Alljährlich freut sich die Bevölkerung sehr über die Glück- und Segenswünsche, die Musikanten aus dem Fichtelgebirge in den Tagen vor Silvester ins Haus bringen mit wunderbarer Musik, Klassikern und mehr, wie sie "zwischen die Jahre" passt: eine Mischung aus Kultur, Tradition, Frohsinn und Symbol für einen guten Start ins neue Jahr.
Der Brauch des Neujahrsanspielens in Mehlmeisel hat schon eine sehr lange Geschichte. Coronabedingt und nur ein weiteres Mal in all den Jahrzehnten - und zwar in den 1960er Jahren - musste das "Anspielen, das meist über zwei Tage ging, einen Tag lang unterbrochen werden, weil es in Strömen regnete und Musikanten und Instrumente triefend nass wurden" weiß Franz-Josef Pscherer, heutiger Leiter der Original Fichtelgebirgsmusikanten aus früheren Erzählungen. Er selbst ist schon seit langem mit dabei.
Früher mussten die Musikanten in Mehlmeisel oftmals durch meterhohen Schnee stapfen, waren um die Jahreswende auch schon im Grünen unterwegs oder musizierten - wie heuer - vor winterlicher Kulisse. Anfang der 1970er Jahre weiteten die Musikanten aus dem Fichtelgebirge das Überbringen der Glück- und Segenswünsche - mittlerweile mit dem Bus unterwegs - in die Nachbargemeinden Fichtelberg, Brand und Warmensteinach aus.
Der Brauch des "Umispielens" soll angeblich an das Neujahrsansingen der Arbeiter in der Patterlhütte anknüpfen, die in der Silvesternacht nach getaner Arbeit von Haus zu Haus zogen und das Mehlmeiseler Neujahrslied sangen: "Hört Ihr Leut und lasst euch sag'n. Hammer und Glöckle hab'n 12 Uhr g'schlag'n. Zwölf Uhr ist der letzte Schlag, ist wiederum ein Jahr vollbracht." Das kann sich aber Heimatforscher Josef Wiche nicht vorstellen: Denn der Betreiber der Hütte war ein sehr christlicher Mann, der den Betrieb ab Heiligabend über die Raunächte bis Dreikönig ruhen ließ.
Zwar wurde in der Paterlhütte viel gesungen, aber zu den genannten Tagen hat dort sicher niemand gearbeitet. Während der Raunächte haben die Dorfbewohner auch zu Hause kaum Arbeit verrichtet, die Frauen nicht einmal gefegt oder Wäsche gewaschen, weiß Wiche. "Die Männer versorgten nur die Tiere im Stall. Erst an Dreikönig kehrte das Arbeitsleben zurück". Von dieser Tradition berichten noch heute die Altvorderen.
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