Fastnacht in Mehlmeisel: Von Faschingszügen und feinen Kostümen

Mehlmeisel
04.02.2022 - 09:45 Uhr
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„D'Fosnat“ (Fastnacht) hat in der Fichtelgebirgsgemeinde eine lange Tradition. Ein Rück- und Ausblick in die "fünfte Jahreszeit" in Mehlmeisel.

Fasching beziehungsweise "d'Fosnat" hat in Mehlmeisel eine lange Geschichte. Aus Erzählungen weiß Heimatforscher Josef Wiche, dass beispielsweise am Faschingsdienstag, 22. Februar 1955, 200 übermütige Kinder mit dem „Initiator“ des Faschingszuges, dem damaligen Pfarrer German Vollath, auf dem Pferdeschlitten von der Schule aus in einer fröhlichen „Prozession“ durch das Dorf und wieder zurück zogen. Das hat er auch in der Chronik festgehalten. Eltern hatten sich teilweise viel Mühe gemacht, ein lustiges Kostüm zu nähen. Der Pfarrer selbst erschien lächelnd mit einem übergroßen Faschingshut und nahm auf dem Pferdeschlitten Platz, den der "Wirts-Richard" steuerte, mit den Gäulen des Mukl-Seff oder des Schenkl-Müllers.

Damen in feinen Kostümen

Auch der mittlerweile verstorbene Altbürgermeister Johann Lehnert hat in seinem Mundartbuch „doi Miamaissla und iahra Schrauch“ die "Fosnat" beschrieben und mit alten Bildern dokumentiert. So zeigt ein Foto schon im Jahr 1934 vier fesche junge Damen in feiner Maskerade, wobei damals noch viel Wert auf liebevolle Details wie Schleifchen oder Rüschchen gelegt wurde. Getanzt wurden der Walzer und der „Baaschleiderer“, wozu die örtlichen Musikkapellen zünftig aufspielten. Das lustige Spektakel währte damals allerdings nur vom Faschingssonntag bis zum Dienstag. „Aa haind is dau fei nu wos laus, bei da Prunksitzung der Helenesia is' Gaude grouß“, schreibt der Autor weiter.

Tassen als Aufmunterung

Zum zweiten Mal wird dem Spektakel ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht. Noch im November war Günther Daubner, Präsident der Faschingsgesellschaft, zuversichtlich, dass seine Narrenkappe nicht im Schrank bleiben muss und die immer proppenvollen drei Prunksitzungen und die vielen Auftritte während der „fünften Jahressaison“ stattfinden können.

Und dann kam alles ganz anders und die Enttäuschung war groß. „Als kleine Aufmunterung haben wir unseren Aktiven Tassen mit der Aufschrift 'Man muss das Leben tanzen' vor die Haustüre gestellt“, erzählt Ramona Daubner. "Damit verbunden ist die Bitte: 'Halte durch und du wirst seh'n, bald werden wir wieder auf der Bühne und im 'Montana' steh'n.“ Damit ist das Vereinsheim der Faschingsgesellschaft gemeint.

„Durchgehalten haben bislang alle“, freut sich Ramona, die seit 20 Jahren engagierte Trainerin und derzeit zuständig für die Minis und die Jugend ist. Aber sie weiß auch, wie enttäuscht die Mädchen sind, weil sie jetzt im Fasching wieder keinen Bühnenauftritt haben. Im Sommer und Herbst war noch drinnen und draußen unter strenger Einhaltung der Corona-Regeln trainiert worden. Dann aber wurde bei steigenden Inzidenzzahlen das Training gestoppt, "weil wir Vorbild sein und das Umfeld schützen und Ungeimpfte aus der Gemeinschaft nicht ausschließen wollten". „Online-Training haben wir nicht angeboten“, berichtet Ramona. Das Programm sei eigentlich fertig und die Tänze müssen nur noch aufgefrischt werden, denn: Auch wenn der Fasching ins Wasser fiel, bleibt die FG Helenesia natürlich nicht im Regen stehen, sondern freut sich schon „wie verrückt“ auf den Sommer.

44. Geburtstag

„Dann feiern wir ein grandioses Sommerfest – was bis dahin hoffentlich möglich sein wird“, hat Günther Daubner schon mal verraten: „Mit Gardetänzen, Gastauftritten, Tanz-Mariechen und allem, was dazu gehört“ schürt der Präsident schon mal die Vorfreude. „Und von oben bereits genehmigt“, bestätigt er. "Weil wir dann unseren 44. Geburtstag gebührend nachfeiern werden."

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Mehlmeisel21.02.2020

„Aa haind is dau fei nu wos laus, bei da Prunksitzung der Helenesia is' Gaude grouß.“

Aus dem Mundartbuch des mittlerweile verstorbenen Altbürgermeisters Johann Lehnert

„Dann feiern wir ein grandioses Sommerfest. (...) Mit Gardetänzen, Gastauftritten, Tanz-Mariechen und allem, was dazu gehört, weil wir dann unseren 44. Geburtstag gebührend nachfeiern werden."

Helenesia-Präsident Günther Daubner

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