Spannend wie ein Krimi lesen sich die beiden Chroniken, die Josef Wiche - zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Bernhard Prechtl - in den vergangenen Jahren verfasst hat. Jedes Wort fundiertes Wissen, gestochen scharfe Bilder, verbunden mit lebhafter Erzählkunst und einer gehörigen Portion Liebe zur Heimat. Nun hat Josef Wiche ein drittes Buch geschrieben mit dem Titel „Kirchliche Heimatgeschichte 1“, das im Januar druckfrisch auf den Tisch kommt.
„Von wirtschaftlichen politischen und auch kirchenpolitischen Machtinteressen hin- und hergerissen, hat der christliche Glaube in unserer Heimat manchmal schwere Prüfungen durchlitten. Geblieben ist bis heute die Suche nach tragenden Antworten für ein gelingendes Leben. Und hier sind nicht zuletzt unsere Gotteshäuser Wegweiser dafür, wo sich Christen inmitten einer bewegten Geschichte verortet wussten“, schreibt Pfarrer Ferdinand Weinberger in seinem Vorwort.
Mit hohem Niveau
Das Werk ist ein Kleinod auf wissenschaftlich hohem Niveau, in dem der Hobby-Heimatforscher in akribischer Kleinarbeit der örtlichen Kirchengeschichte nachspürte, die immer auch eng verbunden ist mit der Lebensgeschichte der Altvorderen. Lediglich 300 Liebhaber-Ausgaben wird es geben. Der Preis von 20 Euro „ist fast geschenkt“, wie Kirchenpfleger Siegmund Geisler anmerkt: „Die Pfarrei als Herausgeber möchte das Werk der Öffentlichkeit zugänglich machen. Unser Ziel ist nicht, damit Geld zu verdienen.“
"Den entscheidenden Ansporn zur Umsetzung des Buches verdanke ich unserem Pfarrer Ferdinand Weinberger“ sagt Josef Wiche. „Nachdem er mein Manuskript gesichtet hatte, war er gerne bereit, eine Veröffentlichung über die Pfarrei als Herausgeberin zu unterstützen.“ Das war auch ganz auch im Sinne des Kirchenrats, der in Rekordzeit vorbehaltlos die Vorfinanzierung beschloss und den Auftrag zur Drucklegung an der Verlag Bodner in Pressath gab. „Von meiner ersten Anfrage beim Kirchenpfleger bis zur offiziellen Bestellung verging gerade mal eine Woche“, ist Josef Wiche begeistert. „Glücklicherweise wird Eckhard Bodner wieder die Umsetzung koordinieren, so wie er bereits in den vergangenen Jahren als Verleger der Mehlmeisel-Bücher tätig war“, sagt der Autor. „Herr Bodner ist ein Segen für die Bücherlandschaft unserer Region. Ohne ihn wäre ich als Autor hilflos“, gibt Josef Wiche zu.
"Das 280 Seiten umfassende Buch begleitet den Leser durch die wechselvolle Geschichte längst vergangener Jahrhunderte - bis hin zu den Wurzeln des Glaubens der Ahnen unserer Heimat“, wie Pfarrer Ferdinand Weinberger die immense Arbeit des Autors würdigt – Dankesworte, denen sich auch Kirchenpfleger Sigmund Geisler anschloss, während Wiche in aller Bescheidenheit abwinkte, froh darüber, dass das Buchprojekt so schnell verwirklicht wird.
Im Mittelpunkt der einzelnen Kapitel steht die Auswertung von mittelalterlichen Texten, mit Quellenhinweisen und einem ausführlichen Index. Es existieren nur ganz wenige Textquellen aus dem Mittelalter die über lokale Kirchengeschichte zeitgenössisch informieren. Sie sind meist in Kirchenlatein verfasst. Im Buch werden diese Schriften erstmals gesammelt vorgestellt, mit einem farbigen Bild, mit dem lateinischen Originaltext, einer deutschen Übersetzung und natürlich mit der Einordnung in heimatgeschichtliche Zusammenhänge.
Geschichtliche Quellen
So werden die Originaldokumente zur ersten Kirche von Ebnath mit der Beschreibung des Zehntbereichs um 1200 ausführlich behandelt, ebenso wie der Ablassbrief der Laurentiuskirche von Mehlmeisel, der sich heute im Hirschbergischen Familienarchiv befindet.
Originaldokumente aus dem Domkapitel Regensburg, die nach dem Zweiten Weltkrieg für Jahrzehnte verschollen waren, beleuchten die Situation der Norddiözese im 14. Jahrhundert. Damit kann die bislang als fragwürdig eingestufte mittelalterliche Pfarrei Mehlmeisel belegt werden. Die Dokumente dazu werden erstmals in Farbdrucken präsentiert, mit akribischer Übertragung der Textinformation. Farbige Karten zur Pfarrgeschichte im Fichtelgebirge illustrieren die gewonnenen Erkenntnisse.
Breiten Raum wird die verschwundene Laurentiuskirche von Mehlmeisel einnehmen, die der Unternehmer Jakob Parksteiner Ende des 15. Jahrhunderts erbauen ließ. Erläutert werden die langfristigen politischen Folgen das alljährlichen Ablassfestes in Mehlmeisel, darunter das bedrohliche Säbelrasseln zwischen der Pfalz und der Markgrafschaft anlässlich des Laurentiusmarktes 1517.
Reformation im Fokus
Ausführlich wird die Reformationszeit ab den 1520er Jahren behandelt, mit klarem Fokus auf lokale Heimatgeschichte. Auch zu diesem Thema veröffentlicht das Buch Originaldokumente wie die Visitationsprotokolle des Bistums Regensburg. Dank der fleißigen Vorarbeit der Otnant-Gesellschaft kann die kirchliche Geschichte von 100 Jahren Reformationszeit in der Herrschaft Ebnath und im Landrichteramt Waldeck durch zeitgenössischen Schriftverkehr erhellt werden. Das bekannte Vorurteil, dass es sich bei der Reformation in der nördlichen Oberpfalz nur um eine kurze Unterbrechung in einer ansonsten kontinuierlich verlaufenden Geschichte des Katholizismus gehandelt habe, wird anhand dieses Schriftverkehrs klar widerlegt. „Es verdient besondere Anerkennung, wie sehr gerade das Bischöfliche Zentralarchiv Regensburg bemüht ist, eine Aufarbeitung der Reformationszeit fair und sachlich zu unterstützen!“
Ein ausführliches Kapitel beschreibt die geschichtlichen Umstände, die während des Calvinismus zum Bau einer neuer Laurentiuskirche im benachbarten Grenzort Oberwarmensteinach führten, die ab 1599 den Status einer Pfarrkirche hatte.
Das Buch endet mit der Zeit der katholischen Gegenreformation, die im staatlichen Mandat zur Zwangskonversion gipfelte. "Der bayerische Kurfürst sah sich als Werkzeug Gottes und führte in unserem Gebiet eine radikale konfessionelle Säuberung durch“, bedauert Josef Wiche. „In letzter Konsequenz haben damals die evangelischen Eisenfachleute und Hammerherren unsere aufstrebende Montanregion verlassen, womit den Eisen verarbeitenden Gewerken der wirtschaftliche Todesstoß versetzt wurde“.
Viele warten schon darauf, das Heimatbuch an Weihnachten verschenken zu können:
Deshalb gibt es ab Montag, 14. Dezember entsprechende Gutscheine im Pfarrbüro. Es kann aber auch telefonisch (09272/239) oder per Mail: pfarramt.mehlmeisel[at]gmx[dot]de vorbestellt werden, zumal nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht.













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