Massenricht bei Hirschau
03.01.2024 - 10:57 Uhr

Nicht nur Massenricht trauert um legendäre Gastwirtin Berta Schiffl

Berta Schiffl war Gastwirtin und Köchin mit Leib und Seele. Die tiefgläubige Katholikin genoss weit über die Grenzen Massenrichts hinaus hohe Wertschätzung. Am Silvestertag verstarb sie im Alter von 90 Jahren.

Im Alter von 90 Jahren verstarb an Silvester die Gastwirtin Berta Schiffl, die weit über die Grenzen Massenrichts hinaus hohe Wertschätzung genoss. Bild: Gerd Huster /exb
Im Alter von 90 Jahren verstarb an Silvester die Gastwirtin Berta Schiffl, die weit über die Grenzen Massenrichts hinaus hohe Wertschätzung genoss.

Das Licht der Welt erblickte Berta Schiffl am 27. Juni 1933 als zweites Kind der Eheleute Baptist und Anna Prösl in Massenricht. Ihre Eltern betrieben neben der Landwirtschaft auch ein Wirtshaus. Zur Schule ging Berta zuerst in Ehenfeld, später in Massenricht. Anschließend besuchte sie die Haushaltungsschule in Amberg. Im Jahr 1939, als sie sechs Jahre alt war, verstarb ihr Vater, ihre 13 Jahre ältere Schwester Margareta folgte ihm 1947.

Schon als 14-Jährige musste Berta Schiffl zusammen mit ihrer Mutter den Bauernhof und das Gasthaus bewirtschaften. Die Mutter, so Berta Schiffl zeitlebens, legte ihr nahe, sich möglichst bald einen Mann zu suchen. Der könnte bei der vielen schweren Arbeit tatkräftig helfen. Den mütterlichen Rat befolgte sie offenbar. Am 24. August 1952 heiratete sie im Alter von 19 Jahren den Kfz-Mechaniker Franz Schiffl. Er war als Heimatvertriebener aus Brand bei Tachau im Sudetenland in die Oberpfalz gekommen und wohnte auf dem nahen Mauerhof. Bald stellte sich Kindersegen ein. Berta Schiffl musste es allerdings verkraften, dass ihr erstes Kind, ein Sohn, bei der Geburt verstarb. In den Folgejahren schenkte sie den vier Buben Franz, Karl, Hermann und Günter das Leben. Für Berta Schiffl war es ein schwerer Schicksalsschlag, als ihr Sohn Karl im Jahr 2011 verstarb. Ihren Mann Franz musste sie 2003 zu Grabe tragen.

Berta Schiffl verkörperte das Idealbild einer Gastwirtin. Sie liebte es, sich mit Menschen zu unterhalten und hatte selber unendlich viel zu erzählen. „Das habe ich von meinem Urgroßvater geerbt, der bereits 1876 ein Wirtshaus im Dorf hatte“, meinte sie bei ihrem 90. Geburtstag. Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie von 1971 bis 1982 die Rödlaser Berghütte. Nach dreijähriger Ruhepause baute das Ehepaar den Stadel um und eröffnete dort 1985 wieder ein Gastwirtschaft. Bertas Kochkünste waren weit über Massenricht hinaus bekannt. Ihr Wirtshaus erwarb sich rasch einen ausgezeichneten Ruf als Speiselokal. Geradezu legendär waren „Bertls Karpfen“, egal ob gebacken oder blau. Im Jahr 2008 wurde zwar das Gasthaus geschlossen, aber die Gaststube wird bis heute von örtlichen Vereinen für Veranstaltungen genutzt. Die Massenrichter CSU etwa lädt alljährlich dorthin zum Karpfenessen ein.

Seit 2016 war Berta Schiffl auf den Rollstuhl angewiesen. Die Fundamente dafür, dass sie trotz der Schicksalsschläge und ihrer Erkrankung ihre positive Lebenseinstellung behielt, waren der Zusammenhalt in ihrer Großfamilie und ihr tiefer Glaube. Sie meldete sich in Leserbriefen zu Wort, kritisierte Parolen wie „Mein Bauch gehört mir“ als Verstoß gegen die Gebote Gottes und fühlte sich bei der Forderung nach Legalisierung der Sterbehilfe an die Zeiten des Nationalsozialismus erinnert. Regelmäßig meldete sie sich auch bei den Kirchenoberen zu Wort und schrieb dem Bischof ihre Meinung.

Am Silvestertag, zwei Tage nach der Rückkehr von einem Krankenhausaufenthalt, schlief Berta Schiffl zuhause friedlich ein. Von Berta Schiffl nehmen am Samstag, 13. Januar, beim um 10 Uhr beginnenden Requiem in der Ehenfelder Pfarrkirche St. Michael nicht nur die drei Söhne, die Schwiegertöchter, sieben Enkel und zwei Urenkel Abschied, sondern bestimmt auch eine große Trauergemeinde. Massenricht ist um eine markante und hoch geschätzte Persönlichkeit ärmer.

 
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