Um aus Oberpfälzer Sand Spezialglas zu schmelzen, braucht es Hitze. Viel Hitze. Und die erzeugt der Glaskonzern Schott in Mitterteich bisher hauptsächlich mit Erdgas. Einer möglichen Gasknappheit begegnet das Unternehmen laut Mitteilung "mit einem millionenschweren Investitionsprojekt nach dem Tankstellenprinzip". Die Kerndaten dazu: drei Tanks, je 30 Meter lang, 400 Kubikmeter Fassungsvermögen.
In den vergangenen Monaten ist daher auf dem Werksgelände ein schwimmbadgroßes Loch entstanden. Dort werden die drei Tanks versenkt. Oberirdisch bleibe am Ende nur eine Gasmischanlage sichtbar. Aber die Tanks müssen zuerst einmal nach Mitterteich kommen. Daher rollen demnächst in drei Nächten riesige Schwertransporter in die Stadt. Der erste in der Nacht zum Freitag, 21. Oktober, gegen 2 Uhr. "Der Transport-Lkw ist 70 Meter lang und damit sozusagen das Maximum, was auf deutschen Straßen transportiert werden kann“, sagt Standortleiter Stefan Rosner.
Schnelles Handeln gefragt
Dabei hebt er in der Mitteilung auch die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landkreis bei dem Energieprojekt hervor. Die Behörden hätten die Dringlichkeit verstanden und ihr Möglichstes für eine schnelle Realisierung getan, verweist Rosner unter anderem auf einen einstimmigen Beschluss des Stadtrats. „Die Stadt und Schott ziehen hier an einem Strang. Auch die jetzt anstehenden Schwertransporte sind natürlich mit der Stadt besprochen“, wird Bürgermeister Stefan Grillmeier zitiert.
Ab 2023 soll die Energietankstelle in Betrieb sein – keine sechs Monate nach Baubeginn und noch vor Ende des Winters. Standortleiter Rosner unterstreicht diesen Zeitdruck: „Das Vorhaben muss schnell und sicher umgesetzt werden. Wir haben bereits langfristige Lieferverträge mit Flüssiggas-Lieferanten geschlossen und möchten möglichst schnell damit ans firmeninterne Netz.“
Ziel sei es, künftig dauerhaft eine gewisse Menge Flüssiggas, sogenanntes LPG (Liquefied Petroleum Gas), in das interne Erdgasnetz einzuspeisen. Komme dann schlimmstenfalls plötzlich gar kein Erdgas mehr aus der Fernleitung, könnte kurzfristig komplett auf LPG umgestellt werden, um das Werk mindestens für einige Tage autark zu halten. Die Anlieferung des LPG erfolgt per Lastwagen – und nur an Werktagen. Eine neue Verkehrsbelastung für die Stadt Mitterteich entstehe dadurch laut Pressemitteilung nicht. Und auch ein Risiko für die Anwohner sei durch die neue Anlage nicht gegeben.
Ein Stück Liefersicherheit
Eine "große Investition in die Zukunft" nennt Standortleiter Rosner das ganze Projekt. Dabei erklärt er auch die Abhängigkeit von Gas für den Schmelzprozess: „Wichtig zu verstehen ist, dass man Glas nicht einfach mit ein paar Grad weniger schmelzen kann. Unter 100 Prozent Befeuerung geht es nicht. Dann produzieren wir nur noch unbrauchbare Scherben und das wäre fatal. Vor allem für den globalen Pharmamarkt. Schlaganfallmedikamente, Insulin, Impfstoffe – all das wird in Glas aus Mitterteich verpackt. Und dieses Werk ist so groß, dass es global nicht einfach ersetzt werden könnte.“
Trotz Energiekrise in Europa und trotz steigender Preise könne Schott mit dieser Energietankstelle ein Stück Liefersicherheit garantieren. Das Unternehmen habe hier sehr schnell gehandelt und angepackt, "statt nur auf ein 'Wird-schon-gut-gehen' zu vertrauen“.
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