Statt 15 erreichen täglich 65 Kubikmeter Wasser die Kläranlage. Nur 25 Prozent Fremdwasser dürften es sein. Ziel der Gemeinde Kulmain ist es, 2021 mit der Sanierung zu beginnen.
Die Abwasserbeseitigung stand in der Gemeinderatssitzung am Dienstag im Mittelpunkt. Einen ausführlichen Zustandsbericht gab zu dem Thema das Ingenieurbüro Zwick aus Weiden. Die Diplom-Ingenieure Manuel Zwick und Günter Schwab stellten in einer Entwurfsplanung die Ist-Situation und ein Sanierungskonzept vor.
In den kommenden Monaten sollen die Planungsunterlagen verfeinert, ein Wasserrechtsverfahren eingeleitet und der Förderantrag gestellt werden. Beabsichtigt ist, die Ausschreibung im Frühjahr 2021 auf den Weg zu bringen.
Fremdwasser reduzieren
Als großes Problem rückt das Fremdwasser in den Mittelpunkt. Es müsse kräftig reduziert werden, denn es verhindere den Klärprozess, stimmte Bürgermeister Günter Kopp in die Thematik ein. Auf die Verpflichtung, alle zehn Jahre die Kanäle auf den baulichen Zustand zu untersuchen, verwies Schwab. Die Befahrung der in die Jahre gekommenen Kanalisation mit einer Kamera erbrachte teilweise ernüchternde Ergebnisse. Vier Abschnitte erhielten die Einstufung "Rot" und sind entsprechend den Vorgaben der Regierung sofort zu sanieren. Betroffen davon sind die mit Falzrohren hergestellten Kanäle. Die Betonrohre wurden ohne Dichtungen einfach zusammengesteckt. Fremdwasser dringe deshalb massiv ein, führte Schwab aus. Bilder von der Kamerabefahrung untermauerten dies. "Kanalratten haben wir nicht entdeckt, dafür Risse in den Rohren und eingeleitete Drainagen", erklärte der Fachmann. Klares, nicht verschmutztes Wasser sei zu sehen gewesen. Ein Kanalabschnitt konnte im Frühjahr nicht befahren werden, weil er unter Wasser stand. Die Überprüfung wird in den kommenden Tagen nachgeholt.
Viele Hausanschlüsse defekt
Ein anderes Problem beinhalten die Hausanschlüsse. Viele sind defekt oder in einem schlechten baulichen Zustand. Ein Trennsystem ist erforderlich, das das Schmutz- und Regenwasser in verschiedenen Leitungen entsorgt. Die Frage blieb auch, ob in den 1960er Jahren Drainagen für Häuser an die Kanalisation angeschlossen wurden.
Regenwasser- und Schmutzwasserkanäle sind neu zu bauen. Bei den nicht zu erneuernden Kanälen blieben grundsätzliche Fragen. Schwab schlug vor, Inliner aus Glasfaser in die Kanalrohre einzuziehen. Ihre Nutzungsdauer beträgt 50 bis 70 Jahre. Allerdings kann der Prozess nicht wiederholt werden, und die Förderung ist niedriger als bei einem Neubau.
Neue Kanäle werden für 80 bis 100 Jahre geplant, die Förderung sei höher, sie seien eine Investition für die Zukunft. Inliner könnten nach 100 Jahren eingezogen werden, führte Schwab aus. Damit war die Frage nach der Erneuerung weiterer Kanalabschnitte gestellt.
Anhand von Erfahrungswerten wurden die Kosten für die Gesamtmaßnahme auf 670 359 Euro geschätzt. "Die letzte Berechnung ist noch nicht gemacht", betonte Schwab. Bei der geschätzten Summe wäre eine Förderung von 558 109 Euro zu erwarten. Der Gemeinde bliebe ein Anteil von 112 250 Euro. Was fast dem Mehrwertsteueranteil von 107 032 Euro entspricht, der an den Fiskus zurückfließt.
Offen blieb bei der Vorstellung des Entwurfsplans noch die Entsorgung des Regenwassers. Die Einleitung in den Mühlweiher wäre die günstigere und einfachere Lösung. Allerdings ist hier die Zustimmung des Besitzers erforderlich. Alternativ dazu müsste der Regenwasserkanal bis zum Witzelbach verlängert werden.
Trennsystem für ganzen Ort
Eng in die Sanierung des Kanalsystems werden die Witzlasreuther Bürger eingebunden. Viele Gespräche mit ihnen stehen noch aus. In erster Linie geht es dabei um die Hausanschlüsse und die mögliche Einleitung von Wasser aus der Entwässerung der Grundstücke direkt in den Schmutzwasserkanal.
Das Gebot des Trennsystems gilt für die ganze Ortschaft und nicht alleine für die Sanierungsabschnitte. Aus diesem Grund ist auch nach dem Abschluss der Arbeiten noch kein Schlussstrich gezogen. Erst im Anschluss kann festgestellt werden, ob das Ziel, Fremdwasser vom Schmutzwasserkanal fernzuhalten, erreicht wurde.
Dies ist auch für den Betrieb der Kläranlage notwendig. In den Wintermonaten leiden die Bakterien unter dem kalten Oberflächenwasser. Die Reinigungsleistung wird dadurch vermindert und bedingt höhere Betriebskosten.
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