Mitterteich
21.02.2019 - 12:50 Uhr

"Rappelkiste" mit neuem Konzept

Der Kinderschutzbund musste zum neuen Kindergartenjahr im September sein Angebot in Mitterteich und Tirschenreuth umstrukturieren. Seitdem gibt es kürzere Öffnungszeiten und längere Wartelisten.

Die Tirschenreuther „Rappelkiste“ des Kinderschutzbundes hat ihre Räume im ehemaligen Hamm-Gebäude in der Bahnhofstraße. Dort besuchen 16 Kinder die Spielgruppe. Bild: szl
Die Tirschenreuther „Rappelkiste“ des Kinderschutzbundes hat ihre Räume im ehemaligen Hamm-Gebäude in der Bahnhofstraße. Dort besuchen 16 Kinder die Spielgruppe.

Ein Brief vom Jugendamt an die „Rappelkiste“, einem Betreuungsangebot des Kinderschutzbundes in Mitterteich und Tirschenreuth, schlug bei Tagesmüttern, Eltern und Bürgermeistern vergangenen Mai hohe Wellen. Das Angebot war als Notfalleinrichtung gedacht, das Konzept sei aber ausgeartet: Die "Rappelkiste" habe mehr und mehr einen Kita-Charakter gehabt. Aus rechtlichen und versicherungstechnischen Gründen bemängelte das Jugendamt diese Situation.

Alle Beteiligten setzten sich zusammen und schafften neue Strukturen. Sie waren sich einig, das Angebot des Kinderschutzbundes in jedem Fall zu erhalten. Seit September, dem neuen Kindergartenjahr, läuft die "Rappelkiste" unter dem Konzept einer Spielgruppe. Geöffnet ist nur noch 10 Stunden in der Woche - vorher waren es 40 Stunden. In Mitterteich ist mittwochs und donnerstags je 5 Stunden von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Dort betreuen abwechselnd 4 Ehrenamtliche insgesamt 16 Kinder.

In Tirschenreuth ist nun donnerstags und freitags ebenfalls für 5 Stunden geöffnet. Dort wechseln sich 3 Mitarbeiterinnen mit der Betreuung von ebenfalls 16 Kindern ab. Auch das Team schrumpfte: Anstatt 11 Betreuerinnen sind mittlerweile nur noch 7 im Einsatz. Das Team achtet besonders darauf, dass die Tagesmütter immer der gleichen Gruppe zugeteilt sind, damit die Kinder eine feste Bezugsperson haben.

Janette Beer ist Erzieherin und arbeitet ehrenamtlich in der "Rappelkiste" in Mitterteich. Für sie ist die neue Situation nicht zufriedenstellend. "Wir haben viele Gespräche geführt und uns letztendlich für dieses Modell entschieden", erklärt die Erzieherin. Keine wirkliche Verbesserung, findet Beer, aber die einzig praktikable Lösung. "Es ist schwierig, weil wir gebraucht werden. Wir müssen die Eltern vertrösten, die Wartelisten sind lang."

Bericht über die geplante Umstrukturierung:

Eltern, die ihr Kind früher zweimal die Woche in die Rappelkiste brachten, können es jetzt nur noch einen Tag vorbeibringen. Von Notfallbetreuung könne keine Rede sein. Wenn eine alleinerziehende Mutter etwa spontan für eine Besorgung eine Betreuung für zwei Stunden für ihr Kind braucht, ist das nicht möglich. Die Flexibilität sei weg. Mitterteichs Bürgermeister Roland Grillmeier kann die Enttäuschung verstehen, das Problem kurzfristig aber nicht lösen. "Die Größenordnung der ,Rappelkiste' war die falsche. Das Angebot ist einem normalen Krippen- und Kindergartenbetrieb nahe gekommen. So konnte es nicht weitergehen." Obwohl die Eltern absolut zufrieden waren, die Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Tagesmütter einen guten Job machten. Die Kapazitäten überstiegen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Regelungen und Vorschriften würden auch dem Bürgermeister die Hände binden. Die Ursachen für das Problem sieht Grillmeier nicht im "Rappelkiste"-Konzept, sondern in der Bedarfsplanung. Diese gestaltet sich schwierig: "Da stehen wir im Nebel."

Obwohl die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt die Eltern Neugeborener anschreibt und bittet ihre Wünsche hinsichtlich Kinderbetreuung anzugeben. "Je genauer die Vorplanung geschildert ist, desto besser können wir planen." Es mangele an Rückmeldungen, so Grillmeier. Dennoch sei ein Trend nach mehr Krippenplätzen in Mitterteich erkennbar. "Wir haben uns wahrscheinlich zu sehr auf die Rappelkiste verlassen", gesteht Grillmeier. "Wir sind dabei uns neu aufzustellen." Bis 2020 soll ein dritter Kindergarten in Mitterteich fertig sein.

In dieser Überbrückungszeit von eineinhalb bis zwei Jahren, tut sich eine Betreuungslücke auf. "Bis jetzt geht das alles so", sagt der Bürgermeister. Aber: "Wenn mich jetzt jemand anruft und kurzfristig einen Betreuungsplatz braucht, müsste ich diejenigen ans Jugendamt weiterleiten. Die wiederum würden das Problem mit einer Tagesmutter lösen, wenn eine verfügbar ist." Dass jemand absolut keine Betreuung für sein Kind findet, seien allerdings Einzelfälle, nicht die Regel.

Mit viel Kreativität

"Wir haben die Situation der ,Rappelkiste' in Tirschenreuth gut in den Griff bekommen", erklärt Bürgermeister Franz Stahl. Das Angebot des Kinderschutzbundes ist auch hier zurückgefahren. "Sicherlich war es für einen Teil der Eltern, die ihre Kinder dort hatten, nicht einfach umzudisponieren." Gottseidank hätten sie sich sofort anderweitig zu helfen gewusst. "Die Platzsuche nach Betreuungsplätzen ist enorm stärker geworden", registriert Stahl.

Bis der vierte Kindergarten im August 2020 fertig ist, könnten die Kinder "mit sehr viel Kreativität im städtischen Kindergarten untergebracht werden." Danach würde sich laut Stahl auch die Situation entspannen und die "Rappelkiste" kann zu ihrem Grundprinzip zurückkehren.

Mitterteich10.01.2019
Tirschenreuth20.02.2019
Die Tirschenreuther „Rappelkiste“ des Kinderschutzbundes hat ihre Räume im ehemaligen Hamm-Gebäude in der Bahnhofstraße. Dort besuchen 16 Kinder die Spielgruppe. Bild: szl
Die Tirschenreuther „Rappelkiste“ des Kinderschutzbundes hat ihre Räume im ehemaligen Hamm-Gebäude in der Bahnhofstraße. Dort besuchen 16 Kinder die Spielgruppe.
 
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