Mitterteich
08.02.2022 - 11:43 Uhr

Musikalisches Mitterteich: Erinnerungen an Gesangsgruppen, Chöre und Prominente

Chöre, Gesangsgruppen und Prominente: In der Reihe Erzählcafé fiel diesmal der Blick auf die musikalischen Aktivitäten in Mitterteich und Umgebung. Für Referentin Monika Beer-Helm gab es eine Überraschung.

Eine Aufnahme des Mitterteicher Kirchenchors aus dem Jahr 1940. Nur von wenigen Personen sind die Namen bekannt. Links oben der damalige Stadtpfarrer Josef Neidl. Archivbild: Archiv Werner Männer/exb
Eine Aufnahme des Mitterteicher Kirchenchors aus dem Jahr 1940. Nur von wenigen Personen sind die Namen bekannt. Links oben der damalige Stadtpfarrer Josef Neidl.

Von Werner Männer

Ein breites Spektrum an musikalischen Aktivitäten zeigte der Arbeitskreis Heimatpflege beim jüngsten Treffen der Reihe Erzählcafé im Mehrgenerationenhaus. Mitterteicher Gesangsgruppen und berühmte Künstler standen dieses Mal im Mittelpunkt des Nachmittags. Arbeitskreis-Vorsitzender Werner Männer freute sich besonders, dass er zu dieser Veranstaltung erstmals auch Bürgermeister Stefan Grillmeier willkommen heißen konnte.

Referentin Monika Beer-Helm begann mit dem ältesten Gesangsverein, der in der Stadt bekannt ist: dem Arbeitergesangverein. 1909 gilt als dessen Gründungsjahr. Im Laufe der Zeit hatte der Verein viele Vorstände und Dirigenten, als letzter ist Paul Fandler bekannt. In der Kantine der Porzellanfabrik wurden die Proben abgehalten, und später traf man sich in der Gaststätte Seebach. Zurzeit, so Beer-Helm weiter, würden Herbert Hackbarth und sie alte Zeitungen im Stadtarchiv digitalisieren. Dabei finde man immer wieder interessante Spuren. Unter anderem habe man alte Liederbücher entdeckt, die vom Arbeitergesangverein verwendet wurden. Wiedergegründet wurde der Verein 1954, im Jahr 1955 kam auch eine Frauengruppe dazu.

Gleich zu Beginn des Nachmittags hatte die Referentin ein Foto gezeigt und dazu eine Rätselfrage gestellt: Wer kennt diese singenden Personen vom Stiftländer Heimatverein? Für die Anwesenden war dies kein Problem: Sie benannten Maria Röber, deren Tochter und den Vereinsvorsitzenden Josef Batz. Dass der Verein eine eigene Musikgruppe hatte, sei bekannt, so Beer-Helm. Aber von den Besuchern konnte sich niemand mehr daran erinnern.

Auf und Ab beim Kirchenchor

Weiter ging es zum Evangelischen Kirchenchor, der 1898 gegründet wurde. Aufgelöst durch die Nationalsozialisten, kam es erst 1947 zur Wiedergründung durch Gemeindeschwester Elsa Bernet. Es gab stets ein Auf und Ab im Vereinsleben, was laut Beer-Helm meist mit den Dirigenten zusammenhing. Ein neuerlicher Wechsel stehe auch jetzt wieder bevor, da die Familie Schlenk in diesem Jahr aus Mitterteich wegziehen werde. Bisher hatte die Frau des Pfarrers den Kirchenchor geleitet. Die anwesende Christine Etzold, ebenfalls Kirchenchormitglied, ergänzte, dass sich der Chor nun mit den Tirschenreuthern vereinigen wolle, da es zu wenige Sängerinnen und Sänger gebe. Wegen der Corona-Pandemie würden Proben und Aufführungen, wenn möglich, im Freien stattfinden.

Ein weiterer heute noch aktiver Chor ist der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde, der von Pfarrer Dr. Johannes Richter ins Leben gerufen wurde. Hier habe man unter den alten Akten im Archiv einen Spendenaufruf des Pfarrers gefunden. Erwähnenswert fand die Referentin den Mitterteicher Frauendreigesang, der einige Auszeichnungen entgegennehmen konnte, unter anderem den bekannten Arzberger Bergkristall.

Viel Material habe man über den Katholischen Kirchenchor gefunden, fuhr Beer-Helm fort. So verwies sie unter anderem auf die Aufführung des "Rattenfängers von Hameln" unter der Leitung von Schwester Isengard. Einige der Besucher hatten neuere Fotos vom Chor mitgebracht, so dass die Sammlung ergänzt werden konnte.

Erste Proben im Wohnzimmer

Auch das Ensemble Kreuzer unter Leitung von Brigitte Kreuzer, geborene Neudert, habe immer wieder mit Konzerten und Singspielen von sich Reden gemacht. Die ersten Proben, so erzählte man sich, seien im Wohnzimmer der Familie Neudert abgehalten worden, berichtete Beer-Helm. Nicht unerwähnt ließ die Referentin die Mädchensinggruppe, welche Gemeindereferentin Gertrud Hankl leitete. Einen bekannten Chor habe auch der Frauenbund, berichtete die Referentin weiter. Er könne heuer bereits zehnjähriges Bestehen feiern.

Der Männergesangverein, dessen Anfänge ins Jahr 1865 zurückreichen, sei nach wie vor sehr bekannt in der Stadt. 1956 wurde der Verein wiedergegründet, Heinrich Bornschlegl übernahm das Dirigat. Überhaupt habe Bornschlegl sehr viel zur musikalischen Entwicklung in Mitterteich beigetragen, so Beer-Helm. Ein besonderer Höhepunkt im Vereinsleben sei eine USA-Reise gewesen, wobei auch Konzerte gegeben wurden.

Eine weitere musikalische Vereinigung, so die Referentin weiter, sei der Männergesangverein Steinmühle. Der habe später noch eine Frauensinggruppe mitgeführt. Erwähnung fanden ferner der Männer-Viergesang, das Duo Possehn-Süß und die Mitterteicher Nachtwächter sowie die Gruppe "Music & More". Beer-Helm vergaß auch nicht die Hüttenmusik der Naturfreunde sowie die Gruppe "Omnis", die bei vielen kirchlichen Anlässen heute noch aktiv ist.

Orchester und Stargeiger

Zu den berühmten Musikern aus Mitterteich zählte die Referentin Domkapellmeister Dr. Theobald Schrems, der die Regensburger Domspatzen zu Weltruhm geführt habe. Aber auch berühmte Musikkapellen und Künstler traten nach dem Krieg in Mitterteich auf: Max Greger und Fred Bertelmann, jeweils mit Orchester, Stargeiger Barnabas von Geczy, Trompeter Chary Tabor, die Sängerin Magda Schneider, die Mutter von Romy Schneider, oder Ilse Werner. Das einhellige Urteil der Besucher: "Da war was los in Mitterteich!" Am Ende der Ausführungen bedankten sich die Gäste bei der Referentin und bescheinigten ihr, einen schönen Nachmittag gestaltet zu haben.

Eingangs hatte Werner Männer darauf hingewiesen, dass sich der Start der Erzählcafé-Reihe des Arbeitskreises Heimatpflege heuer bereits das zehnte Mal jährt. Von Beginn an sei Monika Beer-Helm als Referentin und "Macherin" an der Vorbereitung und Gestaltung dieser Nachmittage beteiligt.

Alte Häuser und "Fosnatnigl"

In all den Jahren seien viele Mitterteicher Themen besprochen und, sofern möglich, auch im Bild gezeigt worden. So erinnerte der AK-Vorsitzende beispielsweise an die Beleuchtung der Straßennamen mit den entsprechenden Häusern, die in der Stadt von Bedeutung waren. Viele Besucher hätten beim Thema Oberer Markt nicht gewusst, dass die erste Poststelle einst dort zu finden war. Im Gegensatz dazu hätten sich viele ältere Personen an das ehemalige "blaue" Schulhaus erinnern können, wo heute die Sparkasse steht. Eigene Nachmittage seien der Schulzeit und alten Klassenfotos gewidmet worden, so Männer. Erinnert habe man auch an altes Brauchtum oder die Prominenten der Stadt Mitterteich. Einer der Nachmittage habe sich um den Fasching gedreht. Dabei sei überraschenderweise Herma Laumer nochmals als "Fosnatnigl" in ihrem alten Kostüm aufgetreten.

Ein großer Themenbereich seien die zahlreichen Wirtshäuser in und rund um Mitterteich gewesen, fuhr Vorsitzender Männer fort. Leider habe die Corona-Pandemie dazwischengefunkt, so dass man hier ein wenig kürzer habe treten müssen. Es seien noch nicht alle Informationen zu diesem Thema zusammengetragen, so Männer. Das dafür geplante Buch sei also immer noch in Vorbereitung.

Neues Buch zu Ostern

Im Moment habe allerdings das Thema "Musikalisches Mitterteich" Vorrang. Hier sei man schon sehr weit gekommen. Und wenn alles gut läuft, soll dieses Buch zu Ostern erscheinen. Bei den Recherchen erlebe man immer wieder Überraschungen, berichtete Männer. Es tauchten etwa plötzlich Bilder auf, die man schon lange gesucht habe. In diesem Zusammenhang dankte der Vorsitzende den vielen Mitterteichern, die in ihren Fotoalben gesucht und den Arbeitskreis sehr unterstützt haben.

Einen ganz besonderen Dank richtete der AK-Vorsitzende an Monika Beer-Helm. Sie habe in den vergangenen Jahren viel geforscht, unter anderem tagelang im Stadtarchiv, und sie habe auch viele Telefonate geführt. Ein enormer Zeitaufwand sei mit ihrer Arbeit verbunden gewesen. Aber auch das jeweilige Vorbereiten dieser Nachmittage benötige viel Zeit und Ausdauer. "Das ist mit Gold nicht aufzuwiegen", bemerkte Männer zu ihrer Arbeit. Der Arbeitskreis-Vorsitzende überreichte Beer-Helm nicht nur einen Blumenstrauß, sondern auch noch Gutscheine. Die Anwesenden quittieren das Wirken der Referentin mit langem Applaus. Der Dank des Vorsitzenden galt auch dem Team des Mehrgenerationenhauses, wo der Verein stets gut aufgenommen worden sei.

Monika Beer-Helm bedankte sich für diese Überraschung und berichtete, dass tatsächlich in so mancher Urkunde im Stadtarchiv immer wieder versteckte Hinweise zu finden seien. Man finde meist immer etwas Unverhofftes, gab Beer-Helm kurze Einblicke in ihr Wirken.

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Die Mitterteicher Nachtwächter beim Festzug zum Jubiläum „300 Jahre Basilika Waldsassen“ im Jahr 2004. Archivbild: Werner Männer
Die Mitterteicher Nachtwächter beim Festzug zum Jubiläum „300 Jahre Basilika Waldsassen“ im Jahr 2004.
Die Personen auf diesem Bild wurden von den Besuchern des Erzählcafés sofort erkannt: Maria Röber mit ihrer Tochter und Josef Batz vom Stiftländer Heimatverein bei einem Auftritt anlässlich eines Vereinsjubiläums. Archivbild: Werner Männer
Die Personen auf diesem Bild wurden von den Besuchern des Erzählcafés sofort erkannt: Maria Röber mit ihrer Tochter und Josef Batz vom Stiftländer Heimatverein bei einem Auftritt anlässlich eines Vereinsjubiläums.
AK-Heimatpflege-Vorsitzender Werner Männer bedankte sich bei Monika Beer-Helm, die für die Themen des 
Erzählcafés in den vergangenen zehn Jahren viel recherchiert und sich auch bei den Vorbereitungen der Treffen viel Mühe gemacht habe. Bild: Werner Männer
AK-Heimatpflege-Vorsitzender Werner Männer bedankte sich bei Monika Beer-Helm, die für die Themen des Erzählcafés in den vergangenen zehn Jahren viel recherchiert und sich auch bei den Vorbereitungen der Treffen viel Mühe gemacht habe.

"Das ist mit Gold nicht aufzuwiegen."

Werner Männer über das Wirken von Monika Beer-Helm

 
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