Wegen der abgesagten Bürgerversammlungen konnten die Bürger 2020 nur schriftlich, mündlich oder elektronisch ihre Wünsche bei der Gemeinde einreichen. Allerdings ging nur ein Schreiben bei der Verwaltung ein. Obwohl dieses auf unzulässigerweise anonym verfasst war, entschloss sich der Gemeinderat, es zu behandeln.
Der Grund war einfach. In 13 Punkten sprach der Verfasser viele Ärgernisse verkehrsrechtlicher Art angesprochen an. Ein aufmerksamer Spaziergänger muss es gewesen sein, der im Ort die Mängel notiert hat. Zweiter Bürgermeister Albert Sollfrank (CSU) stellte die einzelnen Punkte für die Gemeinderatssitzung am Dienstag vor und kommentierte sie.
Wehr und Rettungsdienst blockiert
Die ersten drei Punkte fasste er zusammen. Angesprochen wurde hier das Parkverhalten in einer großen Anzahl von Straßen, an deren Eckbereichen oder bei der Schule, beim Kindergartens und vor dem Martinssaal. Rettungsdiensten und den Feuerwehren werde in den verengten Verkehrswegen das Durchkommen nicht nur erschwert, sondern oft auch unmöglich gemacht. Ignoriert werden dabei gleichfalls Parkverbote. "Die Situationen dürften bei vernünftigem Verhalten nicht entstehen", führte dazu unter anderem Albert Sollfrank aus. Er forderte wie bei den nachfolgenden Beanstandungen zu Zivilcourage auf. Mit vernünftigen Worten sollten die Leute in einem ersten Schritt gezielt angesprochen werden, ihr Verhalten zu ändern, weil andere benachteiligt werden oder Gefahren entstehe. Sollfrank bat gleichzeitig, keine Streitigkeiten anzuzetteln. Den zweiten Schritt einer Anzeige gelte es zu vermeiden. Schilder oder Markierungen erachtete er als nicht zielführend. "Vernunft ist gefragt", unterstrich er.
Nachts kaum begehbar
Parken auf dem Bürgersteig im Weiherweg oder verschmutzte Straßen durch die Landwirtschaft wurden angeprangert. Bei Letzterem bat er die Landwirte, diese auch in der Erntezeit unverzüglich wieder zu reinigen. Ein Vergleich zu landwirtschaftlichen Flächen wurde zu der Rosenstraße und den Armesbergweg gezogen. Beide Verkehrswege sind laut dem anonymen Schreiben aufgrund der vorhandenen Löcher nachts kaum noch begehbar. "Diese könnte man fast zum Anbauen für Kartoffeln verwenden, so groß sind die", zitierte Albert Sollfrank. Ein Grund zur Beschwerde war hier ebenso die mangelnde Beleuchtung.
Im ganzen Gemeindegebiet entdeckte der Schreiber von privaten Grundstücken auf Bürgersteige überhängende Äste. Auf diesen Umstand sei im Heimatboten bereits zweimal hingewiesen worden, betonte Sollfrank. Allerdings sei die Resonanz gering gewesen, bedauerte er. Sein Vorschlag war ein nochmaliger Aufruf, und dass bei Nichtbeachtung eine persönliche Aufforderung mit Fristsetzung und dem Hinweis einer Ersatzvornahme mit Kostenrechnung ergehe. Bereits beim Anlegen von Hecken sollte ein Mindestabstand von einem Meter zum Straßenkörper eingehalten werden. Gerade überhängende Dornenranken stellten für Kinder und Radler eine besondere Gefahr dar.
Der Zustand des Fußgängerweges an der Furt beim Schirnitzbach erhielt nur noch die Einstufung als "Trampelpfad", das Bankett im Kuschweg wurde als sehr ausgefahren durch landwirtschaftlichen Verkehr beschrieben. Sehr gefährlich für Zweiradfahrer sei der Splitt vom Bankett auf der Oberbrucker Straße.
Zur Beschwerde über den ausgefahrenen Randstreifen des Anzensteinwegs im Bereich der Brücke der Staatsstraße 2177 erklärte Albert Sollfrank, dass beim Bau weder für die Straße noch für die Kurve eine ausreichende Verbreiterung vorgenommen worden sei. Aus diesem Grund müsse jedes längere Fahrzeug zwangsläufig das Bankett mitbenutzen, was eine ständige Pflege erfordere.
Die Entsorgung von Regenwasser einer Dachrinne über ein Fallrohr auf eine Straße verärgerte den unbekannten Schreiber ebenfalls. Im Winter könne dies sehr durch Vereisung gefährlich werden, trug er vor, ohne jedoch das Privatgrundstück näher zu beschreiben. Albert Sollfrank stellte deshalb die Frage: "Wo ist das?" Den betroffenen Hausbesitzer machte er darauf aufmerksam, dass die Haftpflichtversicherung im Schadensfall ihre Leistung verweigern könne. Festgestellt wurde in der Mitteilung auch eine verdreckte Fassade des Kulmainer Feuerwehrhauses mit teilweise verfaulten Fenstern. Der Feuerwehr und dem Bauhofteam galt am Ende das Lob für ihre Arbeit.
Für die Beseitigung einiger der vorgebrachten kleineren Problempunkte wird die Gemeinde eine Förderung bei der Steinwald-Allianz beantragen. Einfach wird dies nicht. Zumindest die Wiederherstellung der Rosenstraße und des Armesberwegs in einen vernünftigen Zustand werde für 2022 angestrebt, erklärte Bürgermeister Günter Kopp. Harald Tretter (Freie Wähler) begrüßte den Beitrag zur Bürgerversammlung, auch wenn er ungenannt eingereicht wurde.
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