Als Schafhalter ist Peter Müller im Landkreis und darüber hinaus bekannt. Demnächst macht er Schluss mit dem Verkauf von Frischfleisch in seinem Hofladen und auf Märkten in der Region bis hinunter nach Schwandorf. Die letzten Tiere sind zum Teil an einen Schulkameraden verkauft. Mit den vielen Auflagen, über die Schafshalter landauf, landab stöhnen, hat das nur am Rande etwas zu tun. Margit und Peter Müller wollen etwas mehr Freiheit im Ruhestand und sich nicht jeden Tag um die Tiere und die Landwirtschaft kümmern müssen. Der Hofladen in Lennesrieth aber bleibt.
Um robuste Wald- und Merinoschafe als Fleischrasse kümmerte sich Müller. Zuletzt sind es 40 Stück. Es waren aber auch schon mal 100 Tiere. Neben den Merinos als Hauptrasse leben bei den anderen knapp 200 Schafhaltern im Landkreis Kamerun-, Berg- und Finnschafe sowie Coburger Füchse.
Meckerndes Kommuniongeschenk
Angefangen hat die Schafzucht bei Familie Müller mit der Kommunion von Tochter Julia, die sich ein Schaf oder eine Ziege gewünscht hatte. Die Ziege war einsam, meckerte, was das Zeug hielt. Müllers kauften eine zweite Ziege, machten für die Familie Käse aus der Milch und erwarben ein Schaf dazu. Während eines Wirtshausbesuchs kam es zum Kauf einer Schafsherde mit 20 Tieren samt Übernahme der Pacht vom Vorbesitzer für das Land, auf dem sie weideten. Die Tochter war begeistert, hat auch viel mitgeholfen. Und dennoch: "Als Hobby hat es angefangen und in Arbeit ist es ausgeartet", erinnert sich das seit 41 Jahren verheiratete Ehepaar Müller.
Irgendwann wurde ein Stall ans Haus in Lennesrieth bei Waldthurn angebaut. Der hauptberufliche Koch und Küchenchef im Bezirkskrankenhaus Wöllershof und die Erzieherin in Weidener Kindergärten starteten mit der Selbstvermarktung. Von Landwirtschaft hatten beide anfangs wenig Ahnung. Peter etwas Wissen von früher. Der gebürtige Ottenriether wuchs in Lennesrieth auf, der Vater war Fuhrunternehmer. Peter besuchte Kurse und die Winterschule in Weiden. Das Scheren lernte er von einem Nachbarn. Außerdem belegte er Fortbildungen in den landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf und beim Landesverband bayerischer Schafhalter.
Problemfall Schlachtung
Diesen Weg würden auch heute noch gerne viele Tierhalter gehen, sagte Martin Bartl. Nach den Worten des Geschäftsführers des Verbandes ist die Schlachtung eines der größten Hindernisse dabei. Es gebe immer weniger Schlachtbetriebe und die Schlachtung sei oft unverhältnismäßig teuer. "Die meisten Schafhalter schauen aufs Tierwohl und wollen keine weiten Strecken fahren."
Bartl spricht von einer erschreckend geringen Anzahl an Betrieben in der Oberpfalz, die Schafe halten. Weniger gibt es in keinem anderen Regierungsbezirk in Bayern. Bei der Zahl der Mutterschafe belegt die Oberpfalz hinter Oberfranken den vorletzten Platz. Im Freistaat seien die Voraussetzungen für die Schäferausbildung optimal. "Es ist das einzige Bundesland mit regelmäßigen Kursen und Prüfungen."
Hofladen
Aus der Kürschnerei im Bayerischen Wald, bei denen Müllers die Felle gerben ließen, brachten sie Baby- und Hausschuhe mit. Um auszuprobieren, ob es dafür Kunden gebe, verwandelten sie ein Zimmer in einen Verkaufsraum. "Ihr müsst einen Hofladen aufmachen", erinnert sich Margit an den entscheidenden Tipp vom Landwirtschaftsamt für den nächsten Schritt hin zur Selbstvermarktung vor etwa 25 Jahren. Seit dem Bau des Ladens ist freitags und nach Vereinbarung geöffnet. Schon zuvor ist das Ehepaar mit seinen Produkten auf Märkte gegangen, will das auch fortsetzen.
Die reine, gewerbliche Produktion von Schafmilch oder Wolle ist nach Auskunft des Landratsamtes hier in der Regel nicht wirtschaftlich tragfähig. Dennoch kommen Kunden bis aus Nürnberg und München nach Lennesrieth, die sich für Wurst, Käse, Filzpantoffeln, Schafsmilchseife, im Ötztal im Wildbach gewaschene Wolle oder Kleidung interessieren. Die hat zum Teil Tochter Julia entworfen, die mittlerweile in Berlin als Modedesignerin arbeitet. "Urlauber entdecken uns und fahren immer wieder in den Oberpfälzer Wald, um den Laden zu besuchen", sagt Margit Müller. "Das sind Leute, die darauf Wert legen, sich auf diese Art zu kleiden und unser ganzheitliches Konzept schätzen."
Champagnerroggen fürs Lebenswasser
In der Familie bleibt der biologische Getreideanbau. Auch den hat sich Peter Müller selbst beigebracht. Und auch hier kümmerte er sich um alte Sorten wie Emmer, Oberkulmer Rotkorndinkel oder Champagnerroggen. Letzteren haben die "Schwoarzbrenner" Norbert Pühl, Otto Nachbauer und Ludwig Koch in Floß und Filchendorf zum Whisky veredelt.
Niedrigere Erträge als bei hochgezüchteten Sorten sind für Müller weniger bedeutsam. Ihm geht es um Widerstandskraft, Inhaltsstoffe und einen gesunden Boden. "Am Acker siehst du die Vielfalt an Käfern, Insekten, dazwischen eine Kornblume, Mohn. Die Natur, der Boden selbst lebt. Würmer, Käfer, das ist für mich wichtig." Und so schmunzelt er nur, wenn er nickt, dass er auch nach der zum Jahresende anstehenden Übergabe Sohn Sebastian helfen wird, unerwünschte Pflanzen wie Disteln oder Ampfer mit der Hacke und der Hand am Acker heraus zu zupfen, statt Gift zu spritzen.
Schafhaltung im Landkreis und in der Oberpfalz
- Oberpfalz:
- 2019: Insgesamt knapp 550 Halter mit circa 19.000 Mutterschafen
- Weniger als 10 Tiere: 300 Halter
- 10 bis 19 Tiere: 100 Halter
- 20 bis 49 Tiere: 83 Halter
- 50 bis 199 Tiere: 35 Betriebe
- 200 bis 499 Tiere: 13 Betriebe
- Mehr als 500 Tiere: 6 Betriebe
- Landkreis Neustadt/WN:
- 2019: 1623 Tiere bei 177 Haltern und Betrieben (Anfang 2023: 1686 Tiere bei 180 Haltern und Betrieben)
Stand 2019. Seitdem relativ stabil laut Auskunft des Landesverbands bayerischer Schafhalter und des Landratsamtes Neustadt/WN
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