Zum 1. Februar 1921 wurden große Teile von Ober- und Mitterauerbach "umgepfarrt" und der Pfarrei Unterauerbach zugeordnet. Für die Gläubigen endete damit eine Phase empfundener Ungerechtigkeit. Ein Jahrhundert vorher, im Jahr 1820, hatten Mitterauerbacher Hofbesitzer rechts des Auerbachs und Kirchenpfleger Adam Prösl bei der Kammer des Inneren der Königlich-bayerischen Regierung protestiert: „… und dennoch wird diese Kirche weit schlechter als eine Feldkapelle behandelt! Der Pfarrer nimmt sich nicht darum an, weil er keine Früchte davon bezieht, und der andere, welche diese genießet, darf sich darum nicht annehmen." Der Kirchenpfleger finde auch nirgends Gehör "und muss alles so gehen lassen wie es will!".
Wie Markus Kurz in einem Beitrag zum Jahrestag schreibt, war der Auslöser für den Ärger eine verfahrene Situation um die pfarreiliche Zugehörigkeit der Orte Ober- und Mitterauerbach. So gehörten damals die Mühle in Oberauerbach und die drei Höfe in Mitterauerbach links des Auerbachs zur Pfarrei Kemnath bei Fuhrn. Die restlichen Anwesen der beiden Dörfer aber waren vom bischöflichen Konsistorium in Regensburg der Pfarrei Schwarzhofen als Filiale zugesprochen worden, obwohl die Regierung die Orte eigentlich der Pfarrei Unterauerbach zugehörig anerkannt hatte.
Zu dieser eigenartigen Situation war es im 17. Jahrhundert im Zuge der Gegenreformation gekommen: Als 1623 der katholische Glaube in der Oberpfalz wieder eingeführt wurde, übernahmen verschiedene Patres der Jesuiten, Benediktiner, Prämonstratenser und Paulaner die Seelsorge, ausgehend von Neunburg und Schwarzhofen. Der damalige Mangel an Weltpriestern führte dazu, dass manche Pfarrer mehrere Seelsorgestellen zu betreuen hatten und zahlreiche Pfarreien längere Zeit unbesetzt blieben.
So sollte auch Unterauerbach bis 1744 von Schwarzhofen aus geleitet werden, bis der Ort mit Georg Schedlbauer einen eigenen Seelsorger erhielt. Ober- und Mitterauerbach, rechts des Auerbachs gelegen, verblieben aber als Filiale bei der Pfarrei Schwarzhofen, obwohl in vielen Gesuchen um die Umpfarrung nach Unterauerbach gebeten wurde. Im dem eingangs erwähnten Schreiben von 1820 führen die Antragsteller weiter aus, es sei „die Einpfarrung nach Schwarzhofen für uns zu beschwerlich, indem wir dahin eineinhalb Stunden zu gehen haben, die Pfarrei Unterauerbach aber kaum eine halbe Stunde von unserem Dorf entlegen ist, daher wir denn auch nur dahin immer zur Kirche gehen". Auch die Kinder würden in den Nachbarort zur Schule geschickt.
Als Argument für eine bessere seelsorgerliche Versorgung wurden auch finanzielle Verhältnisse ins Feld geführt. "Die hiesige Filialkirche hat zu dem ein weit größeres Vermögen als die zwei Pfarrkirchen zu Schwarzhofen und Unterauerbach", heißt es in dem Brief. Die Bevölkerung sah sich in einer Zwickmühle, in deren Folge die Kirche in Mitterauerbach als "ganz verwaiset" bezeichnet wurde. Eine "verhängte Temporal Sperre" verhindere Einkünfte des Pfarrers von Schwarzhofen, und der "haltet auch schon längere Zeit gar keinen Gottesdienst bei uns". Dahingegen sei dem Pfarrer von Unterauerbach, "welche doch die größten Einkünfte von dieser Filial bezieht", per Anordnung des bischöflichen Konsistoriums "jede geistliche Verrichtung (...) verboten" und er dürfe "so gerne er es möchte, keinen Gottesdienst bei uns halten".
Doch der Zustand änderte sich nicht und veranlasste die Mitterauerbacher zu weiteren Anträgen. Eine Eingabe aus dem Jahr 1846 zielte auf die Errichtung eines Benefiziums ab, das von der Pfarrei Schwarzhofen gänzlich weggeteilt werden müsste. Der Priester sollte neben seelsorgerischen Aufgaben auch die Werk- und Feiertagsschule halten. Die Besoldung aus Mitteln der Kirchenstiftung sei gesichert. Doch auch dieses Ansinnen blieb erfolglos.
Erst Pfarrer Michael Zormaier, der die neue Kirche in Unterauerbach gebaut hatte und 1920 einweihen konnte, gelang die Umpfarrung. Als Gründe wurden im Ordinariatsakt die weite Entfernung und der schlechte Weg nach Schwarzhofen angeführt. Auch dass die Kinder die Schule in Unterauerbach besuchen, dass in Krankheitsfällen der Pfarrer von dort geholt werde, und dass die Kooperatorenstelle in Schwarzhofen nicht besetzt sei, wurden jetzt als Gründe anerkannt. Die Umpfarrung solle mit Wirkung zum 1. Februar 1921 erfolgen. In der Folge wurde im gleichen Jahr auch der Friedhof in Mitterauerbach erweitert, denn die Bewohner von Oberauerbach wurden nun nicht mehr in Schwarzhofen, sondern hier begraben.
Bis zur vollständigen "Wiedervereinigung auf Kirchenebene" dauerte es weitere 54 Jahre: Mit Wirkung zum 1. April 1975 wurden auch die restlichen Anwesen von der Pfarrei Kemnath bei Fuhrn zur Pfarrei Unterauerbach umgepfarrt. So waren nach über 300 Jahren, in denen der Auerbach für Mitter- und Oberauerbach eine kirchliche Grenze darstellte, alle Anwesen zumindest pfarreilich wieder vereint.
Blick in die Kirchen-Geschichte
- Erstmals erwähnt: 1031 wird eine Ansiedlung im Auerbachtal als "Urpach" in einer Besitzurkunde des Regensburger Klosters Sankt Emmeram erwähnt.
- Eigenständige Pfarrei: Unterauerbach wurde schon 1326 als Pfarrei aufgeführt, Mitterauerbach wird 1482 als eigenständige Pfarrei genannt.
- Als Gründer wird der Adelige Jörg Moshaimer aus Inkofen bei Eggmühl südlich von Regensburg angenommen.
- Wertvolle Fresken: Bei Reparaturarbeiten im Jahr 1903 wurden unter einem vierfachen Anstrich im gotischen Chor der Mitterauerbacher Kirche kunsthistorisch bedeutsame Malereien entdeckt.
- Frühere Geistliche: Als Pfarrer sind für Mitterauerbach damals Ulrich Dorffler (um 1495), Ulrich Forster (bis 1533) und Ulrich Hopf (1533 bis 1551) genannt.
- Umbruch nach Glaubenswechsel: Für 1557 ist dokumentiert, das der für Unter- und Mitterauerbach zuständige Pfarrer Nikolaus Erler zur lutherischen Lehre übergetreten ist. Nach seinem Tod scheint Mitterauerbach mehr und mehr von Schwarzhofen aus betreut worden zu sein.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.