Marktredwitz
04.11.2022 - 11:44 Uhr

Nahwärme für ganzes Stadtviertel in Marktredwitz

Der Energieversorger ESM baut in der Barbarastraße in Marktredwitz eine Heizzentrale mit großem Pelletlager. Damit werden 240 Wohnungen noch etwas unabhängiger vom Gas.

Spatenstich für die neue Heizzentrale: Im Bild von links Stewog-Geschäftsführer Mario Wuttke, ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt, Oberbürgermeister Oliver Weigel, Thorsten Rupprecht von der gleichnamigen Baufirma, die technische Koordinatorin der Allgemeinen Baugenossenschaft Martina Koller, Matthias und Lucia Scheiblich von der Heizungsbaufirma Scheiblich sowie Projektkoordinator Dominik Blechschmidt. Bild: Florian Miedl/fph
Spatenstich für die neue Heizzentrale: Im Bild von links Stewog-Geschäftsführer Mario Wuttke, ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt, Oberbürgermeister Oliver Weigel, Thorsten Rupprecht von der gleichnamigen Baufirma, die technische Koordinatorin der Allgemeinen Baugenossenschaft Martina Koller, Matthias und Lucia Scheiblich von der Heizungsbaufirma Scheiblich sowie Projektkoordinator Dominik Blechschmidt.

Die Zahl ist beeindruckend: Sollten die Temperaturen im Winter längere Zeit auf Werte unter minus 20 Grad sinken, verbrennen im Heizkessel pro Stunde 80 Kilogramm Pellets. Diese Menge reicht aus, damit rund 1000 Frauen, Männer und Kinder in 240 Wohnungen ihre Heizungen aufdrehen können und nicht frieren. Natürlich hofft jeder, dass der im Zeichen der Energiekrise bevorstehende Winter nicht ganz so frostig wird. Gewappnet sind die Bewohner im fast fertigen großen Neubau der Allgemeinen Baugenossenschaft mit 40 Wohnungen sowie in vier weiteren Wohnblocks im Quartier „Am Sterngrund“ dennoch. Der Energieversorger ESM zieht seit wenigen Tagen den Erweiterungsbau der Heizzentrale für die Nahwärmeversorgung in der Barbarastraße hoch.

Zum symbolischen Spatenstich waren ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt, Oberbürgermeister Oliver Weigel, der Geschäftsführer der Stadtentwicklungs- und Wohnungsbau GmbH (Stewog), Mario Wuttke, die technische Koordinatorin der Allgemeinen Baugenossenschaft, Martina Koller, sowie die Vertreter der bauausführenden Handwerksbetriebe gekommen.

Gas für Spitzenlast

Ganz unabhängig vom Gas sind die Menschen in den an die Nahwärme angeschlossenen Wohnungen nicht, aber immerhin zum großen Teil. Nach wie vor ist das bestehende gasbetriebene Blockheizkraftwerk Teil der Anlage. Dieses erzeugt im Zusammenspiel mit dem neuen Pelletkessel die Wärme. Allerdings kommt Gas in Zukunft nur noch für Spitzenlasten oder als Back-up für Notfälle zum Einsatz. In der weit überwiegenden Zeit werden die Pellets ausreichen, die nach Aussage von Projektleiter Dominik Blechschmidt aus der Region stammen. „Dadurch fällt schon mal der CO2-Anteil aus dem Preis für die Wärme heraus“, sagt Mario Wuttke, der den Bewohnern gerne auch günstigen und Strom aus regenerativen Energien zur Verfügung stellen würde. „Deshalb haben wir im Stadtviertel neben den 700 Metern Nahwärmeleitungen zusätzlich Leerrohre verlegen lassen.“

Wenn in den kommenden Jahren die Häuser Am Sterngrund 2 bis 8 saniert werden, will die Stewog auf die nach Süden zeigenden Dächer PV-Anlagen bauen. Auch die übrigen könnten eines Tages nachgerüstet werden. „Noch ist es in Miethäusern allerdings ziemlich kompliziert, den auf den Dächern produzierten Strom auch wirklich zu den Mietern zu bringen.“ Dabei gehe es nicht um die Technik, sondern um das Verrechnen. Überschreite der selbst erzeugte Strom einen gewissen Anteil, müsse die Stewog als GmbH eine eigene Gesellschaft gründen, als Stromversorger auftreten und die Energie vermarkten. Wuttke hofft, dass sich angesichts der Energiekrise die Gesetzgebung bald ändere. „Zumindest sind mit den Leerrohren die technischen Voraussetzungen schon mal vorhanden, übrigens auch die für einen Glasfaseranschluss.“

30 Tonnen Pellets

Zurück zur Heizzentrale. Diese baut die ESM direkt an die bestehende in der Barbarastraße an. Unter anderem sind ein Bunker für 30 Tonnen Pellets, der neue Wärme-Pelletkessel mit einer Leistung von 400 Kilowatt und die Steuerungszentrale vonnöten. Das Technikgebäude wird einige Meter vor den Wohnblock platziert, an dem die bisherige Heizzentrale angedockt ist. Dadurch würden die Mieter nicht beeinträchtigt und ein seitlicher Zugang ins Haus bleibe frei zugänglich.

Die Rohre, durch die das warme Wasser zirkuliert, liegen teilweise unter den jeweiligen Wohnblocks, so dass es zu fast keinen Wärmeverlusten komme. Die Steuerungsanlage teilt den Technikern selbstständig den Pelletfüllstand mit. Kein Bewohner müsse demnach befürchten, dass zwischendurch mal die Heizung ausfällt.

Vorgesehen ist, dass die neue Heizzentrale noch im Winter in Betrieb geht. Laut Dominik Blechschmidt sind aktuell die Lieferzeiten das größte Problem – der Rohbau hingegen werde Ende November fertig sein. „Wir haben den Wärme-Kessel im April bestellt. Ende November ist die Lieferung vorgesehen.“ Sollte der Kessel etwas später kommen, müsse dennoch niemand Angst vor einem kalten Wohnzimmer haben. „Die neue Anlage wird ja nur aufgeschaltet, womit wir das Wärmekonzept für die Wohnungsgesellschaften mit regenerativen Alternativen Schritt für Schritt ersetzen wollen.“ Das Erdgas-Blockheizkraftwerk stehe für den Fall der Fälle zur Verfügung.

700 Meter lange Wärmeleitung

Hoch erfreut über die Bauarbeiten ist Oberbürgermeister Oliver Weigel. „Unsere beiden Wohnungsbaugesellschaften waren für den Vorschlag der ESM, noch mehr regionale Energien einzusetzen, sofort offen. Das ist eine richtungsweisende Lösung für das am dichtesten besiedelte Stadtviertel in Marktredwitz.“

Zufrieden mit der Lösung ist auch ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt: „Wir zeigen im Quartier, wie Energiewende ganz konkret gehen kann. Die bestehende Nahwärmeversorgung ist bereits hocheffizient und deutlich emissionsärmer, als es Einzelanlagen in jedem Gebäude wären.“ Mit der Installation eines Pelletkessels könnten nun die Umweltauswirkungen nochmals deutlich gesenkt werden.

Das Pelletlager in der neuen Heizzentrale wird sich im ersten Stock des Neubaus befinden, im Erdgeschoss sind der Pellet-Heizkessel und die Steuerzentrale samt der IT untergebracht. Insgesamt ist das Wärmenetz im Sterngrund-Viertel 700 Meter lang. In diesem können pro Jahr bis zu 1,8 Millionen Kilowattstunden Wärme transportiert werden. Das große Wärmespeicherbecken befindet sich unterhalb der Heizzentrale, weitere kleinere Zwischenspeicher sind unter den Wohnblöcken.

Die ESM setzt beim Bau der neuen Heizzentrale auf heimische Unternehmen. Die Baumeisterarbeiten übernimmt das Baugeschäft Rupprecht aus Marktredwitz und den eigentlichen Heizungsbau die Firma Scheiblich aus Tröstau.

 
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