"Jedem Mann ein Ei, dem frommen Schweppermann aber zwei": Diesen Spruch kennt in Kastl jedes Kind. Und Generationen von Bürgern der Marktgemeinde haben beim Schweppermannspiel mitgewirkt, dem Historienspiel um den frommen Feldhauptmann Seyfried Schweppermann, der seinem König, Ludwig der Bayer, in der Schlacht bei Mühldorf zum Sieg über die Österreicher verhalf und dafür mit der Feste Deinschwang bei Altdorf belohnt wurde.
Früher wurde das Schweppermannspiel im Fünf-Jahres-Turnus aufgeführt, doch schon 2013, bei den bislang letzten Vorstellungen, kam die Idee auf, ein weiteres Festspiel könnte künftig im Wechsel mit Schweppermann aufgeführt werden. Im Sommer 2025 ist es soweit: Die Kastler Klosterfestspiele starten, Premiere ist am Donnerstag, 24. Juli, um 20.30 Uhr. Die gute Nachricht gleich vorweg: Gespielt wird wieder im Innenhof der imposanten Klosterburg, in der jetzt die Polizeifachhochschule untergebracht ist. Ein kleiner Wehmutstropfen: Ein historisches Lagerleben, wie es beim Schweppermannspiel üblich war, wird es nicht geben. Hunger und Durst muss aber trotzdem niemand leiden.
Mitwirkende gesucht
Die Gemeinde hatte am Mittwochabend zu einer Infoveranstaltung in den Forsthof eingeladen – um den Autor des Stücks, den Regisseur, die verschiedenen Rollen und ein klein wenig auch den Inhalt des Festspiels vorzustellen. Und natürlich auch, um Mitwirkende zu requirieren. Denn, das machte Bürgermeister Stefan Braun sofort deutlich: Benötigt werden viele, die sich engagieren, sei es als Darsteller auf der Bühne oder als Helfer im Hintergrund. "Jeder hat Talente, die wir brauchen können", ermunterte Braun die Bürger zum Mitmachen. "Viele Bereiche sollen und müssen ehrenamtlich abgedeckt werden."
Zunächst skizzierte Braun in groben Zügen die Entwicklung seit 2013; erste Planungen, die wieder verworfen wurden, weil die bis dato leer stehende Klosterburg eine neue Nutzung als Polizeihochschule bekam und entsprechend saniert wurde, die Suche nach einem Ersatzspielort und schlussendlich die Rückkehr auf die Klosterburg. Nach Kastl gekommen waren an diesem Abend auch der Autor des neuen Stücks, Thomas Stammberger, und Alessandro Visentin, der Regie führen wird.
Zeit der Klostergründung
Beide stellten sich kurz vor. Stammberger ist ein gebürtiger Bad Kötztinger, arbeitet als Autor und Regisseur, unter anderem für den Komödienstadel und die beliebte Vorabendserie "Dahoam is Dahoam". Außerdem inszenierte er die Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing. Allzu viel wollte er über sein für Kastl verfasstes Schauspiel, das aktuell noch den Arbeitstitel "Jenseits der Nacht" trägt, nicht verraten. Die Handlung versetzt die Zuschauer zurück in den Sommer 1103 und damit in das Jahr der Klostergründung. Die Burg hoch über dem Ort war damals in Besitz von Friedrich von Kastl, dessen Sohn Otto von Kastl und Habsberg das Kloster stiftete.
Das Publikum wird miterleben, wie zwölf Mönche aus der Bodenseeregion nach Kastl kommen und auf diverse Schwierigkeiten stoßen. Mehr noch: Es gibt einen ersten Toten. Wobei es, wie Stammberger jetzt schon verriet, nicht bei diesem einen Toten bleiben wird. Stammberger sprach am Mittwochabend im Forsthof-Saal von zwei Handlungssträngen: einem historischen und einem kriminalistischen, wobei letzterer frei erfunden ist.
37 Sprechrollen
Stammberger erwähnte 20 Szenen (elf im ersten Teil, neun im zweiten), eine reine Spielzeit von zwei Stunden, 37 Sprechrollen (inklusive Erzähler) und auch jede Menge stummer Rollen (Volk, Arbeiter, Bedienstete am Hof, Wachen). So wird es zum Beispiel auch einen so genannten Büßerzug geben, denn die Menschen damals seien sehr abergläubisch gewesen und hätten einen auf der Burg liegenden Fluch befürchtet. "Je größer der Büßerzug ist, desto schöner wird er", warb der Autor darum, beim Historienspiel mitzumachen. Stammberger stellte kurz die einzelnen Rollen sowie deren Umfang vor: von der Hauptfigur (Otto von Kastl und Habsberg) über Meister Ansgar von Stein (Eremit und sozusagen der Ermittler im Stück) bis hin zum neuen Baumeister Stefano Marrone, für den Stammberger sozusagen schon den Besetzungsvorschlag parat hatte, indem er seinen Blick auf Stefan Braun richtete. "Stumme Rolle?", erkundigte sich der Bürgermeister. "Stumm, aber wird groß gefeiert", entgegnete Stammberger, was Braun lachend mit einem "Passt" quittierte.
Wer welche Rolle bekommt, entscheidet schlussendlich der Regisseur. Alessandro Visentin (Jahrgang 1981), stammt aus Prien am Chiemsee. Mit 21 Jahren war er nach London gegangen, studierte dort Schauspiel und Regie, inszenierte unter anderem die Freilichtspiele Aschau, tourt mit Workshops für Drehbuch, Regie und Schauspiel durch Frankreich und Japan, spielte im "Tatort" und bei "Aktenzeichen XY" und gehört den Ensemble der Iberl-Bühne München an.
Casting im November
Visentin kündigte an, das Casting an einem Wochenende (9. und 10. November) in Workshop-Form abzuhalten. Bis 23. November will er dann die Rollen besetzt haben. Hauptprobenzeit werde Mitte März bis Ende Mai sein, die Endphase dann von Juni bis 12. Juli. Die Premiere ist am Donnerstag, 24. Juli. Alle Aufführungen bis Sonntag, 10. August (donnerstags, freitags, samstags und sonntags) beginnen um 20.30 Uhr. Eine Schülervorstellung, wie es beim Schweppermannspiel üblich war, wird es nicht geben.
Braun erläuterte auch, warum. Die Polizeihochschule erlaube die Nutzung der Klosterburg für das Festspiel. Jedoch soll der Gastgeber nicht überstrapaziert werden. Das erklärt auch, warum 2025 die Klosterfestspiele und nicht die Schweppermannspiele aufgeführt werden. Denn da wären die Kastler gleich mal mit 170 Schauspielern und einem historischen Lagerleben bei der Polizeihochschule aufgeschlagen.
Klosterfestspiele Kastl: Die Eckdaten
- Das neue Stück soll künftig im Wechsel mit dem bisherigen Schweppermannspiel aufgeführt werden
- Die Klosterfestspiele Kastl spielen in der Zeit der Klostergründung, die 1103 war
- Autor des Stücks, das aktuell noch den Arbeitstitel "Jenseits der Nacht" trägt, ist Thomas Stammberger
- Regie führen wird Alessandro Visentin
- Premiere ist am Donnerstag, 24. Juli 2025
- Gespielt wird bis einschließlich Sonntag, 10. August, und zwar jeweils donnerstags, freitags, samstags und sonntags
- Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr
- Die Bühne und die Tribüne, die pro Vorstellung 700 Menschen Platz bietet, sind im Innenhof der Klosterburg in Kastl
- Aktuell werden Mitwirkende (Laienschauspieler für sprechende und stumme Rollen sowie Helfer hinter den Kulissen) gesucht
- Der Bewerbungsbogen ist auf der Homepage des Marktes (www.kastl.de/aktuelles) zu finden
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