschlandweite Liste des Immateriellen Kulturerbes der Unesco.
Vorgaben nicht notwendig
Den Landkreis bezeichnete der Kreisrat der Freien Wähler als kreativstes Marketinggebiet Deutschlands, wenn es um den Karpfen gehe. In den vergangenen 25 Jahren hätte sich der Verbrauch vervierfacht. Früher sei es ein Problem gewesen, wie man Karpfen verkaufen könne, heute sei es ein Problem, den Karpfen zu schützen, bevor er von Otter und Kormoran vernichtet würde, sprach Klupp die Probleme an.
Große Sorgenfalten bereiten den Teichwirten die geplante Verschärfung der Vorgaben für die Standsicherheit von Teichdämmen. Die formulierten Ansprüche zur Sanierung bestehender Dämme sei für die Teichwirtschaft schlicht nicht darstellbar und gleichzeitig nicht notwendig, so die Meinung der Anwesenden. "Ich habe einen Teich, der ist 700 Jahre alt und es gab dort noch keine Überflutung. Es besteht keine Gefahr", sagte Klupp.
Biovermarktung war ein weiteres Thema: Wenn Spargel biologisch angebaut werde, gebe es pro Hektar 1000 Euro. Bio-Karpfen hingegen würden nicht gefördert, erklärte Klupp. Diese seien zwar eine Marktnische. Aber diese sollte mit heimischen Produkten gefüllt werden und nicht mit Karpfen aus Böhmen. Wenn es für alle Sparten der Produktion Förderung bei Bio gebe, müsse dies auch beim Karpfen so sein. "Manche Betriebe wollen das", sagte Klupp. Aber er habe das Gefühl, dass die Politik nicht mehr von Parlamentariern gemacht werde.
Immer mehr Blockaden
Landrat Roland Grillmeier kritisiert die demokratischen Hürden die geschaffen werden, wenn man Tiere, wie den Otter entnehmen wolle. "Es gibt immer mehr Blockaden." Die Entscheidungen würden so weit hinausgezögert, dass sich die Population so stark vermehren könne, dass Entnahmen nicht mehr möglich seien. "Es wird Zeit, die Hindernisse zu beseitigen", fordert der Landrat.
Als problematisch bezeichnete Wiesaus Bürgermeister Toni Dutz die Situation der Teichwirtschaft. "Jeder sagt Unterstützung zu, aber es passiert nichts." Man müsse den Fischotter in den Griff bekommen, forderte Teichwirt und Gastgeber Wolfgang Stock mit seiner Ehefrau Elfriede. Sie möchten den Familienbetrieb an ihre Söhne weitergeben. Um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, müsse sich aber von Seiten der Politik etwas bewegen.
Hocker, Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer und Landtagsabgeordneter Christoph Skutella (alle FDP) hatten sich die Probleme interessiert angehört. "Die Teiche in dieser Ecke sind ein Kulturgut und Fisch ist ein wichtiges Standbein in der Oberpfalz", sagte Hocker, der aus Niedersachsen stammt. Die Familien würden enormes leisten. "Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass die Fischerzeugung Zukunft hat und dass sich die Betriebe weiter entwickeln können." Denn ein Teil der Ernährung aus dem Wasser werde in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen.
Eine große Herausforderung nannte er den Fischotter. Wenn ein Spezies zu dominant werde, sei das alles andere als gut. "Wir sind dran und werden auf das Problem aufmerksam machen", versprach er. Eine gute Nachricht hatte er auch bezüglich des Biosiegels für den Karpfen. Alle Mitglieder der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft könnten einen Antrag stellen.
„Ich habe einen Teich, der ist 700 Jahre alt und es gab dort noch keine Überflutung. Es besteht keine Gefahr.“
„Die Teiche in dieser Ecke sind ein Kulturgut und Fisch ist ein wichtiges Standbein in der Oberpfalz.“
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