Der historische Wert der katholischen Pfarrkirche St. Walburga im Ort Lintach ist enorm. Das 1735 erbaute Gotteshaus gehört zu den schönsten Barockkirchen im Landkreis Amberg-Sulzbach. Stuckateur Anton Landes (1712 bis 1764) hat den Innenraum gestaltet, er war der Neffe des Münchner Hofstuckateurs Johann Baptist Zimmermann, der die Wieskirche in Oberbayern zu einer weltberühmten Sehenswürdigkeit gemacht hat. Ein bisschen was von diesem Glanz strahlt auch in Lintach: An der Decke rankt sich filigran komponiertes Pflanzenwerk aus Blütengirlanden. Gittermotive sind zu sehen, Rautenmuster mit Goldröschen, Putten und Engelsköpfe auf Wolken.
Zwei Jahre Bauzeit
Vor allem wenn die Sonnenstrahlen durch die Seitenfenster in das Kirchenschiff fallen, dann strahlt dieses Gesamtkunstwerk jetzt in neuen Farben. Nach ziemlich genau zwei Jahren Bauzeit ist die Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Walburga abgeschlossen. Um das zu feiern, war der Regensburger Diözesanbischof Rudolf Voderholzer nach Lintach gekommen. Er hielt eine Messe, die den Gläubigen aus dem Dorf mit seinen rund 700 Einwohnern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Was ist den Lintachern ihre Kirche wert? Nimmt man diesen Gottesdienst als Gradmesser, kommt da einiges zusammen. Die Stuhlreihen waren soll besetzt, die Vereine kamen mit ihren Fahnenabordnungen, Mädchen und Buben begrüßten den Bischof mit weiß-gelben Fahnen und einem Lied, festlich gekleidete Ministranten standen bereit, Fanfarenklänge schallten von der Empore. "Ich bedanke mich bei Euch, dass ihr so zu eurer Kirche steht", sagte der Bischof.
Die Predigt des Bischofs war eher ein Gespräch mit den Gläubigen. Er stellte sich in den Mittelgang und erzählte von den Jüngern Jesu, von denen einem eine besondere Stellung zugedacht war: Petrus, den Jesu als Fels bezeichnete, auf den er seine Kirche errichten will. So einen Fels müsse es auch in Lintach geben.
Heimliche Spenden
Zweiter Bürgermeister Franz Weiß hat die Kirchenrenovierung maßgeblich begleitet. 36 Jahre lang war er nun Kirchenpfleger. Die Innenrenovierung war sein letztes Projekt in diesem Amt. Er dröselte die Finanzierung auf und beantwortete dabei beiläufig, was den Lintachern ihre Kirche monetär wert ist. 1,1 Millionen Euro hat das Projekt insgesamt gekostet. Die Diözese übernimmt etwa die Hälfte. Die Gemeinde Freudenberg und das Landesamt für Denkmalpflege haben jeweils einen Zuschuss von fünf Prozent der Kosten (also 50.000 Euro) zugesagt. Den Rest – ungefähr 400.000 Euro – musste die Pfarrei Lintach selbst aufbringen.
"Von Vereinen und Privatpersonen sind sage und schreibe 120.000 Euro gekommen", sagte Weiß. Durch den Verkauf von "Bratwurst to go" in der Coronazeit, durch die Erlöse von Pfarrfest und Christbaumversteigerung, Geld für Führungen und Baustellenbesichtigungen, vom Kuchenverkauf an der Kirwa und vom Musikantentreffen. Eine Frau habe ihn um einen Besuch gebeten, erzählte Weiß. "Sie gab mir einen vierstelligen Betrag mit dem Hinweis, dass es ihre Tochter nicht wissen sollte." Ein ehemaliger Lintacher wollte nur mal kurz die Gruft unter dem Altarraum sehen, kurz darauf überwies er 1000 Euro auf das Spendenkonto. Freiwillige Helfer leisteten insgesamt rund 1400 Arbeitsstunden auf der Baustelle.
Für Franz Weiß gab es am Ende des Festgottesdienstes noch einen besonderen Moment. Nachdem sich sein Nachfolger Karl Forster bei ihm bedankt hatte, erhoben sich die Kirchenbesucher von ihren Plätzen und klatschten stehend Applaus. Pfarrer Moses Gudapati konnte wegen einer Erkrankung nicht an der Feier teilnehmen. Die Messe zelebrierte Dekan Thomas Helm aus Amberg mit.
Was ist eine Kirche in einem Dorf noch wert? Während der Weihrauch durch das Kirchenschiff waberte und die Bläser unter dem Kirchengeläut das "Te Deum" anstimmten, gab sich jeder Kirchenbesucher die Antwort selbst.
St. Walburga in Lintach
- Die Pfarrkirche St. Walburga in Lintach gilt als eine der schönsten Barockkirchen in der Gegend.
- Die Pfarrei wurde erstmals 1326 im Verzeichnis der Diözese Regensburg erwähnt. Die heutige Kirche entstand auf den Fundamenten einer älteren Kirche, die dem heiligen Bartholomäus geweiht war.
- Die Kirche ist nach der heiligen Walburga benannt, einer angelsächsischen Missionarin und Äbtissin, die im 8. Jahrhundert lebte.
- In den Jahren 2005/06 wurde das Gotteshaus außen renoviert.
- Die Innenrenovierung dauerte von Februar 2023 bis jetzt. Die Orgel ist noch nicht ganz fertig.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.